Trennung von Aufstiegshelden: Horst Heldt ist nicht zu beneiden. Ein Kommentar

Manager Horst Heldt. Foto: Micha Will/Bongarts/Getty Images.

Horst Heldt ist wahrlich nicht zu beneiden. Er muss etwas meistern, woran viele andere Manager vor ihm schon gescheitert sind: Eine konkurrenzfähige Bundesligamannschaft aufstellen und sich von einigen Aufstiegshelden trennen – ohne dabei eine schlechte Stimmung in der bestehenden Mannschaft zu erzeugen. Ein Kommentar.

Wie schwer diese Aufgabe ist, konnte man als unabhängiger Beobachter gut bei der Verpflichtung von Torwart Michael Esser (kommt von Darmstadt für 2,5 Millionen Euro) sehen. Neben freundlichen Willkommensworten der Fans wurde auffallend oft bei Facebook der „Wut“-Smiley angeklickt. Es gab viele Kommentare, die Unverständnis darüber äußerten, dass Philipp Tschauner trotz 16 Spielen ohne Gegentor und zahlreicher gewonnener Eins-zu-eins-Situationen nicht mehr unbestrittene Nummer Eins sein wird.

Philipp Tschauner, Vollprofi wie er ist, äußerte sich öffentlich in keinster Weise negativ.

Wie das Seelenleben eines Profis aussieht, der trotz erfolgreich abgeschlossener „Mission Aufstieg“ das Team verlassen muss, zeigt jedoch der Fall Uffe Bech. Heldt machte Uffe Bechs Berater deutlich, dass der Däne keine Rolle mehr im Bundesligakader spielen wird und Bech (Vertrag bis 2019) deshalb einen Wechsel anstreben soll. Uffe Bech traf als Reaktion darauf öffentlich eine Aussage, die gegenteiliger nicht sein könnte: „Looking forward to the next exciting season with Hannover 96.“ (übersetzt: „Ich freue mich auf die nächste neue aufregende Saison mit Hannover 96“). Verbleib: Ein Ausleihgeschäft scheint möglich, auch weil Bech noch volle zwei Jahre unter Vertrag steht. Dass Bech nächste Saison für 96 spielt, ist höchst unwahrscheinlich, weil mehrere Vereine bereits Interesse signalisiert haben.

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Bei zwei anderen Spielern, die eine große Rolle im Abstieg spielten, stehen die Zeichen vielleicht auch auf Trennung.

Bei Edgar Prib, stellvertretendem Kapitän in der Aufstiegssaison, läuft der Vertrag bei Hannover 96 aus. Er bekam nur eine 1-Jahres-Verlängerung mit geringerem Grundgehalt angeboten. Prib zögert seit Tagen mit seiner Unterschrift, Ausgang ungewiss. Verbleib: Fraglich.

Bei Manuel Schmiedebach (seit 2008 im Verein) spekulierte zuletzt die Neue Presse, ob Hannover 96 und Schmiedebach bald zukünftige Wege gehen. Während Schmiedebach noch vor einem Jahr als unverzichtbare Säule im Team galt, hat der Kapitän eine sportlich durchwachsene Saison hinter sich. Mit Bakalorz, Anton und Neuzugang Schwegler hat Schmiedebach starke Konkurrenten im Kampf um einen Stammplatz im defensiven Mittelfeld. Verbleib: Wahrscheinlich, aber nicht hundertprozentig sicher. (Meinung des Autors: Es wäre der größte Fehler, Schmiedebach jetzt gehen zu lassen. Nie zuvor war seine Stellung in der Mannschaft wichtiger!)

Uffe Bech und Edgar Prib werden sportlich keine herausragende Rolle in der Bundesliga spielen, auch bei Schmiedebach erscheint das zumindest fraglich. Doch trotzdem sind der sympathische Däne und Vize-Kapitän Prib nicht unbedeutend für ein intaktes Mannschaftsgefüge. Kapitän Schmiedebach (seit 2008 im Verein und damit auch der einzige, der mit Robert Enke zusammengespielt hat) ist als Identifikationsfigur sogar unverzichtbar.

Bei Prib zeigte Heldt mit dem 1-Jahres-Angebot zu reduziertem Gehalt bereits, was auch für andere Spieler im zurzeit überfüllten Kader gelten könnte: Weitermachen ja, aber nicht um jeden Preis. Möglich, dass der Poker mit Schmiedebach auch nur Streit um das zukünftige Gehalt ist – denn dass die Verantwortlichen den Kapitän der Aufstiegsmannschaft ziehen lassen, erscheint kaum denkbar. Bereits vergangene Saison entstand durch den Abgang des damaligen Kapitäns Christian Schulz ein Führungsspieler-Vakuum, das lange nicht geschlossen werden konnte.

Es sind schwierige Entscheidungen, die Horst Heldt treffen muss. Er muss mehrere Interessen (Spieler, Verein, Fans, Trainer) berücksichtigen und viele Faktoren (Kadergröße, Finanzen, Führungsspieler) gegeneinander abwägen. Keine Frage, er ist nicht zu beneiden.

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