Kenan Kocak und Hannover 96 dürften mit dem ersten Pflichtspiel der neuen Spielzeit durchaus zufrieden sein. Ein blamables Ausscheiden in der ersten Runde des DFB-Pokals wie letztes Jahr konnte erfolgreich verhindert werden. Der gestrigen 3:2-Sieg war verdient und überzeugend, auch wenn das Ergebnis eine andere Sprache spricht. Mit genügend Rückenwind geht es nun gen Niedersachsen, wo es am Samstag zum Aufeinandertreffen mit dem KSC kommt…
Der Umbruch ist gelungen. So in etwa könnte das Fazit des gestrigen Abends aussehen. Trainer Kocak überraschte mit seiner taktischen Aufstellung, in welcher Hendrik Weydandt als vorgezogene Spitze vor Marvin Ducksch auflief. Das traditionelle 4-4-2 a la Kocak also. Eine Nacht später muss man diese „Umstellung“ schlichtweg als Geniestreich anerkennen, denn die Hintermannschaft der Würzburger war mit dem tief stehenden Weydandt schlichtweg überfordert. „Hoch und weit bringt Sicherheit“ muss in diesem Fall umgeschrieben werden in „Hoch und weit bringt Sicherheit und fungiert als Dosenöffner“. Sinnbildlich war der Führungstreffer durch Henne. Ausgangspunkt war das Innenverteidiger-Gespann Franke/Hübers. Ersterer gewann einen Luftzweikampf in der eigenen Spielhälfte, sein Kompagnon Hübers schlug den Ball anschließend aus der Gefahrenzone. Jedoch nicht nur irgendwie, wie es in der B-Jugend gepredigt wird, sondern mit viel Spin und Genauigkeit. Die Adresse: Die Nummer 9 von Hannover 96. Dieser pflückte den Ball geschickt herunter und setzte sich im Zweikampf gegen den Würzburger Abwehrchef Hägele souverän durch.
Zugegeben, der Kapitän der Gastgeber war physisch in einem großen Nachteil, dies muss das geschickte Agieren von Weydandt jedoch nicht schmälern. Mit einem platzierten Rechtsschuss versenkte dieser den Ball im Netz. Wenige Tage vor dem Saisonstart sah diese Kombination schon sehr gekonnt und einstudiert aus. Mit Weydandt hat man natürlich einen Stürmertypen im vorderen Drittel, welcher aufgrund seiner Körpergrößer (1,95 Meter) und Zweikampfstärke genau der richtige Abnehmer für hohe Bälle ist. Da werden sich in den kommenden Spielen einige Innenverteidiger die Zähne dran ausbeißen. Für den gebürtigen Gehrdener war es übrigens der dritte Treffer im Pokal im vierten Einsatz – es gibt einen neuen Pokalstern am 96-Himmel.
Apropos drittes Tor, in diese Liste kann sich nun auch Kapitän Dominik Kaiser eintragen. Die Parallelen zum ersten Treffer waren deutlich zu erkennen. Wieder war es ein Abwehrspieler, diesmal Rechtsverteidiger Muroya, welcher den Angriff generierte. Mit einer hohen Flanke aus dem rechten Halbfeld fand er in der Strafraummitte Marvin Ducksch, welcher eine gute Übersicht bewies und quer auf Kapitän Kaiser legte. Dieser musste anschließend „nur noch“ in das leere Tor einschieben. Für den 31-Jährigen war es das dritte Pokaltor im elften Einsatz.
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Die Entstehung des Treffers lässt auf eine weitere erfolgreiche Zeit des Sturmduos Weydandt/Ducksch hoffen. Beide sammelten gestern Abend ihren Scorerpunkt und waren unverzichtbar für das Spiel von 96. Ducksch hatte zwei Großchancen, schob die Kugel allerdings beide Male knapp am Gehäuse vorbei. Ansonsten überzeugte er mit einer starken Zweikampfquote von 69 Prozent und geschickten Läufen in die Schnittstelle. Neben seinem Treffer trumpfte Hendrik Weydandt insbesondere mit seiner konzentrierten Spielweise auf. Er bewies ein konstantes Passspiel (67 Prozent) und seine offensiven Dribblings konnte er allesamt gewinnen. Das Stürmerduo ist gewappnet für die Mission Aufstieg.
Beim dritten Tor belohnte sich die Abwehr endlich für ihren offensiven Schöpfergeist. In Person von Timo Hübers erzielte man das zwischenzeitliche 3:0. Nach einer Ecke von Kapitän Kaiser lief sich der Innenverteidiger geschickt frei und schob mit links ein. Für den 24-Jährigen war es der erste DFB-Pokaltreffer in seinem ersten Pokalmatch. Nach der langen Leidenszeit der nächste Meilenstein in seiner Karriere. Um auf die Defensive zurückzukommen, insgesamt lieferte das Gespann Hult, Franke, Hübers, Muroya eine sehr engagierte und konzentrierte Leistung ab. Die beiden Neuzugänge Hult und Muroya agierten „abgebrüht“ und es war schnell ersichtlich, dass sie der Hintermannschaft Stabilität verleihen.
Der Integrationsprozess scheint reibungslos vonstattengegangen zu sein, denn beide Akteure waren vielseitig in das Spielgeschehen eingebunden. An dieser Stelle auch noch einmal ein Kompliment an Manager Gerhard Zuber, denn einen Hult oder einen Muroya dürfte niemand auf dem Schirm gehabt haben.
Die beiden Schönheitsfehler aus den letzten Spielzügen trüben das Bild etwas. Das 1:3 fiel nach einer Standardsituation. Nach einer Ecke stieg Feick im 96-Strafraum am höchsten und nickte ein. Das 2:3 in der fünften Minute der Nachspielzeit (welche es eigentlich gar nicht hätte geben dürfte) ist wohl jedem Fußballanhänger ein Rätsel. Im Getümmel ging Feick zu Boden, Schiedsrichter Patrick Alt entschied auf Strafstoß. Der Videoschiedsrichter, welcher erst im späteren Wettbewerb zum Einsatz kommt, hätte hier bestimmt eingegriffen. Am Ende verwandelte Herrmann zum 2:3 – die Leistung von Hannover 96 sollte dies aber nicht schmälern. Es war ein rundum gelungener Pokalabend, eine Selbstverständlichkeit war dies nicht. Schon gar nicht gegen einen Ligakonkurrenten. Auch Trainer Kocak war nach dem Abpfiff positiv angetan von der Leistung seiner Truppe.
„Die Mannschaft hat fast nichts zugelassen. In einigen Phasen waren wir richtig gut. Das Manko ist, dass wir viele Chancen haben liegen lassen. Ich ziehe den Hut vor der Mannschaft und vor dieser Leistung. Ich bin fast dankbar, dass es bei den Standards passiert. Das wird die Sinne schärfen. Darüber werden wir uns unterhalten.“ (96-Trainer Kenan Kocak)
Nun liegt der Fokus auf kommenden Samstag, ab 13 Uhr empfangen die Roten den Karlsruher Sportclub. Der KSC verlor seine Erstrundenpartie gegen den Bundesligisten Union Berlin mit 0:1, entsprechend werden sie es im ersten Ligaspiel besser machen wollen. Hannover 96 dürfte dies jedoch nicht aus der Fassung bringen, der Pokalauftritt war und ist die beste Motivation.
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