Erst Zuber, jetzt Kocak: Nachdem Hannover 96 bereits gestern mit Gerhard Zuber um drei Jahre verlängert und ihn zum Sportdirektor befördert hatte, verkündete der Klub nun auch die Verlängerung mit Cheftrainer Kenan Kocak.
Kenan Kocak zeigte sich glücklich über die Vertragsverlängerung. „Ich freue mich sehr über das große Vertrauen, das mir Herr Kind, Sportdirektor Gerry Zuber und auch die Mitarbeiter dieses tollen Klubs entgegenbringen“, sagte Kocak, der seit November bei Hannover 96 im Amt ist.
Der 39-Jährige betonte, dass er sich seiner Verantwortung für eine erfolgreiche sportliche Zukunft von Hannover 96 bewusst sei. Zugleich wolle er aber auf dem Boden der Tatsachen bleiben. „Wir werden keine Sprüche klopfen oder Luftschlösser bauen. Was wir aber versprechen: dass wir wirklich alles dafür geben werden, dieser Verantwortung gerecht zu werden.“
Kocak: „Ich habe mich vom ersten Tag an im Klub und in der Stadt sehr wohlgefühlt und gespürt, welche große Rolle Hannover 96 nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Menschen in der Region spielt.“
Es bleibt zu hoffen, dass Kocak auch bei kleineren Rückschlägen das Vertrauen behält
Auf den ersten Blick fällt die lange Laufzeit von Kocaks neuem Vertrag auf. Drei Jahre sind ein großer Vertrauensvorschuss für den Trainer, der im November nur mit einem Arbeitspapier bis zum Saisonende ausgestattet worden war. Weil auch Zuber einen neuen Vertrag bis 2023 erhielt und Kocaks Verhandlungsposition in den Vertragsgesprächen ausgesprochen gut war (angeblich soll auch ein Bundesligist an Kocak Interesse gezeigt haben), ist die Verlängerung um drei Jahre aber nicht wirklich überraschend.
Es wäre wünschenswert, dass eine stabile Konstellation aus Trainer und Sportdirektor den Klub über Jahre erfolgreich prägt. Die Ausgangsposition ist nicht schlecht: Kocak und Zuber verstehen sich menschlich gut, sie haben in kurzer Zeit einen positiven Stimmungsumschwung im Umfeld von Hannover 96 und eine Weiterentwicklung der Mannschaft erreichen können. Nach der Übergangssaison 2019/2020 gilt der Aufstieg für die kommende Saison 2020/21 als übergeordnetes Ziel des Zweitligisten – ähnlich wie in der Saison 2016/17. Entsprechend wird auch der Druck auf Kocak im kommenden Jahr steigen. Was das bedeuten kann, falls die Erwartungen nicht erfüllt werden, hatte Daniel Stendel im März 2017 erfahren müssen, der entlassen wurde, als sein Team auf Platz 4 der Tabelle stand.
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In der Krise: Rückbesinnung auf längere Amtszeiten und Kontinuität?
Seit dem Pokalsieg 1992 blieb nur ein einziger Cheftrainer deutlich länger als drei Jahre bei Hannover 96: Mirko Slomka (2010-2013). Selbst die Aufstiegstrainer Ralf Rangnick und André Breitenreiter durften keine vollen drei Jahre bei Hannover 96 arbeiten. Es bleibt zu hoffen, dass auch bei zu erwartenden Rückschlägen Kinds Geduld mit Kenan Kocak länger anhält als die mit André Breitenreiter, dessen Vertragslaufzeit im Sommer 2018 bis Saisonende 2021 verlängert worden war. Auch damals gab es eine gemeinsamen Plan mit Cheftrainer und Sportdirektor: Breitenreiter und Heldt sollten jeweils drei weitere Jahre bis 2021 bei Hannover 96 bleiben.
Möglicherweise bietet die jetzige Krise aber auch eine Chance für Rückbesinnung auf Kontinuität und langfristige Stabilität. Das Freiburg-Modell, das Kind oftmals lobend hervorgehoben hat, könnte nun endlich bei Hannover in die Tat umgesetzt werden, sofern auch bei Rückschlägen nicht sofort der Trainer infrage gestellt wird.
Kind lobt Charakter und Willensstärke von Kocak
Geschäftsführer Martin Kind betonte, dass sich das 96-Team unter Kocak spürbar weiterentwickelt habe. „Die Mannschaft hat unter ihm große Fortschritte gemacht und spielt einen attraktiven Fußball, der sich auch in den Ergebnissen widerspiegelt“, freute sich Kind über die Vertragsverlängerung. Der Geschäftsführer lobte den Charakter des Trainers. „Er ist bodenständig, authentisch und arbeitet ergebnisorientiert“, sagte Kind über Kocak. „Er hat sich in seiner Trainerlaufbahn mit Willensstärke und Kompetenz professionell weiterentwickelt, wir sind überzeugt, mit ihm unsere Ziele erreichen zu können.“
Kind: „Herr Kocak hat Hannover 96 vom ersten Tag an als Aufgabe angesehen, die er mit großer Leidenschaft angeht.“
Kocak hatte Hannover 96 im November als Tabellenfünfzehnten übernommen. Er galt als Wunschkandidat von Martin Kind, während der damalige Sportdirektor Jan Schlaudraff dem Vernehmen nach einen anderen Kandidaten bevorzugt hatte. Die Zusammenarbeit zwischen Kocak und Schlaudraff gestaltete sich nicht reibungslos, was als ein Grund galt, dass sich Martin Kind zur Trennung von Jan Schlaudraff entschloss.
Kocak weist einen Punkteschnitt von 1,50 auf (5 Siege, 3 Remis, 4 Niederlagen). Der Start nach der Winterpause war holprig, zuletzt steigerte Kocaks Team seine Leistung aber deutlich. Aus den letzten fünf Spielen holte Hannover 96 unter Kocak zehn Punkte. Die Formkurve zeigte bis zur Saisonunterbrechung fortlaufend nach oben.
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