Das Kartenhaus droht einzufallen

Marcus Mann hat seinen Vertrag bei Hannover 96 langfristig verlängert.

Sportlich läuft es für Hannover 96 derzeit – vorsichtig ausgedrückt – mäßig. Die desolaten Vorstellungen gegen Sandhausen und Nürnberg haben die Roten auf Tabellenplatz 14 versetzt. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt lediglich vier Pünktchen. Die kommende Aufgabe könnte mit einem Auswärtsspiel in Gelsenkirchen derweil kaum komplizierter sein…

Die Sorge um den Klassenerhalt zieht mal wieder seine Kreise rund um die Landeshauptstadt. Die Schlinge zieht sich von Woche zu Woche weiter zu. Inzwischen schon so weit, dass die Vertragsgespräche laut Medienangaben vorerst auf Eis gelegt wurden. Eine katastrophale Ausgangssituation, denn Sportdirektor Marcus Mann hat auch ohne die Abstiegsnöte alle Hände voll zu tun.

Im Sommer laufen gleich zehn Profiverträge aus, darunter fünf Stammspieler. Das keiner von ihnen in der dritten Liga kicken möchte, ist verständlich. Hannover steht unter Zugzwang, das Kartenhaus droht einzufallen. Die anderen Vereine bringen sich bereits in Stellung…

Die beiden Leihspieler Maximilian Beier (TSG Hoffenheim) und Mark Diemers (Feyenoord Rotterdam) haben sich bei 96 schnell zu Stammspielern gemausert. Der im Sommer an die Leine gewechselte Beier absolvierte bereits 22 Spiele (4 Scorerpunkte) in dieser Saison und nahm bis dato eine prächtige Entwicklung. Sein Ausbildungsverein Hoffenheim dürfte dies freuen. Gerne würde man den 19-jährigen für eine weitere Spielzeit halten, auch die TSG dürfte grundsätzlich nicht abgeneigt sein. Schließlich herrscht beim Bundesligisten ein großer Konkurrenzkampf – für Beier derzeit noch zu groß. Doch in der dritten Bundesliga würde man sein Talent unter Wert verkaufen. Um Profit aus der derzeitigen Situation ziehen und den intakten Draht zu Hoffenheim ausnutzen zu können, müssen sich die Roten schnellstmöglich aus dem Abstiegskampf befreien. Wenn sich die Verhandlungen weiter hinziehen, steht die höherklassige Konkurrenz bereit – und die Angebote für den Shootingstar werden kommen.

Ebenso wie Beier fühlt sich auch Mark Diemers pudelwohl in der Landeshauptstadt. Erst im Winter kam er vom niederländischen Erstligisten Rotterdam, wo er lange Zeit einen Stammplatz inne hatte. In Hannover sollte er nach seiner Verletzung zu alter Stärke zurückfinden, um den Niederländern langfristig im Titelrennen zu helfen. Diemers ist ein Profi der alten Schule: Geld und Ruhm spielen für ihn eine untergeordnete Rolle. Ihm geht es um das soziale Umfeld, seine Familie und Freude an der Arbeit. All die  ist laut eigenen Aussagen bei den Niedersachsen gegeben. Ein Gang in die dritte Liga würde die soziale Wohlfühloase jedoch überwiegen.

Mark Diemers fühlt sich wohl in Hannover – im Sommer könnte es jedoch zurück in die Niederlande gehen

Auf Abschied stehen die Zeichen bei Flügelspieler Linton Maina. Mit vier Toren (in 22 Spielen) zählt der 22-jährige zu den wichtigsten Spielern in dieser Saison. Sein Wunsch nach der Bundesliga ist allgemein bekannt, eigentlich wollte er mit den Roten oben angreifen. Dieses Ziel hat man meilenweit verfehlt, für Maina könnte es dennoch eine Etage nach oben gehen. Zudem sind seine Gehaltsvorstellungen nicht realisierbar. Alles andere als eine Trennung wäre überraschend.

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Unbedingt halten will man derweil die Abwehrspieler Marcel Franke und Niklas Hult. Unser Kapitän ist in der Innenverteidigung gesetzt, zusammen mit Börner bildet er das überlebenswichtige Bollwerk. Bereits zehn Mal konnte man (zusammen mit Zieler) den Kasten sauber halten. Der 28-Jährige spielt einen ruhigen Ball und strahlt Souveränität aus. Zwar gelangen ihm in dieser Spielzeit keine goldenen Momente – patzen tut er jedoch auch so gut wie nie. Eine solche Konstante brauchen die Niedersachsen. Vor allem im Abstiegskampf.

