Wie viel Kapital schlagen Zimmermann und 96?

Schon lange bot der Gesamtkader von Hannover 96 kein so junges Potenzial mehr. Im aktuellen Aufgebot von Jan Zimmermann stehen gleich acht Spieler unter 22 Jahre – beste Voraussetzungen für seine Devise, die Jugendarbeit fördern und vorantreiben zu wollen. Zum Stichwort Vorantreiben gehört, dass die Jungspunde Einsatzminuten bekommen. Doch wer kann sich bei diesem ungewohnt großen Konkurrenzkampf durchsetzen?

Die Frage ist nicht ob, sondern wann Hannover 96 Profit aus der Jugend schlägt. Bei seiner Vorstellung als Coach gab Jan Zimmermann bekannt, dass er vermehrt auf die „jungen Wilden“ setzen möchte – und auch Boss Martin Kind gab für dieses Vorhaben sein „Go“. Beim Saisonauftakt in Bremen saßen mit Marc Lamti und Lawrence Ennali zwei der künftigen Hoffnungsträger auf der Bank, für einen Einsatz reichte es aber noch nicht.

Eben diese beiden haben auch die beste Chance, Jan Zimmermann zeitnah auf dem Platz begeistern zu können. Im Fall von Lawrence Ennali (19) fackelte man nicht lange. Der gebürtige Berliner schloss sich erst im Sommer 2020 der U19 von Hannover 96 an, aufgrund der anhaltenden Pandemie konnte er sich im hauseigenen Nachwuchsbereich jedoch nur selten präsentieren. Die vorherige Entwicklung bei Ligakonkurrent Schalke 04 reichte als Empfehlung jedoch aus, sodass der Flügelstürmer vor wenigen Wochen seinen ersten Profivertrag unterschreiben durfte.

Lawrence Ennali spielt sich in den Fokus – der erste Profieinsatz ist absehbar

Von seinen Spielanlagen erinnert Ennali an Linton Maina – welcher mit seinen 22 Jahren ebenfalls nach wie vor zu den jungen Talenten zählt. Der Feinschliff bei Ennali könnte zeitnah erfolgen, immerhin konnte er in der Vorbereitung auftrumpfen. Eine robuste Spielweise, Tempovorstöße und ein geschicktes Dribbling zeichnen ihn aus. Für einen Flügelstürmer sucht er zudem vergleichsweise oft den Torabschluss, durchschnittlich 2,88 Mal pro Spiel. Eine stabile Passquote von 81,7 Prozent ist Beleg für sein geschultes Auge. Mit knapp 20 Offensivduelle pro 90 Minuten zählt er zu den zweikampflustigsten Spielern im derzeitigen Kader, diese Lust ist ihm auf dem Platz definitiv anzuerkennen. Angesichts der gesammelten Impressionen und seinem Engagement im Training dürfte Lawrence Ennali kurz vor dem großen Sprung stehen. In manchen Situationen ist er noch zu verspielt, dieses kleine Manko dürfte sich mit zunehmender Spielpraxis jedoch abnehmen.

Auch gegenüber Marc Lamti dürfte er einen Schritt weiter sein, zumal der Innenverteidiger mit Julian Börner weitere Konkurrenz bekommen wird. Nichtsdestotrotz konnte der 20-Jährige ähnlich überzeugen. Der tunesische Nationalspieler fand seinen Weg in die Landeshauptstadt ebenfalls im Sommer 2020, ausgebildet wurde der gebürtige Kölner bei Bayer 04 Leverkusen. Die abgebrochene Saison bei der U23 raubte auch ihm die Spielerfahrung im Dress der Roten, nichtsdestotrotz will Zimbo ihn als Back-Up. Gegen Franke, Falette und Börner wird er sich wohl nicht durchsetzen können – viel eher scheint ein Einsatz im defensiven Mittelfeld realistisch. In der Vorbereitung glänzte er insbesondere mit einer bemerkenswerten Zuspielquote von 89,6 Prozent sowie einer defensiven Zweikampfquote von 63,8 Prozent. In Kopfballduellen (64,7 Prozent) gab er ebenfalls kein schlechtes Bild ab. Durchschnittlich fing er zudem 4,31 Gegenstöße ab. In manchen Szenen wirkt der 1,96-Hüne noch etwas unsicher, doch von seiner Ausrichtung und seiner Agilität erinnert er mich etwas an Jaka Bijol. Jan Zimmermann wird Lamti binnen der Saison definitiv Spielzeit schenken – und auch in der Zukunft wird er uns viel Freude bereiten.

