Schicht im Schacht: 96-Freunde Transfercheck

Mit seiner Sommer-Strategie hat Marcus Mann Hannover 96 definitiv verstärkt.

Schicht im Schacht! Zwei Monate des Spekulierens, Bewertens und Kommentierens liegen hinter uns und Hannover 96 – seit Freitagabend 18 Uhr ist das Transferfenster geschlossen. Im Mittelpunkt des Zirkus: Dompteur Marcus Mann. Und eins vorneweg: Wie gewohnt im ruhigen Stil, ohne große Turbulenzen, hat er einen richtig geilen Job gemacht!

Bevor wir uns in den kommenden Wochen auf den reinen Fußball konzentrieren, blicken wir jetzt noch einmal auf das 96-Transfer-Karussell. Getan hat sich nämlich viel, zehn Spieler haben ihren Weg an den Maschsee gefunden.

Positiv überschattet wird die Periode vom wohl größten Paukenschlag der zweiten Bundesliga: Marcel Halstenberg entscheidet sich gegen das Bundesliga-Titelrennen, die Champions League und das Produkt und schließt sich aus Liebe (sportlich sowie privat) seinem Jungendklub Hannover 96 an. Als einer der besten Verteidiger des Oberhauses, der den aktiven Nationalspieler David Raum bei RB verdrängt hat und für viele Experten als Kandidat für die anstehende Europameisterschaft gilt/galt. Nach langen Spekulationen und der auf 96-Seite steigenden Vorfreude meldeten beide Parteien vor knapp 6 Wochen Vollzug – an dieser Stelle (auch wenn manche es nicht hören wollen) müssen wir RB einen Dank aussprechen: Es wurden keinerlei Steine in den Weg gelegt, obwohl man den Spieler hätte gut gebrauchen können. Die Verbundenheit zu Heimat und Familie wiegen im Endeffekt deutlich schwerer!

„Wir freuen uns natürlich enorm, dass wir mit Marcel als Verstärkung im Defensivbereich einen Spieler bekommen haben, der noch in der abgelaufenen Saison seine Qualitäten auf höchstem Niveau in der Bundesliga, im DFB-Pokal und in der Champions League gezeigt hat. Sportlich und menschlich wird er uns mit seiner Erfahrung enorm helfen, darüber hinaus identifiziert er sich mit dem Klub und der Stadt zu einhundert Prozent“, bewertete Marcus Mann den Coup.

„Bei mir ist die berühmte Floskel tatsächlich wahr: Ich habe als kleiner Junge wirklich in 96-Bettwäsche geschlafen. Bei Hannover 96 habe ich fast meine gesamte Jugend verbracht und meine Familie und mein Freundeskreis sind hier fest verwurzelt. Ich hatte immer den großen Wunsch, in meiner Karriere wieder für meinen Heimatklub zu spielen. Es macht mich sehr glücklich, diese Möglichkeit nun zu erhalten. Mit Marcus Mann und Stefan Leitl hatte ich außergewöhnlich gute Gespräche. Sie haben mich mit ihren Ideen überzeugt und eine sportliche Perspektive aufgezeigt, mit der ich mich extrem gut identifizieren kann.“ Marcel Halstenberg

In den ersten Spielen hat der 31-Jährige direkt die Führungsrolle an sich gerissen und sich von Woche zu Woche in jener Position gesteigert. Mit 85,6 Prozent erfolgreichen Pässen, intensiv geführten Zweikämpfen und 37 zurückgelegten Kilometern zählt er zu den elementaren Knotenpunkten der 96-Infrastruktur – und das für 700.000 Euro. Note: 1

Der Transfer von Marcel Halstenberg ist der Transfer-Coup des Sommers.

Einen solchen Coup direkt zu wiederholen, ist wohl unmöglich. Nichtsdestotrotz hat #MMM weiter eifrig telefoniert und verhandelt, mit Erfolg. Ein nächster, national heiß begehrter Kandidat, ist Brooklyn Ezeh. Der Linksverteidiger war ausschlaggebend für den Erfolg und Aufstieg der Wiesbadener, vor allem die Tempovorstöße des offensiv denkenden 22-Jährigen waren in der dritten Liga gefürchtet. So sehr, dass neben Düsseldorf und dem HSV auch der 1. FC Köln an ihm interessiert gewesen sein sollen. Am Ende erhielt 96 den Zuschlag – verbunden mit einer weiteren außergewöhnlichen Story: Ezeh soll so für die Truppe um Stefan Leitl so sehr gebrannt haben/brennen, dass er einen Großteil der Ablösesumme selbst gezahlt haben soll! In seinen ersten Spielen hinterließ der gebürtige Hamburger einen stabilen Eindruck, zu unserem Unverständnis musste er im HSV-Spiel auf der Bank verweilen. Sein Zusammenspiel mit Köhn kann eine echte Waffe sein und wird noch sehr wichtig werden, vor allem im späteren Verlauf der Saison. Mit einer Sprintgeschwindigkeit von 34,32 km/h und bereits 91 intensiven Läufen ist er ein echtes Arbeitstier. Note: 2

