Während die Europameisterschaft in Deutschland ins Finale geht, fährt auch Hannover 96 wieder das Pensum hoch, um für den Saisonstart Anfang August in Topform zu kommen. Neben Training und Testspielen wird für Stefan Leitl und sein Team auch die Analyse der europäischen Woow-Momente stehen. Hier lassen sich momentan auf höchster Bühne die neusten taktischen Trends und Spielideen quasi vor der Haustür studieren. Wir haben einige davon für Euch zusammengestellt…
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Automatismen:
Spanien macht es vor, was St. Pauli, Heidenheim und Kiel zuletzt geschafft haben: Du brauchst keine Starspieler, wenn das Kollektiv funktioniert. Einzig und allein müssen Abläufe sitzen und die Spieler müssen Vertrauen in diese Maschinerie haben. Gegen den Ball kompakt, und im Vorwärtsgang blind aufeinander eingespielt.
Frankreich, England und andere Favoriten präsentierten sich vom Mittelfeld vorwärts eher steif in der Hüfte, während Spanien kreative Momente schaffte und Abwehrlinien knackte. Ein Wackler hier, eine Kombination dort, und schon war man erfolgreich in der Box. Für Hannover 96 heißt das, unser zentrales Spiel (Kunze, Leopold) zu stärken, dynamisch auf den Außen (Muroya, Dehm, Ezeh, Matsuda) zu sein und auch das Spiel in den Zwischenräumen (Lee, Gindorf, Oudenne) zu schärfen.
Wir haben den Vorteil, dass der Kader im Großteil zusammen geblieben ist und nur punktuell verstärkt werden musste. Taktik und Ausrichtung bleiben die selben.
Das Turnier bestärkt die Taktik von Hannover 96: Auf die Jugend setzen liegt im Trend
Junge Spieler:
Längst sorgen die Youngster für ansteigendes, gespanntes Raunen in den Arenen. Florian Wirtz (21), Jude Bellingham (20), Adar Güler (19), Xavi Simons (21), Jamal Musiala (21) und allen voran Lamine Jamal (16) gehört die Zukunft und die große internationale Bühne. Ihr juveniler Esprit reißt die Massen von den Sitzen, während alternde Stars wie Ronaldo wirken wie der begleitende Lehrer mit seinen immergleichen Showeinlagen, den eigentlich keiner mehr auf der Fahrt dabei haben wollte.
Auch Hannover 96 gilt inzwischen als verlässliche Adresse für gute Jugendarbeit, Scouting, und deren Durchlässigkeit zu den Profis. Unser Lamine Jamal heißt ab diesem Sommer Denis Husser, wird im September 17 und ist Mittelstürmer in der U19. Stefan Leitl und Marcus Mann haben ihn am Puls der Zeit in die Saisonvorbereitung der Profis hochgezogen. Hier durfte er bereits sein Premieren-Tor schießen und viele wichtige Minuten sammeln.
Über all die anderen coolen Youngster wie Husseyn Chakroun, Hyun-Ju Lee, Hayate Matsuda, und Montell Ndikom brauchen wir hier kaum noch lobende Worte verlieren, da sie fast alle seit Jahren durch unseren Jugendbereich nach oben wirbeln. Stichwort Aufstieg U23 in die 3. Liga. Und bei Nicolo Tresoldis knapp 20 Jahren muss man sich die Augen reiben, wo die Zeit geblieben ist. So lange geht er schon erfolgreich auf Torejagd für Schwarz-weiß-grün.
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Die EM macht es vor: Mehr Mut aus der zweiten Reihe
Eigentore:
10 (Stand nach den Halbfinal-Spielen). Ähnlich wie die unten genannten Fernschuss-Scorer stehen auch Eigentore als Ergebnis unvorhergesehener Aktionen. In Zeiten, in denen Abwehrreihe funktionieren wie Schweizer Uhrwerke, sind es kleine Chaos-Momente, die für Treffer sorgen können. Einfach mal frech sein und draufhalten. Etwas probieren und den Abschluss suchen, entgegen der vermutbaren Abläufe.
