Als Einleitung nur mal eine kleine Klarstellung: Am Freitagabend verlor Spitzenreiter Düsseldorf mit 0:1 in Münster. Genau das Münster, wo Hannover 96 zum Auftakt der Saison ein mühsames Unentschieden erkämpfte und dann hinterher eimerweise Kritik kassierte. So, als würden alle anderen Teams mit Ambitionen dort haushoch gewinnen.
Und auch über unsere Niederlage in Bielefeld konnte man verärgert sein – kann nun aber auch locker durch die Hose atmen, nachdem die Arminia unter der Woche mit Union Berlin den nächsten Hochkaräter aus dem Pokal gekegelt hat. Ein Blick in den Rückspiegel heilt oft die bösesten Wunden…
Vielleicht spielt Hannover 96 im dritten Jahr unter Stefan Leitl doch nicht so mies, wie es oft von Fans und Presse dargestellt wird. Vielmehr sind vermeintlich schwächere Gegner oft gar nicht so schwach. Vielleicht lagen viele „Experten“ im August, September und Oktober auch nur mal wieder falsch, wenn diese Mannschaft Anfang November plötzlich und nicht unverdient von der Tabellenspitze grüßt?
Wir wissen die Momentaufnahme gut einzuordnen…
… der Höhenflug hat vor allem mit konzentrierter Arbeit, der Spielweise, etwas Ruhe und ein wenig Glück zu tun. Übrigens wurden sechs Heimspielsiege in Reihe schonmal in den Jahren 85, 87, 2002 und 2017 mit dem Aufstieg ins Oberhaus gekrönt, just saying…
Allerdings sollte Stefan Leitl dafür in Zukunft darauf vertrauen, dass das Duo Tresoldi/Ngankam aktuell unser Nonplusultra in Sachen „hohes Angriffspressing“ darstellt. Und eine stolprige Hintermannschaft wie die vom KSC dementsprechend schon in der ersten Halbzeit angelaufen werden sollte. Kollege Max von „Max Gaming TV“ bemerkte hinterher zudem zurecht, dass Lee neben Rochelt in der Startelf aktuell wenig bringt, da sich beide neutralisieren. Die linke offensive Seite sollte für die Mitspieler klar definiert sein und nicht mit entweder Tiefenläufen (Rochelt) oder raumöffnenden Speed-Dribblings (Lee) zu viele Optionen bieten.
Ron-Robert Zieler und sein Ensemble zeigen auf dem Platz, dass man über die letzten Jahre gemeinsam gewachsen ist – siehe den drei-Jahres-Plan. So sieht man es in der zweiten Liga selten. Dreck und Rückstände kann Hannover 96 inzwischen durchaus wegstecken, ein Spiel zu drehen ist nicht mehr utopisch. Wir mussten nach dem vergeigten Derby zu Kreuze kriechen und hätten gegen namenhafte Gegner in eine üble Abwärtsspirale rutschen können. Schalke, Magdeburg und Karlsruhe sind Brocken und ligatypische Herausforderungen, die erst einmal besiegt werden müssen. Hannover 96 schlug sie alle und sammelte Punkte wie die Eichhörnchen ihr Winterfutter.
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Hannover 96 wusste am Samstagnachmittag vorbildlich den Schalter umzulegen. In einer Partie, die man zwar dominierte, aber bis zur 60. Minute zu ungenau aufzog. War es die Woche zuvor in Magdeburg noch die Galligkeit, mit der man dem Gegner auf die Füße stieg, agierten Mittelfeld und Abwehr diesmal zunächst zu zahm. Auf der einen Seite standen mehr Pässe, mehr Action in der gegnerischen Box und mehr Torchancen. Auf der anderen Seite aber gewann Karlsruhe mehr Zweikämpfe und köpfte unbeeindruckt erst ein Abseitstor und kurz vor der Pause dann tatsächlich zum 0:1 ein.
Hier stellt sich mir jedoch die Frage, ob Budu Zivzivadze nicht zentral im Abseits stand und Zieler nach einem Aufsetzer zur Abwehr Richtung Ecke zwang…? Egal, Pausentee, Kröte schlucken, weiter ging’s im Vorwärtsgang…
Stefan Leitl schaute sich das Treiben noch 15 Minuten in Durchgang zwei an. Er sah weiterhin einen zahnlosen Sei Muroya auf Rechts, und Andi Voglsammer und Howie Nielsen, die Helden von Magdeburg, die diesmal ihr Spielglück suchten.
Der Coach reagierte und brachte mit Tresoldi, Ngankam und Momuluh frische Euphorie. In der Aufzeichnung hört man wunderbar, wie ein vorfreudiges Raunen durch die Tribünen ging. Taddel sortierte sich sofort vor Muroya ein und machte die rechte Außenbahn wieder zu einem gefährlichen Ort für alle Badener.
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Jessic und Nicolo beackerten die letzte Linie des KSC: Zwei ständige Unruhestifter, die am Ende tatsächlich das Spiel drehten und entschieden. Nicht unerwähnt soll der überragende Auftritt von Marcel Halstenberg bleiben, der nach der Derbypleite endlich wieder das Heft in die Hand genommen hat, antrieb und Akzente setzte.
Mit einer brutalen Balleroberungsdauer von nur 8 Sekunden (Karlsruhe bei 20 Sekunden) und einem unbarmherzigen Pressing durch alle Mannschaftsteile hindurch sind die Roten der momentan härteste Bluthund der Liga. Marcel Halstenberg stellt in diesem Rudel den Dirigenten und Quarterback des roten Spiels dar.
Wir können uns in dieser Saison so glücklich schätzen, über diesen breiten und hochqualitativen Kader zu verfügen! Da dürfen die zwei Start-Stürmer auch mal glücklos agieren, oder Optionen im kreativen Mittelfeld nicht funktionieren. Das, was wir dann immer noch korrigierend von der Bank bringen können, hat locker das Potenzial, um Spiele hinten heraus zu entscheiden. Hannover96 besiegte den KSC trotz Rückstand irgendwie unbeeindruckt, weil Abläufe und das eigene Vertrauen sitzen. Unser Stadion, unser Spiel.
Nun geht es nach Elversberg, die am Wochenende trotz drückender Dominanz in Regensburg stolperten. Ein unangenehmer, weil spiel- und laufstarker Gegner, der die Top 10 der Liga aufmischt. Dort kann Hannover 96 beweisen, was die Tabellenführung wirklich wert ist…
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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