Kenan Kocak lässt die Hütte brennen

Zwei Tage sind nun vergangen, die Emotionen haben sich gelegt – oder auch nicht… Die 1:4-Niederlage in Fürth hinterlässt viele Fragezeichen, die „Schuld“ beim Gegner zu suchen wäre aber viel zu einfach. Ja, Fürth ist eine spielstarke Mannschaft und ja, ihr Auftritt war engagiert und couragiert. Aber ein selbsternannter Aufstiegskandidat hätte die Franken knacken müssen. Auch eine Niederlage hätte man verschmerzen können, sofern der Auftritt gepasst hätte. Hat er aber nicht. Der komplett verkorkste Spieltag wurde bereits mit der durchaus merkwürdigen Aufstellung eingeleitet…

Fürth war in den zurückliegenden Jahren eigentlich ein gutes Pflaster für Hannover 96. Nach dem zurückliegenden Sonntag könnten die Niedersachsen ein Pflaster dringend gebrauchen, denn sie haben eine mächtige Bruchlandung hingelegt. Die 1:4-Pleite war bereits die dritte Auswärtsniederlage in dieser Saison, übergreifend holte man in den letzten sechs Liga-Auswärtsspielen keinen einzigen Punkt. Trotz des haarsträubenden Ergebnisses hieß der beste Rote Michael Esser. Der Schlussmann hat mit seinen sieben Paraden eine noch höhere Packung verhindert. Der Rest der Truppe wirkte lustlos, abwesend und vor allem harmlos. Sagen wir es wie es ist, die jüngste Leistung war der eines Aufsteigers nicht würdig.

Das Rätselraten wurde ausgelöst durch den Coach. Kenan Kocak krempelte das durchaus erfolgreiche Düsseldorf-Team um, die Veränderung der Doppelspitze dürfte der Knackpunkt gewesen sein. Der Trainer ließ Hendrik Weydandt auf der Bank versauern, während er Linton Maina neben Marvin Ducksch setzte… Das Kopfschütteln der Anhänger war und ist definitiv verständlich! Das Positive: Es dürfte bei einem einmaligen Versuch geblieben sein, denn das Konzept ging absolut in die Hose. Zum einen braucht Hannover 96 Linton Maina auf dem Flügel bzw. im rechten Mittelfeld. Der 21-Jährige glänzt mit seinen Spielideen und Tempovorstößen, als Mittelstürmer fallen diese beiden Attribute weg. Seine Dribblingstärke hat in den zurückliegenden Partien oft als Dosenöffner funktioniert, das gewonnene eins gegen eins offerierte ihm eine offene Bahn. Gegen Fürth standen nach seinem Einsatz exakt Null Dribblings, eine Zweikampfquote von nahezu unterirdischen 14 Prozent und Null Torschüsse. Ein Hendrik Weydandt hingegen hätte die Bälle vorne festmachen können. Sein physisches Spiel tut dem Angriff der Hannoveraner gut, das hat Kocak jedoch viel zu spät bemerkt.

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Das Spiel in Fürth wurde vercoacht, auch Ducksch litt unter der Herausnahme von Weydandt

Nach der Einwechslung von Weydandt wurde es im Angriff zumindest etwas besser. Henne kam zur zweiten Halbzeit und schoss in der 58. Spielminute den Ehrentreffer der Hannoveraner. Sein Zweikampfverhalten war durchaus belebend. Zwar lag seine Quote nur bei 26 Prozent, allerdings suchte er knapp 30 Prozent mehr direkte Duelle. Hannover 96 agierte viel über die Außen und probierte es oftmals mit hohen Bällen – logischerweise brachte der 22 Zentimeter größere Weydandt hier einen Mehrwert. Dieses taktische Konzept macht die Positionierung von Maina sogar noch unlogischer… Das Fazit dürfte daher recht eindeutig ausfallen: Hannover braucht Hendrik Weydandt als Stoßstürmer, denn ohne ihn fehlt die physische Präsenz im gegnerischen Sechzehner. Ohne Maina geht derweil Schwung auf den Außenbahnen verloren, das Projekt ist definitiv gescheitert. By the way: Auch Marvin Ducksch hing komplett in der Luft. Dies ist mit Sicherheit auch mit der Herausnahme von seinem Sturmpartner Weydandt zu begründen. Das Duo konnte zuvor immerhin sieben Scorerpunkte zusammen kreieren, never change a winning Team ist also doch nicht nur eine Floskel…