Daran müssen unsere roten Akteure noch arbeiten, bzw. mutiger werden. Nicht immer den Ball bis in den Kasten dribbeln/kombinieren wollen. Mit etwas Glück werden Bälle unglücklich abgefälscht und damit eine ganz neue Dynamik ins Spiel gebracht. Just do it! Cedric Teuchert konnte sowas immer gut, wechselte nun aber in die MSL der USA. Und auch Derrick Köhn mit seinen Fackeln, die er nun für Galatasaray Istanbul aufs Tor bringt.
Fernschüsse:
Noch in der Gruppenphase Ende Juni schrieb der „Spiegel“ in seiner Ausgabe: „Schon jetzt sind bei der Europameisterschaft fast so viele Treffer von außerhalb des Strafraums gefallen wie beim gesamten Turnier 2021.“ Selbiges Thema also wie die Treffer nach Eigentore. Weniger Handball-Gepasse, stattdessen mehr Mut zum Abschluss.
Steilpässe als neue Waffe?
Alte Hasen:
Sie sind das Rückgrat, das jede intakte Mannschaft braucht. Leader, alte Wölfe, die im Dienst der Mannschaft nochmal enorm wichtig sind. Thomas Müller etwa wurde angeblich nur nominiert, um mit seiner unvergleichlichen Art den jungen Angreifern im Sturm mit Rat und Erfahrung zur Seite zu stehen. Ein Stimmungsmacher, der auch ohne Spielminuten für Mentalität sorgt. Oder ein Toni Kroos, eine echte Legende, an der sich alle hochziehen können.
Im aktuellen Kader von Hannover 96 muss man mittlerweile etwas nach „alten“ Vorbildern suchen. Klar, Ron-Robert Zieler, bleibt als alter neuer Kapitän erhalten. Auch Marcel Halstenberg mit all seiner Erfahrung und seinem Können strahlt diese klare Struktur über die gesamte Defensive aus und gilt als bester Verteidiger der 2. Liga. Im offensiven Bereich präsentieren sich Enzo Leopold, Harvard Nielsen und Andi Voglsammer als lautstarke Leader, die die Erfahrungs-Achse durch den Kader komplettieren.
Vertikal ist optimal:
Toni Kroos hat es noch einmal vorgemacht, indem das Überspielen von Gegenspielern und ganzen Abwehrreihen zur Chefsache wurde. Mit einer Passquote von einem anderen Stern gab es in diesem Turnier keinen besseren Mittelfeldspieler. Seine perfekten Schnittstellen- und Steilpässe boten die Vorlagen, die seine Stürmer leider zu oft versiebten. Und dennoch war es genug Stoff für ein Lehrvideo, wie man Gegner in der Abwehr aushebelt.
Auch Marcel Halstenberg besitzt die Gabe, genau diese Räume zu sehen und punktgenau bespielen zu können. Während Toni Kroos sich immer wieder in den linken hinteren Halbraum zurückfallen ließ, um sich Platz zu verschaffen, stößt Halste von hinten in genau diesen. Vorgeschobene Innenverteidiger, die im Ballbesitz wie ein spielender 6er agieren sind heutzutage nix ungewöhnliches mehr, auch der FC St. Pauli verschaffte sich dadurch oft Dominanz im Mittelfeld. Und: mit Phil Neumann haben wir einen zweiten Zuckerfuß im Team, der gerne vor tritt und vertikale Bälle schlägt. Die Videos von Neuzugang Josh Knight zeigen diese Waffe übrigens auch eindrucksvoll.
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Stefan Leitl hatte sicher unterhaltsame Wochen, um vor dem Fernseher die neusten Spielideen zu studieren. Um dann festzustellen, dass wir viele der Stärken ebenfalls im Team tragen. Das sollte uns Mut für den baldigen Saisonstart machen, auch wenn wir Fans sicher noch auf die ein oder andere geile Neuverpflichtung hoffen…
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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