Weiter geht die wilde Fahrt mit einer Verpflichtung auf der Zielgeraden: Christopher Scott. Der 21-Jährige wird vorerst für ein Jahr von Champions League-Teilnehmer Antwerpen aus Belgien ausgeliehen. Im Anschluss sichert sich 96 eine Kaufoption in Höhe von einer Million Euro – die beim Blick auf sein Talent schon jetzt ziemlich sicher gezogen werden dürfte. Scott ist im offensiven Mittelfeld beheimatet und kommt definitiv über seine Athletik. Ausgebildet wurde der U20-Nationalspieler bei Bayer Leverkusen und Bayern München, ging also durch die beste Schule. Der gebürtige Kölner kann auch im Angriff eingesetzt werden und holte in der letzten Saison das belgische Triple. In 150 Spielen in seiner noch jungen Karriere konnte Scott 46 Treffer und 18 Vorlagen verbuchen. Ein absolutes Nachwuchstalent, dass im Mittelfeld seinen Platz finden wird und die letzten Spielzüge entscheiden kann. Note: 1

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Mit Christopher Scott hat sich Hannover 96 das nächste Juwel geangelt.

Apropos Deadline-Day und Angriff: Mit Andreas Voglsammer hat Marcus Mann am letzten Tag den zehnten Transfer eingetütet und die Offensive weiter belebt. Der 31-jährige Mittelstürmer wechselt ablösefrei vom FC Millwall in die Landeshauptstadt und soll Druck auf Teuchert und Tresoldi machen.  Zugegebenermaßen ist Voglsammer eine kleine Wundertüte: In der letzten Spielzeit sammelte er in 41 Championship-Spielen acht Scorerpunkte (drei Tore, fünf Vorlagen) – nicht der aller berauschendste Wert.  Wenn man auf seine Zeit bei der Arminia blickt, wendet sich das Blatt jedoch komplett: 49 Tore und 22 Vorlagen in 163 Spielen, dazu hat Voglsammer in seinen letzten drei Zweitligaspielzeiten (17/18 – 19/20) jeweils mindesten zwölf Buden geschossen. Definitiv eine hoch qualifizierte Back-Up-Option, vielleicht ist sogar ein größerer Sprung drin. Note: 2-

Springen wir zurück zu den Talenten – denn da sorgte zuletzt Muhammed Damar für Aufsehen. Der 19-Jährige kommt für ein Jahr von der TSG Hoffenheim und tritt in die Fußstapfen des erfolgreichen Beier-Deals. Der einzige Knackpunkt vorneweg: eine Kaufoption scheint es nicht zu geben. Aber auch bei Beier hieß es, dass er nur für eine Saison bleibt, das Ende kennen wir. Ansonsten ist der Damar-Transfer ein Jugend-Coup. Der U20-Nationalspieler erzielte in seinen bisherigen 46 Karriere-Einsätzen 14 Tore und legte 17 Treffer auf – und das als gelernter Mittelfeldspieler. In der letzten Saison feierte er für die TSG seinen Profi-Einstand. Damar wird von allen Seiten für seine Fähigkeiten gelobt, unter anderem von André Breitenreiter – sein damaliger Förderer bei Hoffenheim. „Er hat vom ersten Tag an gezeigt, dass er ein sehr guter Fußballer ist und zu den besten Technikern im Kader zählt. Mo war in diesem Sommer heiß begehrt. Es ist den Verantwortlichen von Hannover 96 aus meiner Sicht ein toller Transfer gelungen. Er ist ein herausragendes Juwel, dass allerdings noch geschliffen werden muss.“ Wir dürfen gespannt sein, er scheint die Behäbigkeit im Mittelfeld bekämpfen zu können. Note: 2+

Damar gilt als vielversprechendes Talent der Nationalmannschaft – eine Kaufoption scheint es jedoch nicht zu geben.

Über ein ähnliches Potential im Mittelfeld, allerdings etwas defensiver ausgerichtet, verfügt Maximilian Wörl. Bereits am 01.06. hat Marcus Mann den Transfer des U19-Nationalspielers eingetütet, der ablösefrei von 1860 München losgeeist wurde. Bei den Löwen avancierte Wörl in der letzten Saison zum Stammspieler, in 18 Spielen (zwischenzeitlich wegen Verletzungen zurückgeworfen) gelangen ihm drei Vorlagen. „Mit ihm gehen wir unseren Weg, auf junge Talente mit Perspektive zu setzen, konsequent weiter. In der Rückrunde hat Marius sich bei 1860 München in der Stammelf etabliert. Für sein Alter ist er in seiner Entwicklung schon sehr weit. Den Sprung in die 2. Liga trauen wir ihm schon jetzt zu, trotzdem kann es auch eine Option sein, dass er für die kommende Saison noch einmal verliehen wird, um Spielpraxis zu sammeln.“ Marcus Mann. Gesagt, getan. Um Wörl mehr Spielpraxis garantieren zu können, geht es für ihn zurück in Liga drei – für ein Jahr zu Arminia Bielefeld. Ein guter Schritt, wir können uns auf seine gestärkte Rückkehr freuen. Note: 3+

