Die Botschaft an Bader ist klar: 96 braucht weitere Neuzugänge. Der Abstieg scheint sonst unausweichlich. Ob Jonathan de Guzman oder Sebastian Boenisch: Diese Spieler könnten die Retter in der (Abstiegs-)not sein. Eine Analyse.
Hannover sieht sich zweifellos einer schwierigen Rückrunde gegenüber. Es ist fraglich, ob die aktuelle Situation – und damit der bevorstehende Abstieg – abgewendet werden kann. Der Kader ist an gewissen Stellen, zum Beispiel auf der Position des Spielmachers, noch nicht mit ausreichender Qualität besetzt. Eine weitere Verpflichtung wird angesichts des vorhandenen Budgets nicht weh tun: Martin Kind hat in der Vergangenheit immer wieder betont, wie hervorragend der Verein finanziell aufgestellt sei. Dementsprechend müssen auch all diese Mittel genutzt werden, um den sportlichen Super-GAU, den Abstieg in die 2. Bundesliga, abzuwenden.
Ein großes Problem ist, die potentiellen Spieler vom Wechsel nach Hannover zu überzeugen. Da die sportliche Perspektive momentan alles andere als rosig aussieht, ist es alles andere als einfach, Konkurrenten wie Schalke 04 auszustechen und hochkarätige Neuzugänge zu verpflichten. Und welcher Spielmacher, der von seiner Qualität her Stammkraft sein könnte (die man ja zwingend braucht!), würde sich nach der Genesung von Kiyotake freiwillig auf die Bank setzen?
Ein wichtiges Argument, um Spieler zu locken: Der Verein hat den Anspruch, in den nächsten Jahren wieder international zu spielen. (Mit „international“ sind übrigens nicht Orte wie das Erzgebirge oder Sandhausen gemeint – auch wenn diese Orte für jeden Hannoveraner eine ähnlich exotische Anmutung haben wie Poltawa).
In Sachen Zukunftsperspektive ist Hannover nicht schlecht aufgestellt. Sowohl die Käufe der Nachwuchsspieler Iver Fossum und Marius Wolf als auch der Bau des neuen Nachwuchsleistungszentrums zeigen, dass eine Strategie für die Zukunft da ist. Nur: Sollte man das nicht momentan hinten anstellen? Und stattdessen darauf achten, Spieler zu verpflichten, die sofort weiterhelfen? Es herrscht immer noch Verbesserungspotential, zumindest auf der 10er-Baustelle. Wenn nicht sogar auch auf der Außenverteidigerposition oder den Flügeln.
Markus Henriksen wäre ein sehr guter Transfer: Der Mittelfeldakteur des Europa League Teilnehmers AZ Alkmaar ist nicht nur torgefährlich, sondern auch ein exzellenter Spielmacher. Obwohl er aus den Niederlanden und damit nicht aus einer europäischen Topliga kommt, spricht sein Charakter dafür, dass er sich schnell in der Bundesliga zurecht finden wird. Leider wird der 23-Jährige auch andere Interessenten haben, die Hannover ausstechen könnten. In dieser Hinsicht wäre es einfacher, einen Versuch bei Magnus Wolff Eikrem zu wagen: Der norwegische Nationalspieler spielt zurzeit bei Malmö in der 1. Liga in Schweden.
Etablierte und erfahrene Kräfte ja, aber bitte keine weiteren Wundertüten – siehe Marko Marin.
Warum wären potenzielle Flügelspieler interessanter als Spielmacher? Das bereits angesprochene Dilemma mit dem Bankplatz nach Kiyotakes Genesung würde bei reinen Spielmachern zu Problemen führen – bei Spielern, die auch auf Außen einsetzbar sind, hingegen nicht.
Sowohl Leihgeschäfte, gegebenenfalls mit Kaufoption, als auch direkte Käufe wären möglich. Interessante Spieler gibt es zuhauf. Der Uruguayer Gastón Ramírez spielt momentan bei Southampton keine größere Rolle, kommt in dieser Spielzeit bisher nur auf 3 magere Einsätze im Trikot der Saints. Er war zuletzt in der Saison 2014/2015 an Hull City verliehen und könnte verfügbar sein, zumal sein Vertrag im Sommer ausläuft. Die stärkste Position des 25-jährigen wäre passenderweise die Spielmacherpostion, er ist jedoch ein vielseitiger Offensivakteur, der auch auf den Flügeln agieren könnte. Die benötigten Qualitäten hätte er wohl, die Frage aber ist, ob er aufgrund der finanziellen Stärke der Premier League überhaupt bezahlbar wäre.
Und was ist mit Jonathan de Guzman?
