Hannover – Hannover 96 bleibt auch im sechsten Spiel der ersten Bundesliga ungeschlagen. Zufrieden sein darf man allerdings nicht. Vielmehr können Probleme auf die Mannschaft von Coach André Breitenreiter zukommen.
Taktikrückblick Köln
Hannover läuft nicht, wie anderorts berichtet, mit einem (grundsätzlichem) 4-4-2 auf, sondern formiert sich ausschließlich phasenweise gegen den Ball in dieser klassischen Grundformation. Auffällig war hierbei, dass Kenan Karaman eine zentrale Rolle übernahm, die er auch ordentlich ausfüllte. Hannover versuchte die drei zentralen Innenverteidiger der Kölner mit Ihlas Bebou, Martin Harnik und Niclas Füllkrug direkt, wenn auch etwas risikoarmer als erforderlich, anzulaufen. Dahinter positionierte sich Karaman und stellte den tieferstehenden Matthias Lehmann zu. Dadurch wurde Köln zu vielen langen Bällen auf den formschwachen Jhon Cordoba gezwungen.
Kein Mittel gegen Abwehrbollwerk
In der Anfangsphase ging der Plan von André Breitenreiter stellenweise auf. Ein Mittel gegen das Kölner Abwehrbollwerk wurde jedoch nur selten gefunden. Immer wieder ein wichtiger Bestandteil der Spielanalysen ist es den Blick auf den Spielaufbau zu werfen. Der erfolgte so: Pirmin Schwegler kippte in den meisten Fällen rechts neben den zentral positionierten Waldemar Anton in die Dreierreihe. Die Außenverteidiger rückten wie gewohnt bis kurz hinter die Mittellinie vor. Marvin Bakalorz blieb als alleiniger Sechser zwischen der Aufbaureihe und der zweiten Linie. Karaman und Bebou machten auf den Flügeln Platz für die jeweiligen Außenverteidiger Matthias Ostrzolek und Julian Korb. Martin Harnik hingegen ließ sich mehr oder weniger auf die „Zehnerposition“ fallen. Die Elf von Peter Stöger wusste auf dieses System allerdings zu reagieren und spiegelte die Formation.
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Köln defensiv clever
Das machte Köln deutlich besser als Hannover, die im Vergleich dazu einen passiveren Pressingplan verfolgten. Wie auch bereits der SC Freiburg, presste der 1. FC Köln in den richtigen Momenten und lenkte unser Spiel auf die Außen. Als Reaktion darauf versuchte Hannover, durch einen zurückfallenden Stürmer eine zusätzliche Anspielstation zu schaffen und jenen Stürmer mit guten Pässen anzuspielen. Mit Niclas Füllkrug funktionierte das leider nicht wirklich, da ihm zunehmend öfter der Ball versprang. Auch wenn der Verein derzeit genug Probleme hat und ich keine weitere Baustelle aufmachen will, möchte ich mal vorsichtig anmerken, dass auf lange Sicht „defensiv gut stehen“nicht ausreicht. So kann man in der Bundesliga leider Probleme bekommen. Denn irgendwann kommt mal eine Mannschaft, die nicht verunsichert ist. Die wird dann offensiven Fußball spielen, individuell besser aufgestellt sein, oder einfach konsequenter unsere Fehler ausnutzt. Dann ist nicht nur die Stimmung auf den Rängen schlecht, sondern die negativen Erlebnisse müssen schnellstens aufgearbeitet und analysiert werden um erst gar nicht in einen Trend zu rasen, der gewisse Ziele gefährdet.
Höher stehen
Ich habe mich etwas intensiver mit unserer Spielweise beschäftigt und mir überlegt, wie man nur wenigen Dinge verändern müsste, um eine große Wirkung zu erzeugen. In erster Linie ist ein einfaches System für den Anfang nicht schlecht, um Stabilität und Sicherheit zu gewinnen. Nun ist es aber an der Zeit, sich von der Rolle des Reagierenden hin zum Agierenden zu entwickeln. Klar sein muss natürlich, dass um Spieler wie Anton, Schwegler, Sané und Harnik das aufgebaut werden muss, was uns später dann als Formation verkauft wird. Klar definierte Fragen müssen geklärt werden. Spielt Anton nun auf der Sechs und rückt nur in die Innenverteidigung, wenn einer der beiden verletzt ist? Sind Felipe und Sané unsere beiden Innenverteidiger, oder lässt man sich das offen? Spielen wir ausschließlich mit temporeichen Außenspielern und legen nicht viel Wert auf die Flexibilität der Einzelspieler? Nach den Eindrücken gegen Köln und den Hamburger SV, hat sich Karaman durchaus wichtig für unser Spiel gezeigt und ist abgesehen von minimalen Fehlern sowieso ein fußballerisch guter Mann. Durch seine sehr zentrumsorientierte Spielweise, hat er nahezu jede Verlagerung im letzten Drittel eingeleitet und auch sonst offensive Kreativität versprüht. Aus diesen Eindrücken schlussfolgere ich, dass er als Rechtsaußen gut gebraucht werden kann. Da man in den letzten Partien durch Mannorientierungen, den Gegnern das Leben schwer gemacht hat, ist auch relativ wenig Spielfluss zustande. Man hat sich eben nicht durch gutes Positions- und Passspiel gekonnt durch das Mittelfeld bis vor das gegnerische Tor kombiniert, um zum Torerfolg zu kommen. zwar kann eine Mannorientierung den Gegner mürbe zu machen. Jedoch orientiert man sich damit, am Mann und nicht am Ball. Orientiert man sich jedoch vermehrt am Ball und reagiert auf Verlagerungen des Gegners. Das gibt bei schnellem Ballgewinn die Chance, gefährlicher und effektiver Konter zu organisieren.
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Fazit und Ausblick:
Am Ende kann man sagen, dass der Kölner-Plan aufgegangen ist. Sie haben das eigene Spiel zurückgeschraubt und sich maßgeblich an dem bedient, was unser Team bisher so überraschend stark gemacht hat: Kompaktheit, Kompaktheit und nochmals Kompaktheit. Hannover hatte in der Anfangsphase einige gute Szenen, die man deutlich positiver gestalten müsste. Auch wenn man die gute Anfangsviertelstunde nicht hat fortführen können, kann man dennoch davon sprechen, dass die Jungs dem Spiel phasenweise ihren Stempel aufdrücken konnten. Das war ein Schritt in die richtige Richtung. Diesen Weg sollte 96 in Mönchengladbach fortsetzen.
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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