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Einen verkorksten Start bei Hannover 96 musste Frank Evina hinnehmen. Auch er wurde im Sommer 2020 verpflichtet, war jedoch fest für die erste Mannschaft eingeplant. Aufgrund eines Außenbandrisses verpasste er jedoch nahezu die komplette Saison, lediglich 18 Einsatzminuten in den ersten beiden Saisonspielen sowie ein 20-minütiger Einsatz im Pokalspiel gegen Würzburg standen auf seiner Habenseite. Vom U23-Nationalspieler Kameruns versprach und verspricht man sich bei den Roten viel, doch Evina bleibt vom Pech verfolgt. Aktuell laboriert er an einer Muskelverletzung, der Zeitpunkt seiner Rückkehr ist ungewiss. Er verfügt zweifelsohne über das nötige Potenzial, der Rückstand zu den direkten Konkurrenten wird jedoch nicht kleiner…

Jemand, der meiner Meinung nach unter dem Radar bleibt, ist Mittelfeldspieler Grace Bokake. Die Hannoveraner sind auf der Suche nach einem neuen Sechser – dabei schlummert im eigenen Kader genug Können. Zusätzlicher Stallgeruch würde dem Tam guttun, genau solchen würde Bokake mitbringen. Der 19-Jährige steht seit 2019 bei den Roten unter Vertrag, mit sechs Torbeteiligungen in 18 Spielen für unsere U19 wusste er durchaus zu überzeugen. Bokake trainiert bereits seit einiger Zeit mit der ersten Mannschaft und hat sich gut integriert, steht bis dato jedoch noch ohne Vertrag dar. Und dass, obwohl von offizieller Seite viel positives Feedback kommt. Sein Spielstil ist sehr variabel, jene Flexibilität wird definitiv benötigt. Er kann zudem auf den defensiven Flügeln eingesetzt werden, hier kommen ihm vor allem seine Schnelligkeit und seine gute Ballführung zu Gute.  Auch seine Passquote (84,4 Prozent) und seine Zweikampfquote (63 Prozent) sind stabil. Selbst wenn es nicht direkt für den Sprung in den Spieltagkader reichen sollte, einen Profivertrag hat er sich allemal verdient. Ein Vertrag würde auch dem Spieler Sicherheit geben, das Hängen in der Schwebe dürfte seinem Selbstbewusstsein auf Dauer schaden. In der Vergangenheit hat man zu oft aussichtsreiche Talente an andere Vereine verloren, dies sollte man nun unbedingt verhindern.

Im Test gegen Berlin zeigte Bokake erneut sein Können – auf einen Vertrag muss er aber nach wie vor warten

Warten muss auch Simon Stehle. Der Rechtsaußen sammelte bereits Erfahrungen bei den Profis, in der Spielzeit 19/20 schoss er sogar einen Treffer. Viele schwärmten bereits von seiner großen Zukunft bei 96, unter Kenan Kocak kam er jedoch kaum zum Zug. Lediglich drei Einsätze in der letzten Saison stehen in seiner Vita – zu wenig für den 19-Jährigen. Angesichts des großen Konkurrenzkampfes auf den Außenbahnen dürften die Aussichten auf Einsatzminuten nicht wirklich besser geworden sein. Die nötige Spielerfahrung könnte er nun bei Drittligist Kaiserslautern sammeln. Medienberichten ist zu entnehmen, dass der Traditionsverein an einem Leihgeschäft interessiert ist, dies könnte eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten sein. Mit der nötigen Spielerfahrung im Rücken kann Stehle ein echter Gewinn werden.

In der Sturmspitze steht mit Mick Gudra ein weiterer Ex-Schalker unter Vertrag. Auch er genoss seine Grundausbildung bei den „Knappen“ und läuft seit Januar 2019 für Hannover 96 auf. In der Vorbereitung kam er nur bedingt zum Zug, Akzente konnte er keine setzen. In der zurückliegenden Saison konnte sich der 20-Jährige bereits auf dem Platz beweisen – in vier Spielen gelang ihm ein Treffer. Unter Jan Zimmermann scheint Marvin Ducksch als Spitze gesetzt, die Back-Up-Optionen sind Hendrik Weydandt und Valmir Sulejmani. Gudra dürfte es schwer haben – für seine Chance muss er kämpfen.

Gleiches gilt für Linksverteidiger Jan-Erik Eichhorn. Der 19-Jährige ist ein waschechtes Eigengewächs und absolvierte für die U-Mannschaften bereits 48 Spiele (3 Vorlagen). Mit der Empfehlung als Stammspieler holte Jan Zimmermann ihn zu den Profis, in den vier Testspielen kam er jeweils zum Zug. Mit der Verpflichtung von Jannik Dehm sanken seine Chancen auf Einsatzminuten -als weiterer Back-Up kann er jedoch eingeplant werden.

Selten verfügte der Kader von Hannover 96 über ein solches Nachwuchspotenzial. Trainer Jan Zimmermann dürfte dies freuen, nun muss er hieraus auch Kapital schlagen. Einige Talente stehen kurz vor dem großen Sprung, wir dürfen gespannt sein.

 

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