Nach dem Paukenschlag bei Hannover 96: Eine erste Einordnung der Schlaudraff-Entlassung

Die negativen Schlagzeilen rund um Hannover 96 reißen nicht ab. Doch die heutige Verlautbarung toppt alles: Sportchef Jan Schlaudraff wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt. Übergangsweise soll ausgerechnet der kaltgestellte Gerhard Zuber die Verantwortung übernehmen. Eine erste Einordnung von Dennis Draber und Henrik Zinn.

Nach nur acht Monaten hat sich das Kapitel Jan Schlaudraff erledigt. Hannover 96 hat den 36-Jährigen mit sofortiger Wirkung vor die Tür gesetzt. Zu dieser Saison wurde der ehemalige Europa League-Held zum Sportdirektor befördert, eigentlich sollte er zunächst in der 96-Geschäftsführung assistieren.

Die Entlassung mutet bizarr an. Noch am 30.12.2019 dementierte Präsident Kind sämtliche Gerüchte bezüglich einer vorzeitigen Trennung von Jan Schlaudraff mit deutlichen Worten.

Martin Kind zu Trennungsgerüchten von Jan Schlaudraff (30.12.2019): „Das stimmt nicht. Ich weiß nicht, wer so etwas in die Welt setzt. Jan ist unser Sportdirektor und bleibt das auch“, sagte der 96-Boss im Gespräch mit „Sport1“. „Das bleibt auch so in der Rückrunde. Man weiß nie, was alles passiert. Aber eine Entlassung ist kein Thema.“

Es war eine Aussage mit bemerkenswerter Klarheit, ein uneingeschränktes Bekenntnis. Oder doch nicht? Aufmerksame Leser mögen sich bereits am 30.12. über den beiläufigen Satz „Man weiß nie, was alles passiert“ gewundert haben. Es schien jedoch, dass dies nur ein Hintertürchen für den Fall sein sollte, dass ein neuer Sportgeschäftsführer verpflichtet wird, der dann seinen eigenen Sportdirektor mitbringt. Dieser Fall ist allerdings nicht eingetreten.

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Man muss es leider so klar und deutlich sagen: Die Formulierung „Jan ist unser Sportdirektor und bleibt das auch“ war eine Jobgarantie, die das Papier nicht wert war, auf dem sie gedruckt wurde. Wer sich auf so eindeutige Weise zu einem Mitarbeiter bekennt, darf nur 17 Tage danach nicht entgegengesetzt handeln, wenn es nicht wie ein Wortbruch ausschauen soll.

96-Pressemitteilung: „Für die Weiterentwicklung des Klubs sind in den nächsten Wochen und Monaten die Weichen zu stellen: Dafür sind Klarheit, Ruhe, Geschlossenheit und Vertrauen notwendig, deshalb hat sich die Geschäftsführung mit Martin Kind und Björn Bremer nach intensiven Diskussionen zu diesem Schritt entschlossen.“

Die Formulierung der heutigen 96-Pressemitteilung wirkt nicht minder bizarr. Wie soll Vertrauen“ herrschen, wenn ein Versprechen nach 17 Tagen nichts mehr wert ist? Diese Frage werden sich auch jene Betrachter stirnrunzelnd stellen, die dem 96-Geschäftsführer Martin Kind trotz aller bisherigen Vorkommnisse immer noch wohlwollend gegenüberstanden.

Schlaudraffs sportliche Bilanz mag mager ausgefallen sein. Von den Neuzugängen waren nicht viele hundertprozentige Treffer dabei, wenn auch Marvin Ducksch, Emil Hansson, Marcel Franke, Marc Stendera und Ron-Robert Zieler alles andere als Transfer-Flops waren. Doch darum geht es bei diesem Vorgang in erster Linie nicht. Es ist die Art und Weise, wie diese Entscheidung kommuniziert wurde – und was für ein Gefälle zwischen Kinds Jobgarantie vom 30.12.2019 und der Schlaudraff-Entlassung vom 16.01.2020 entstanden ist.

Der kaltgestellte Gerd Zuber übernimmt nun die Aufgaben von Jan Schlaudraff. Ausgerechnet Zuber, der als Vertrauter des geschassten Horst Heldt keinerlei Vertrauen mehr seitens der hannoverschen Geschäftsführung besaß. Jener Zuber, der sich zurzeit mit Hannover 96 vor Gericht streitet. Oder, wie es in der hannoverschen Pressemitteilung unwiderstehlich heißt: „Unabhängig von arbeitsgerichtlich zu klärenden Rechtsfragen genießt Gerhard Zuber das volle Vertrauen der Geschäftsführung.“

Es gibt tatsächlich Tage, da wünscht man sich nichts sehnlicher, als dass Hannover 96 einfach nur das bieder-langweilige Image einer „grauen Maus“ hätte. Heute ist so einer.

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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1 Kommentar

  1. Hallo liebe 96er.

    Wie ihr ja alle wisst, war ich immer ein Befürworter von Martin Kind. Was allerdings in den letzten Wochen, ja und so gar Monaten passiert ist, kann selbst ich nicht mehr verstehen, bzw. nachvollziehen. Über die Anstellung von Mirko Slomka könnte man streiten. Der Rauswurf von selbigen, war schon komisch, wenn man sich noch Mal die PK vor Augen führt, wo Slomka vorgestellt wurde. Diese Personalien hat man Schlaudraff überlassen, damit nicht schon wieder Kind im Rampenlicht steht. Danach war die Frage wer denn Nachfolger werden soll. Schlaudraff, als Sportdirektor hatte Mayer als Favoriten ins Rennen geworfen. Doch entschieden hat dann Martin Kind. Mit Kocak, ich hoffe ich habe den Namen richtig geschrieben, hat sich allerdings Martin Kind durchgesetzt. Da habe ich mich schon gefragt, warum 96 eigentlich einen Sportdirektor hat, wenn doch alle Entscheidungen von Kind, und seinem Berater getroffen werden. Für mich war das schon der Anfang vom Ende der Personalie Jan Schlaudraff. Versucht Martin Kind gerade seinen ganzen Frust über das gescheiterte " Hannover Model " auf diese Art zu verarbeiten? Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Noch rufe ich nicht mit im Chor, " Kind muss weg". Warum er gerade sein Baby, Hannover 96, aber eher an die Wand fährt bleibt sein Geheimnis. 

    Trotzdem bleibt die Hoffnung, dass unsere Alte Liebe am Ende noch die Kurve bekommt. In diesem Sinne, wünsche ich Euch allen, ein schönes Wochenende. 

    Euer Harry96.     Niemals allein

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