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Der Bruder vom Ex-Hannoveraner Julian, der von 2002 bis 2005 bei den Roten kickte, steht beim italienischen Tabellenführer SSC Neapel unter Vertrag, kam in dieser Saison jedoch aufgrund einer Suspendierung noch auf keinen Einsatz. Zweifellos ist der Niederländer (war auch in der Premier League als Stammspieler bei Swansea City aktiv) ein hoch veranlagter Spieler mit flexibler Position im Mittelfeld. Die Frage ist, ob man sich einen schwierigen Charakter im Abstiegskampf leisten kann? Update vom 28.01.2016, 23:30: Wie der FC Carpi bekannt gibt, leiht der Drittletzte der italienischen Serie A Jonathan de Guzman bis zum Saisonende aus.
Nach der neuerlichen Verlängerung der Wiedergenesungspause von Charlison Benschop sollte Hannover auch einen weiteren Stürmertransfer in Erwägung ziehen. Da Schaafs „Werder-Raute“ auf einer Doppelspitze baut und nur 3 nominelle Stürmer im Kader verbleiben, könnte man den Markt noch einmal sondieren. Zwar sind Allan Saint-Maximin, Kenan Karaman, Uffe Bech oder Niklas Feierabend in der Lage, im Sturm auszuhelfen. Ein Leihgeschäft bis zur Sommerpause ist aber eine Diskussion wert. Ein möglicher Neuzugang ist Branimir Hrgota, an dem Hannover schon seit längerem Interesse zeigt. Allerdings lehnte Gladbach einen Transfer des jungen Schweden zu 96 ab. Hrgota hat noch einen Vertrag bis Juni 2016. Weiterhin könnten die bereits diskutierten Dabbur, Konaté, Usami oder Ex-Dortmunder Lucas Barrios wieder in den Fokus rücken.
Auf der Außenverteidigerposition könnte sich ein erfahrener Verteidiger als hilfreich erweisen. In der letzten Saison hatte man mit Marius Stankevicius einen robusten und physisch starken Verteidiger, der zumindest bei seinem Einsatz gegen Dortmund zeigte, was ein Außenverteidiger mit Defensivkompetenzen und starken Armen bieten kann. Ein solcher Spieler wäre der bereits angesprochene Sebastian Boenisch, der mit 1,91m eine enorme Größe für einen Außenverteidiger aufweist und den Schaaf bereits aus Bremer Tagen kennt.
Jedoch ist der Pole momentan mit einem Muskelfaserriss außer Gefecht gesetzt und Bayer 04 Leverkusen hat mit Giulio Donati gerade erst einen Außenverteidiger an Mainz 05 abgegeben. Weil mit Roberto Hilbert ein weiterer Verteidiger verletzt ausfällt, scheint ein weiterer Leverkusener Abgang unwahrscheinlich. Ein Spieler aus der Bundesliga wäre sinnvoll, da so die Eingewöhnungszeit nicht benötigt wäre, die einen Transfer aus den südeuropäischen Ligen riskant macht. Jedoch gibt es in der Bundesliga nicht viele Spieler, die die Kriterien Bezahlbarkeit, Wechselwilligkeit und Position erfüllen.
Eine Option wäre Robin Knoche, der beim VfL Wolfsburg nicht über die Reservistenrolle hinauskommt und Spielzeit für seine weitere Entwicklung benötigt. Ein Leihgeschäft ist ein mögliches Modell, das beiden Vereinen weiterhelfen könnte. Jedoch hatte Wolfsburg bereits einen Wechsel zu Borussia Mönchengladbach untersagt. Der Abgang von Timm Klose zu Norwich City macht einen weiteren Defensivabgang bei den Wölfen unwahrscheinlich.
Apropos Norwich City, die Premier League wäre ein weiterer möglicher Markt, da es auf der Insel viele robuste Außenverteidiger gibt: Bestes Beispiel: Branislav Ivanovic vom FC Chelsea. Jedoch ist aufgrund der Finanzstärke der Premier League auch ein solcher Transfer nur sehr schwer realisierbar. Ein Leihgeschäft wäre aber eine Möglichkeit.
Ein Spieler, bei dem 96 Interesse angemeldet hat, ist der niederländische Außenverteidiger Alexander Büttner. Der 26-jährige Ex-Spieler von Manchester United ist momentan für Dynamo Moskau aktiv, gehört dort aber nicht zum Stammpersonal. Sein Marktwert ist auf 3 Millionen € gefallen, was einen Kauf nicht unwahrscheinlich macht. Der Vertrag von Büttner läuft bis 2017. Auch ein Leihgeschäft mit Kaufoption, wie bei Adam Szalai, wäre vorstellbar.
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Viele Möglichkeiten! Die Botschaft an Kind, Bader und Schaaf ist klar: Hannover braucht weitere Neuzugänge. Sonst scheint der Abstieg unausweichlich.
Das war ein Gastkommentar von unserem Leser Maxi Fiedler. Vielen Dank für seine fundierte Analyse!
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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Insgesamt eine sehr gute Analyse! Danke. Ich hoffe, dass jetzt Taten folgen.