Ich kann den Rückblick auf unseren tristen Ostsee-Ausflug diesmal kürzer halten. Denn auch in unserer Redaktion ist die Enttäuschung am Ende der Hinrunde groß. Woche für Woche blicken wir voller Leidenschaft auf die Spiele unserer Roten, in guten wie in schlechteren Zeiten, und versuchen anhand von kleinen Details das große Ganze in der Mannschaft zu erklären. Nach dem katastrophalen Auftritt am Samstag ist aber auch uns spontan die Lust vergangen. Es gibt kurz vor Weihnachten echt wichtigere Sachen, die in den Kopf gehören. Zumal diese Mannschaft auch die Chance vertan hatte, ihren Fans einen versöhnlichen Jahresabschluss zu schenken.
Man darf in Kiel auch verlieren, aber bitte nicht so!
Dabei waren wir in Kiel nicht chancenlos, sondern konnten uns auch immer wieder ins letzte Drittel durchspielen. An Schüssen war es sogar ein ausgeglichenes Match. Wenn man sich dann aber mit 3:0 Toren dermaßen abkochen lässt, hat man es nicht anders verdient.
Wir hätten gewarnt gewesen sein müssen. Kiel war zuletzt fünf Spiele ungeschlagen, mit vier Siegen in Serie. Und dann überraschte uns Stefan Leitl tatsächlich mit Julian Börner als linken Verteidiger in einer 3er Kette. Vier Monate nach seinem letzten Punktspiel für die Roten. Ein echter Woow-Moment zum Hinrunde-Ausklang. Mehr Geschenke werden auch unter den Tannenbäumen der für ihr schnelles Umschaltspiel bekannten Kieler nicht liegen.
Doch auch auf den Rängen gab es einen alten Bekannten: der Stimmungsboykott war zurück und wandte sich gegen die DFL und den möglichen Einstieg eines Investors in den deutschen Profifußball. Zwölf Minuten schwieg der 12. Mann einheitlich im Heim- und Gästebereich. Es hagelte zuerst kleine Schokokugeln („Wir lassen uns Eure Scheiße nicht als Schokolade verkaufen!“), und danach direkt drei Holsteiner Tore. Eins davon wurde zwar durch den VAR kassiert, wurde dann aber nochmal auf regulärem Wege kurz vor der Pause nachgeholt. Hätten sich unsere Schlachtenbummler nicht eh entschlossen, den Support noch bis zur Halbzeit zu pausieren, ihre Mannschaft hätte ihnen mit dieser Bankrotterklärung alle Gründe dazu geliefert.
Das Desaster in Kiel zeigte deutlich, woran es in den letzten Wochen bei 96 krankte. Seitdem Enzo Leopold nach dem Spiel auf St. Pauli in ein Leistungsloch taumelte, fiel auch das System wie ein Kartenhaus zusammen. Die kurzzeitige Souveränität und Kompaktheit in der Mittelfeldzentrale zerfiel mit jeder Aktion, in der der Gegner schneller als Leopold und Kunze agierte. Sei es mit oder gegen den Ball. Unsere beiden Strategen wiesen in den letzten Partien hohe Pressing-Werte gegen sich auf, wurden oft und gerne unter Feuer genommen. Denn die Gegner wussten ganz genau, dass dort unsere neues Herz zu verorten war, mit dem alles steht, oder eben fällt. Gerade für Leopold war dieses Dauerfeuer, dieses ständige schnelle Finden von Entscheidungen, wohl zu viel Druck. In den letzten drei Spielen waren die Fehler des 23-Jährigen nun derart eklatant, dass sich direkt Gegentore daraus ableiten ließen.
Wollen wir hoffen, dass unser Mittelfeldmotor nicht wieder auf der Ersatzbank verschwindet, so wie zur selben Zeit in der letzten Saison. Wir wissen noch, was dann passierte.
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In den letzten Partien wechselte der Trainer zur oder im Laufe der zweiten Halbzeit Max Christiansen ein. Scheinbar um den erschöpften Leopold zu ersetzen. In Kiel kam Christiansen zum Wiederanpfiff, 21 Minuten später durfte er aber mit Gelb-Rot bereits wieder duschen gehen – und Hannover sich den kurzen Traum von der Aufholjagd abschminken. Auch hier war man einfach nicht gedankenschnell genug und kam gegen viel flinkere Kieler zu spät. Auch wenn die Statistiken Hannover nicht unbedingt schlechter sehen, so konnten die Störche das Spiel wohl in ihren wacheren und willensstärkeren Köpfen gewinnen.
Ich möchte noch einen kurzen Blick auf eine andere wichtige Szene werfen:
In Minute 35 schlugen unsere 120 Sekunden, die uns zurück ins Spiel hätten bringen können. Hier gab es auch mal zu unseren Gunsten zwei eigentlich überprüfungswürdige Szenen. Erst wurde Muroya beim Eindringen in den Kieler Strafraum geklammert und zu Fall gebracht. Aber weder Schiedsrichter Florian Exner noch dem VAR reichte der gut sichtbare Griff aus. Auch dass aus einem circa 30 Zentimeter entfernten Kontakt auch weiter unten eine Berührung am Unterschenkel oder Fuß resultieren muss, schien egal zu sein. Nur wenige Minuten vorher gab es für eine ähnliche Szene in unserem Strafraum noch eine minutenlange Überprüfung, in Folge dessen der Strafstoß nur aufgrund einer vorherigen Abseitsposition nicht gegeben wurde.
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Und weiter gings: Kurz später sprang der Ball pingpong von Lewis Holtby an den Arm des überraschten Fiete Arp. Pfiff? Überprüfung? Fehlanzeige.
Es wurde sogar noch wilder und Experte Stefan Schnoor kam auf „Sport 1“ nicht mehr aus dem Lachen heraus:
in der zweiten Halbzeit durften zwei Kieler Ron-Robert Zieler im Fünfmeterraum körperlich angehen und nur ein Abseits rettete uns in der endlosen Überprüfung vor einem weiteren Tor.
96 mag an diesem Abend schlecht gespielt und das Spiel selbst vergeigt haben. Dass uns aber erneut auf eklatante Art Strafstöße verwehrt wurden, sollte nicht unerwähnt bleiben!
Kann sich jemand an unser letztes Spiel in Kiel erinnern, im November 2022? Beim damaligen Hinrunden-Abschluss kam es ebenfalls zu einigen haarsträubenden Entscheidungen des Schiedsrichters, an deren Ende ein 1:1, viel Verärgerung und eine Rote Karte für Stefan Leitl standen.
Dinge wiederholen sich scheinbar.
So geht es nun extrem frustriert und voller neu entflammter Diskussionen mit drei Kopfnüsse in die Winterpause.
Jetzt sollte unbedingt geschaut werden, warum wir nach dem Derby so einbrechen konnten und warum Stammspieler (Arrey-Mbi, Leopold…) plötzlich „überspielt“ und „mental müde“ sind. Wo ist zudem unser hohes und vormals erfolgreiches Pressing hin? Auch sollte ein besseres Rauskommen aus der Pause angestrebt werden, um ein Deja-Vu von Anfang 2023 zu verhindern.
Wir schieben sicher noch den ein oder anderen Text in den Ferien hinterher. Z. B. warum man unbedingt an Arrey-Mbi und Leopold festhalten sollte. Habt ein paar erholsame Feiertage, liebe Freunde, bleibt stabil und gesund!
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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