Mit einem Sieg gegen Bayern – egal ob glücklich oder verdient – hätte Hannover 5 Siege und 6 Unentschieden auf dem Konto. Passend dazu wäre nach exakt 560 Tagen Wartezeit der Auswärtsfluch gebrochen. An der Zeit wäre es!
Dieser Text erschien gestern als Gastbeitrag auf der Homepage von Hannover 96.
Von Dennis Draber
Wie naiv ist es, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass der Tabellenletzte gegen den Tabellenführer auswärts einen Sieg holen kann? „Ich glaube, der Rest der Welt lacht uns aus, wenn wir sagen: Wir fahren nach München, um zu gewinnen.“ Henne Weydandt brachte es nach dem Heimsieg gegen Mainz perfekt auf den Punkt: Niemand glaubt an uns, zeigen wir es ihnen!
Am Samstag heißt es also nicht nur Hannover 96 gegen Bayern München – als wäre das nicht schon Herausforderung genug! – sondern Hannover gegen den Rest der Welt. Und das Aufgebot, das Hannover in diesen finalen Kampf schickt, hört sich nicht gerade nach einem Team aus Superhelden an. Im Gegenteil: Mit einem Klempner aus Castrop-Rauxel im Tor und einem Ex-Kreisligakicker aus Groß Munzel im Sturm fahren wir zum deutschen Rekordmeister.
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Ich sehe es förmlich vor mir, wie Uli Hoeneß sich morgen mit einem herzhaften Lachen die Aufstellung von Hannover 96 durchliest, während Karl-Heinz Rummenigge gelangweilt auf seine Uhr schaut und sich fragt, ob er seine teure Zeit nicht mit etwas Sinnvollerem verbringen kann. Und es stimmt ja auch: Mehr David gegen Goliath geht nicht.
David besiegte Goliath übrigens mit einer Steinschleuder – und mit etwas göttlichem Beistand. Auch Hannover, der David aus Niedersachsen, hätte etwas Unterstützung von oben verdient. Denn das Schicksal meinte es bisher nicht gut mit uns: Sei es die offensichtliche Mainzer Schwalbe im Dezember, für die es unberechtigterweise einen Elfmeter gab. Sei es der brutale Tritt im Dortmunder Strafraum gegen Sarenren Bazee, bei dem der Videoschiedsrichter im Kölner Keller gerade Bier holen war. Sei es Haraguchis kurioser Schneeball, der kurz vor der Leverkusener Torlinie im Schnee stecken blieb.
Falls es also so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit gibt, hat Hannover noch etwas gut. Fußballwunder gibt es übrigens tatsächlich, wenn auch selten. Ein Beispiel, an das sich kaum jemand noch erinnert, aber Mut machen sollte: Vor 25 Jahren lag Freiburg drei Spieltage vor Schluss hoffnungslos abgeschlagen auf einem Abstiegsplatz. Mit drei Siegen in drei Spielen schaffte Freiburg doch noch das Wunder. Auf der Zielgeraden überholten die Breisgauer den 1. FC Nürnberg und sicherten sich den Klassenerhalt.
Mit einem Sieg gegen Bayern – egal ob glücklich oder verdient – hätte Hannover fünf Siege und sechs Unentschieden auf dem Konto. Passend dazu wäre nach exakt 560 Tagen Wartezeit der Auswärtsfluch gebrochen. Mein gewagter Tipp: Weil ich an ausgleichende Gerechtigkeit glaube und dieses Mal das Glück auf unserer Seite steht, siegt Hannover 96, auch dank einem überragenden Esser zwischen den Pfosten, mit 1:0 gegen Bayern München. Soll der Rest der Welt über uns lachen, wenn wir nach München fahren, um zu gewinnen. Wir glauben an unsere Chance – und sei sie noch so klein.
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