Als 96 die Bayern um die Champions League bangen ließ und vom Phantompfiff gegen Rostock profitierte

Mohammed Abdellaoue trifft gegen Torwart Thomas Kraft zum 1:0. Foto: Imago

Anfang März jähren sich zwei Ereignisse in der Historie von Hannover 96, die vielleicht nicht klassische Jubiläen sind – aber dennoch eine runde Sache. Es hat zu tun mit der Champions League, aber auch mit dem Kampf um den Klassenerhalt in der Bundesliga. Aber der Reihe nach. Und das chronologisch.

Am 9. März 2003 hat Hannover 96 an einem Sonntagabend Hansa Rostock zu Gast. Der 3:1-Sieg der „Roten“ ist aus Sicht Ostseestädter ein Skandalspiel, das heute damit volljährig wird und seinen 18. Geburtstag feiert.

Was war passiert? Beim Stand von 1:1 erhielt 96 einen Freistoß. Mohamadou Idrissou köpfte kurz vor der Halbzeitpause das 2:1. Während der von Nebojsa Krupnikovic getretene Ball in der Luft ist, hört man einen Pfiff – von Schiedsrichter Edgar Steinborn? Die Rostocker protestieren, da Idrissou offenbar sowie im Abseits stand und weil der Pfiff für Irritationen und eine vermeintliche Spielunterbrechung sorgte.

Mohamadou Idrissou erzielt gegen Hansa-Torhüter Mathias Schober das 2:1. Foto: Imago

Die Rostocker legten beim DFB-Sportgericht Protest ein mit der Begründung, dass das Tor erst nach dem Pfiff des Unparteiischen erzielt wurde und daher irregulär sei. Steinborn sagte während der rund zehn Tage später anberaumten Verhandlung, dass er zwar gepfiffen habe – aber nachdem der Ball hinter der Torlinie war, um per Pfiff den Torerfolg zu verdeutlichen.

Das Sportgericht folgte der Auffassung, lehnte den Hansa-Protest ab. Woher und von wem der Pfiff kam, konnte nie geklärt werden. In den Fernsehbildern ist jedoch eindeutig ein Pfiff zu hören, bevor der Ball im Tor war. Außerdem sieht man am Bildrand, wie Steinborn außerhalb des Strafraums stehend die Hand zum Mund führt. Danach verschwindet er aus dem Bild, weil die Führungskamera den Ball verfolgt. Ob der Schiedsrichter dann wirklich pfeift, konnte jedoch trotz des Anscheins dafür nicht bewiesen werden.

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Prozessbeobachter verglichen das Urteil mit einem Fall von 1997, als Sean Dundee für den Karlsruher SC einen Treffer gegen 1860 München erzielte – ebenfalls nach dem Pfiff des damaligen Schiedsrichters Michael Malbranc. Das DFB-Sportgericht entschied auf Wiederholungsspiel – kassierte das Urteil aber auf Druck und unter Androhung von Sanktionen der FIFA, die Tatsachenverstöße höher gewichtet als Regelverstöße. Dieses Fass wollte der DFB beim Rostock-Urteil offenbar nicht nochmal öffnen.

Am Saisonende verhinderten beide Teams den Abstieg. Um weitaus mehr als den Klassenerhalt ging es am 5. März 2011. Hannover 96 lieferte sich einen Zweikampf mit Bayern München um die Teilnahme an der Champions League – was ziemlich genau zehn Jahre später wie aus einer anderen Zeit wirkt.

An der Tabellenspitze sind Borussia Dortmund und Bayern Leverkusen ein wenig davongezogen. Die Bayern müssen unbedingt Dritter werden. Denn zu diesem Zeitpunkt hat Deutschland nur drei Startplätze für die Königsklasse. Und die Münchner wissen bereits, dass das Finale der Champions League 2012 in ihrem Stadion ausgetragen wird. Ausgerechnet in der Saison 2011/2012 nicht im Wettbewerb zu sein, wäre mehr als nur ein Betriebsunfall.

Nach der 1:3-Niederlage bei den Hannoveranern, für die Mohammed Abdellaoue, Konstantin Rausch und Sergio da Silva Pinto die Tore erzielen (Arjen Robben gelingt der zwischen Anschlusstreffer zum 1:2), wurden die Karten des FC Bayern nicht besser. Neun Spieltage vor Schluss betrug der Rückstand auf die 96er, die Dritter sind, nach der Niederlage bereits fünf Punkte.

Im Schlussspurt der Saison haben die Bayern, die nach der Pleite in Hannover 25 von möglich 27 Punkten holen, aber den längeren Atem und erreichen den dritten Platz, 96 wurde mit fünf Punkten Rückstand Vierter. Die folgende Europapokal-Saison sicherte sich einen festen Platz in der Historie beider Vereine: Die Bayern verloren auf dramatische Weise das „Finale dahoam“ gegen den FC Chelsea, 96 gelangte über Zwischenstationen wie Kopenhagen, Lüttich und Brügge bis ins Viertelfinale der Europa League.

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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