Das kann Hannover besser! Gegen aufgekratzte Preußen, die nach 33 Jahren in der Unterklassigkeit endlich wieder Zweitligaluft schnuppern dürfen, kam 96 am Sonntag zu keinem Zeitpunkt in die Spur. Am Ende reichte es zum Glück noch zum torlosen Unentschieden.
Ein Punkt in der Ferne ist ok, wenn zuhause dreifach gepunktet wird, sagt eine alte Fußballweisheit. Angesichts der schieren Emotionen, von denen die Gastgeber getragen und angepeitscht wurden, kam das lethargische 96 noch mit einem blauen Auge davon.
Im Grunde war es die perfekte Bewerbung, um schnellstmöglich noch den einen oder anderen Transfer zu tätigen. Überlegungen pro eines starken linken Innenverteidigers sind bereits in der Pipeline und sollten nun schnellstens intensiviert werden. Josh Knight stand in Münster stabil, blieb aber blass im Vergleich zu der von ihm ausgehenden Belebung im Regensburg-Spiel. Auch unser anderer Rechtsfuß auf der linken Seite, Jannik Dehm, konnte seine Dynamik und Magie der Vorwoche nicht wiederholen. Der SCP machte die Außenbahnen dicht und Dehm kam nicht durch. Dadurch verhungerte auch Jannik Rochelt neben ihm, dem momentan noch Bindung und Ideen fehlen.
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Durch die Mitte taten sich Fabian Kunze, und ab der 46. Minute auch Max Christiansen schwer. Hier mangelte es an flotter Entscheidungsfindung. Am Ende brachte der Aufsteiger über das Spiel mehr Esprit auf den Platz und zeigte uns die lange Nase. Mit viel Dusel und einem Sahnetag von Ron-Robert Zieler konnten die ganz in Rot auftretenden Roten zumindest ein torloses Remis retten. Im Gegensatz zum zahnlosen Mitaufsteiger Regensburg, der letzte Woche deutlich von Hannover dominiert wurde, zeigte sich Münster unbeugsam und extrem ungemütlich. Unsere Ex-Trainer Jan Zimmermann (BVB II) und Christoph Dabrowski (RW Essen) hatten vorab in der Presse vor dem ekligen, galligen Auftreten gewarnt. Ganz so brachial wurde es nicht, das Pressing auf die beiden Schienenspieler Jannik Dehm und Sei Muroya, sowie Enzo Leopold im Mittelfeldzentrum ließ 96 jedoch nicht ihr Spiel aufziehen. Stattdessen tauchten Malik Batnaz und Co mehrmals und aussichtsreich vor unserem Keeper auf, der uns zumindest die 0 rettete.
96 spielte mehr Pässe (293 zu 371) bei deutlich besserer Passquote (71 zu 82%), legte über 90 Minuten mehr Sprints hin (172 zu 214) und gewann mehr Zweikämpfe (77 zu 107)
Und trotzdem kam man eben nicht in die Zwischenräume, wo man den Westfalen weh tun wollte, wie es Stefan Leitl und der neue Sky-Experte Simon Terrode hinterher analysierten. Münster finalisierte eben diese offensiven Laufwege hingegen lehrbuchmäßig. Um in Zukunft eine Dose wie Münster zu öffnen, müssen noch 2-3 starke Spieler in den Kader. Das Experiment mit Dehm auf links war letzte Saison auch nur ein Notnagel, der seinen Leistungsschwankungen unterworfen war. Und auch das fehlende Tempo in der Zentrale war schon länger Thema. Hier ist es jetzt Zeit zu handeln…
Was der Schreiber aber richtig geil fand, war das oldschoolige Preußen-Stadion! Die offene Kurve mit ihren Bratwurstbuden dahinter. Die Wellblechdächer und die dadurch brachial laute Akustik aus dem Gästeblock. Alles tausendmal attraktiver als der xte Stadionklotz vom Reißbrett.
Am Ende sind wir alle irgendwie unzufrieden, weil Ergebnis und Verlauf nicht gut waren. Aber:
Jetzt haben wir 2 ungemütliche und unberechenbare Aufsteiger mit vier Punkten und zu Null von der Brust. Und können den sicherlich in der Mannschaft vorhandenen Frust in eine Angriffslust gegen Bielefeld im Pokal, und anschließend gleich auch gegen den Sportverein aus Hamburg münzen. Kurz mal durchatmen und den Haken hinter machen. Im Münsterland werden noch ganz andere Teams ihre Schwierigkeiten bekommen.
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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