Ein zweiter Grund, warum die Umstellung von Linton Maina ein Fehler war, war die schwache Leistung von Florent Muslija. Nach seinem aufstrebenden Auftritt gegen Düsseldorf und seinem Treffer gab Kocak Muslija eine Startelfgarantie. Die Hoffnung: Er beweist, dass sein Spiel gegen Düsseldorf keine Eintagsfliege war. Das Ende vom Lied lautet, es war eine Eintagsfliege. Auf der rechten Seite konnte er sich in 77 Prozent der Fällen nicht gegen seinen Gegenspieler durchsetzen, ihm gelang nur ein progressiver Lauf (Maina gelingen regelmäßig mindestens drei) und Flanken brachte er gar keine… Darüber hinaus spielte er nur einen langen Ball – und diesen genau in die Füße des Gegners. Auch das Zusammenspiel mit Kingsley Schindler funktionierte nicht. Es wurde nicht hinterlaufen und die Stockfehler konnte man bereits vorhersehen.

Sei Muroya zeigt stets gute Leistungen, warum er an Schindler nicht vorbeikommt, ist unverständlich

 

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Apropos Schindler, die Rechtsverteidigerposition bleibt ein Dorn im Auge. Schon viel zu oft haben wir uns gefragt, wieso Muroya durch Schindler ersetzt wurde. Der Japaner belebte stets das Spiel, brachte sich auf dem rechten Flügel gut ein und machte in der Abwehrarbeit einen guten Job. Vor dem Fürth-Spiel trumpfte er mit einer Passquote von 89 Prozent auf, hinzu kommt ein 83-prozentiges Zweikampfverhalten. Muroya kann Defensive und Offensive kombinieren. Das kann Schindler nicht. Der gelernte Rechtsaußen bringt zwar durchaus einen Drang zum gegnerische Tor mit, allerdings haben die Offensivkräfte vermeidlich leichtes Spiel mit ihm. Seine Zweikampfquote ist um satte 23 Prozent schlechter als die von Muroya, gleiches gilt für sein Aufbauspiel (die Passquote ist im direkte Vergleich 15 Prozent schlechter). Ein Einsatz von Schindler als Rechtsverteidiger wird auch in den kommenden Monaten zu kritisieren sein. Immerhin durfte Muroya von Beginn an auflaufen, als Linksverteidiger. Der etatmäßige Niklas Hult wurde nicht rechtzeitig fit, seine Abstinenz war definitiv zu spüren. Anders formuliert: Man merkt, dass Muroya ein Rechtsfuß ist und ihm folglich die rechte Seite besser liegt… Bleibt nur zu hoffen, dass Hut rechtzeitig vor dem nächsten Spiel zurückkehrt. Falls nicht, sollte sich Kocak eine andere Variante überlegen. Muroya gehört nach rechts, in unserem Modell hat Schindler keinen Platz in der Defensive. Im Notfall hat man ja noch einen Philipp Ochs oder Josip Elez, welche beide auf links aushelfen können.

Wir können festhalten, dass das Spiel, zusätzlich zu der keinesfalls zu entschuldigenden miserablen Leistung der Akteure, vercoacht wurde. Kocak betonte nach der Partie, dass man aus den Fehlern lernen würde. Hoffentlich lernt man an der Leine schnell, denn am Samstag empfängt man Erzgebirge Aue. Der Dreier ist ein Muss, ansonsten kann man sich auf eine durchaus feurige Länderspielpause einstellen.

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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