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Einen solchen Moment hatte Hult erst vor Kurzem gegen Holstein Kiel. Der Linksverteidiger ist auf seiner Position die unangefochtene Nummer eins, dies soll auch in den kommenden Jahren so bleiben. Der Schwede ist Fanliebling in Hannover – diese Ehre weiß der Schwede zu schätzen. Die Zeichen stehen aus Verlängerung.

Eine knifflige Entscheidung steht bei den „Oldies“ Mike Frantz und Dominik Kaiser an. Letzterer konnte sich in den letzten Wochen zurück in den Fokus kämpfen, stand in drei der letzten vier Ligaspiele in der Startelf. Bei den Siegen gegen St. Pauli und Kiel verlieh er unserem Mittelfeld die nötige Stabilität und fing viele wichtige Bälle ab. Gegen Nürnberg erfolgte der Einbruch. Wenn Kaiser sein Leistungsvermögen abspulen kann, ist er eine Bereicherung für das Team von Dabrowski. Es macht zudem den Anschein, dass er unter ihm in die Spur zurückgefunden hat. Seine Kämpfermentalität dürfte auch in der kommenden Saison wichtig sein, alles andere als eine Verlängerung wäre unverständlich. Anders ist die Ausgangslage bei Mike Frantz. Der Routinier (35 Jahre) durfte erst in 7 Saisonspielen ran, in diesem Jahr steht noch keine Einsatzminute auf der Habenseite. Frantz ist für die Mentalität im Team wichtig, sportlich wird er aber wohl kaum noch eingreifen. Gegebenenfalls kann man ihn nach seinem Profivertrag in einer anderen Funktion einbinden.

Mike Frantz spielt in dieser Saison sportlich nur eine untergeordnete Rolle

Ein großes Fragezeichen steht hinter den drei anderen Abschieds-Kandidaten. Einer von ihnen ist Phillip Ochs. Der 24-Jährige konnte sich unter Dabrowski nicht durchsetzen und kommt über die Joker-Rolle nicht hinaus. Bis dato durfte er in 13 Spielen ran, in die Listen konnte er sich noch nicht eintragen. Großer Pluspunkt ist seine Variabilität. Als eine Art Feuerwehrmann kann er auf nahezu jeder Position eingesetzt werden – er selbst will es sogar! Sein Spiel ist durchschnittlich und passt zu einem gesunden Zweitligakick, die Fehleranfälligkeit hält sich in Grenzen. Ochs ist ein guter Back-Up-Spieler, dies kann künftig so bleiben. Mann sollte eine Verlängerung forcieren. Selbiges gilt für Marc Lamti. Der Tunesier kam als absolutes Talent von Bayer Leverkusen an die Leine, seinen zwischenzeitlichen Platz im Team hat er jedoch verloren. In dieser Saison kam der 21-Jährige vorwiegend in der zweiten Mannschaft zum Einsatz und zeigte hier stabile Leistungen. Dabrowski ist der richtige Mann, um die Jugend behutsam zu fördern und an die Profis heranzuführen. Diesen Weg sollte man mit Lamti weiter verfolgen. Unser dritter Keeper Marlon Sündermann war bereits in anderen Sphären unterwegs, aus Personalnöten hat man ihn zu dieser Saison zurückgeholt. Aufgrund der zwischenzeitlichen Ausfällen von Zieler und Hansen kam ihm eine wichtige Bedeutung zu, sportlich kann er sich jedoch nicht durchsetzen. Zur kommenden Spielzeit wird voraussichtlich Weinkauf aus Duisburg zurückkehren und aus den U-Mannschaften drängen sich andere Akteure auf. Die Zeichen stehen auf Abschied.

Wir können festhalten, dass Marcus Mann in den kommenden Wochen alle Hände voll zu tun haben wird. Ausschlaggebend für sämtliche Vertragsgespräche ist die sportliche Entwicklung. Durch Erfolge muss man die Freude an Hannover 96 hoch halten – dann kann die Planung für die kommende Saison endlich Fahrt aufnehmen.  

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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