Das Nachwuchs-Quintett komplettieren Leon-Oumar Wechsel und Mamin Sanyang. Beide sind vorerst für die zweite Mannschaft in der Regionalliga Nord vorgesehen und konnten sich bereits beweisen. Oumar kam ablösefrei aus Rödinghausen, der 18-Jährige soll schnellstmöglich an die Profis herangeführt werden. „Leon hat in der abgelaufenen Saison schon in der Regionalliga regelmäßig gespielt. Er ist ein sehr talentierter Torwart, in dem wir großes Potenzial sehen. Über das Training mit unserem Profiteam wollen wir ihn schnellstmöglich an das Niveau der 2. Liga heranführen. Die Konstellation, dass er die in dem Alter notwendige Spielpraxis in der U19 oder auch mal in der U23 sammelt, passt extrem gut.“ Marcus Mann. Seine ersten beiden Spiele absolvierte er noch für die U19 in der Regionalliga Nord – danach wurde er bereits eine Stufe hochgezogen. Sein erster Einsatz in der Regionalliga Nord verlief unglücklich (2:5 gegen Meppen). Er dürfte sich in dieser Position etablieren.  Mamin Sanyang kommt aus der Bayern-Jugend und sorgte auf der rechten Außenbahn für in der Regionalliga Bayern sowie in der U19-Bundesliga Süd/Südwest für Furore. Der 20-Jährige lebt von seiner Schnelligkeit, für Gambias U20-Nationalmannschaften durfte er acht Mal auflaufen (1 Tor).  Auch er wird sich in der zweiten Mannschaft etablieren, bislang stehe ein Kurzeinsatz zu Buche. Beide Transfers machen Lust auf die Zukunft, dürften aber keine Rolle in dieser Bundesliga-Saison spielen. Note: 3+

Neben Halstenberg galt er als Wunschspieler von Trainer Leitl: Max Christiansen. Schon unter seiner Fürther-Feder avancierter der Mittelfeldspieler zur zentralen Figur, ende Juni unterschrieb der 26-Jährige einen Zweijahresvertrag bei den Roten.

„Es ist kein Geheimnis, dass ich mich sehr darauf freue, wieder mit Stefan Leitl zusammenzuarbeiten. Das ist ein Faktor für meine Entscheidung, nach Hannover zu kommen, aber sicherlich nicht der einzige. Bei 96 wurde eine spannende Entwicklung begonnen“, freute sich der gebürtige Flensburger.

Ausgebildet wurde Christiansen in der Jugend von Hansa Rostock und Holstein Kiel, mit Ingolstadt und Fürth sammelte er in 57 Spielen wertvolle Bundesliga-Erfahrung. Auch dank dieser Stationen bringt er die nötige Mentalität mit. In dieser Spielzeit kam Christansen in drei Ligaspielen zum Einsatz, dreimal von Beginn an. Aktuell laboriert er an einer Rückenverletzung – und fällt für das Spiel gegen seinen Ex-Klub aus. Seine Bilanz: 25 gewonnene Zweikämpfe und 129 Ballbesitzphasen. Einziges Manko ist seine Geschwindigkeit (in der Spitze 30,27 km/h), weshalb sein Spiel an manchen Stellen behäbig wird. Nach der Länderspielpause sollte er wieder fit sein und die Trupp unterstützen können. Note: 2-

Last but not least: Bright Arrey-Mbi. Schon in der vergangenen Saison konnte der Leihspieler überzeugen – doch die Art und Weise, wie Marcus Mann den Deal final über die Bühne gebracht hat, ist der Hammer! Der 20-Jährige wurde für sage und schreibe Null Euro gehalten und vom Rekordmeister losgeeist – und mit Betracht seiner Leistungen wäre ein Platz bei einem Erstligisten ziemlich sicher drin gewesen. Zu diesem frühen Zeitpunkt hat sich Bright als Stammspieler etabliert, eine zwischenzeitliche Schwächephase elegant abgeschüttelt. Unter dem Strich stehen eine Passquote von 89,6 Prozent und 30 gewonnene Zweikämpfe. Sein Können wurde jüngst mit der Berufung in die U21-Nationalmannschaft belohnt – absolut verdient. Note:1

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Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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1 Kommentar

  1. Alles gut bewertet bis auf den Christiansen Deal. Da sehe ich eine 4. In jedem bisherigen Spiel eine Katastrophen Leistung gezeigt und mit dem Ball am Fuß kaum zu gebrauchen. Ich würde Leopold mehr Spielzeit geben, hoffe er kann sich gegen einen von Leitls Fürther Lieblingen durchsetzten.

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