Wer sich in der abgelaufenen Saison mit der U23 von Hannover 96 beschäftigt hat, dem wird das erfrischende Offensiv-Feuerwerk mit der klaren Handschrift von Daniel Stendel nicht entgangen sein. Nach einigen bereits guten Jahren ist diesmal die Leistungskurve explodiert und unsere Reserve steht zu Recht in den Relegationsspielen zur 3. Liga.
Innerhalb von zwei Jahren hat es der 50-jährige Übungsleiter und die Vereins-Ikone geschafft, aus einem „Farmer’s Team“ für andere Vereine eine eigenständige und schlagkräftige Truppe zu formen. Auch wenn am Ende wieder einige Talente der nächsten Herausforderung in anderen Vereinen hinterher ziehen, so wurde in dieser Saison doch Geschichte geschrieben und für unsere Talente Werbung gemacht.
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Ein offenes Visier scheint für die „jungen Wilden“ aus der Akademie eine Voraussetzung zur Unterschrift des Ausbildungsvertrages zu sein. Hier macht sich auch die erarbeitete Philosophie von Sportchef Marcus Mann bemerkbar, in der die Umsetzung einer intensiven und offensiven Spielidee für alle Mannschaften vorgegeben wurde. So fällt es seitdem auch leichter, gut ausgebildete Youngster an die Profimannschaft ran zu führen.
„Wir möchten schnellen, emotionalen und erfolgsorientierten Fußball spielen,“ gab Stendel in einem Interview zu Protokoll. „Wir möchten Fußball spielen, der die Leute begeistert.“ Das ist ihm durchaus geglückt. Betrachtet man nur mal die Begeisterung in den Fan-Foren von Hannover 96 und die steigenden Besucherzahlen im Stadion und im Livestream. Die Zweite von Hannover 96 ist wieder wer und trägt zur derzeitigen Euphorie am Maschsee bei.
U23 von Hannover 96 mit gutem Mix
Die Reserve bietet einen guten Mix aus Alt und Jung, aus Erfahrung und Euphorie. Mit Anfang 20 spielt man noch nicht so verkopft wie eventuell ältere Hasen. Dennoch bringt man schon ein modernes Spielverständnis auf höchstem Niveau mit. So steuert etwa Kapitän Fynn Arkenberg (28, RV, ehemals TSV Havelse) mit seiner Erfahrung viel Führungsqualität bei. Währenddessen konnten sich Offensiv-Talent Montell Ndikom und Torhüter Leon-Oumar Wechsel (beide 19) zuletzt über ihre ersten Nominierungen für die U19-Nationalmannschaft freuen.
Aushängeschild ist der schwungvolle Offensivfußball, der die U23 mit einem Schnitt von 2.6 Toren pro Spiel zur torgefährlichsten Mannschaft in allen deutschen Regionalligen machte. Hier wird hoch und unermüdlich gepresst, bis der Gegner einen Fehler zulässt. Sechszehn Balleroberungen im letzten Drittel pro Spiel ist Spitzenwert und seit zwei Jahren unter Stendel wöchentliche Normalität.
Zum Vergleich: unsere Youngster verbuchen auch die höchste Boxpräsenz über alle Regionalligen hinweg. Mit mehr als 16 Schüssen pro 90 Minuten hat man die mit Abstand meisten Torversuche, mit dem Ergebnis: in 8 von 32 Ligaspielen erzielte man mindestens vier Tore. Zudem gewann man sieben Spiele, in denen der Gegner mindestens 2 Tore erzielte.
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Absoluter Star der U23 ist Lars Gindorf, 22, der in der Relegation aber nicht auflaufen wird. In 32 Spielen erzielte er 23 Tore und bereitete 5 Vorlagen vor. Aufgrund der sonst zu kurzen Sommerpause bis zum Trainingsbeginn der Profis tauscht er verdientermaßen seine Fußballschuhe gegen Sonnenbrille und Flipflops. Auch Kolja Oudenne wechselte zum Beginn der Saison zu den Profis, wird in den Spielen gegen Würzburg aber nochmal seinen alten Kollegen aushelfen. In 3 Spielen für die Reserve steuerte der agile Offensivmann diese Saison 2 Tore und 2 Vorlagen bei.
- Auf dem Sprung zu den Profis ist auch Husseyn Chakroun, 19, ein für sein Alter bereits sehr auffälliger Offensivakteur (8 Tore, 12 Vorlagen). Das Sturmzentrum wird wahrscheinlich von Nick Stepantsev besetzt (6 Tore), aber auch Lennard Garlipp und Sean Busch wissen wo das Tor steht.
Doch viel Risikofreude birgt natürlich auch Gefahr, besonders in dieser Spielidee im Rücken der Offensive. Hier nutzen geschickte Gegner gerne mal die Lücken. Unser temporeiches Spiel nach Vorne kostet leider Ballverluste (die zweitmeisten in allen Regionalligen) und fordert dadurch eine hellwache Defensive. Hier regiert Mittelfeld-Motor Tom Moustier, der nach der Saison zu Rot Weiß Essen in die 3. Liga wechseln wird. Im Vorwärtsgang ist er für Standards und Vorlagen (6 plus 4 Tore) zuständig. Im Spiel gegen den Ball kann der Franzose auch gerne mal ungemütlich werden.
U23 von Hannover 96 will nach der Meisterschaft den Aufstieg klarmachen
Unterstützung gibt’s von Adem Podrimaj (Nationalspieler Kosovo) und Tim Walbrecht, der eine Zeit lang auch bei den Profis spielte. Die Defensiv-Zweikampfquote der U23 beträgt übrigens 65% und gehört damit zu den Top5 in den Regionalligen. In der Relegation gibt’s zudem Unterstützung von den Profis Julian Börner und Brooklyn Ezeh.
Ganz hinten teilen sich Leon-Oumar Wechsel und Leo Weinkauf von den Profis das Tor. Stammtorwart Toni Stahl fehlt wegen eines wichtigen Termins, die Zeichen stehen auf Abschied.
Nur wenige Tage nach dem Erhalt der Meisterschale verlängerte Daniel Stendel nun seinen auslaufenden Vertrag um drei Jahre, ein starkes Zeichen so kurz vor den zwei wichtigsten Spielen des Jahres. Es signalisiert auch den eingeschlagenen „Hannoverschen Weg“, der auch nicht endet, sollte die U23 in der Regionalliga verbleiben müssen.
Und die Würzburger Kickers so?
Die Kickers kennen wir Hannoveraner noch aus der nicht allzu fernen Vergangenheit, als man zusammen in der 2. Liga spielte. Danach stiegen die Bayern unglücklich bis in die Regionalliga ab, dominierten diese im Süden in dieser Saison aber klar. Dominanz ist sowieso das Schlüsselwort für die Taktik der Bayern. Mit einem Ballbesitz von fast 60% und einer Passquote von 82% strebt man nach hoher Spielkontrolle.
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Raumgewinnende Pässen dienen als Mittel, um schnell ins letzte Drittel der Gegner vor zu dringen. Würzburg greift über flinke Außenstürmer und wuselige Offensivspieler an, hält hinten aber die Abwehr humorlos stabil. Hier treffen zwei Mannschaften mit klarer Idee aufeinander, die den Zuschauern einiges bieten werden. Es wird nicht leicht für Hannovers Talente, aber sicher auch nicht unmöglich. Sollten wir das Hinspiel in Würzburg offen gestalten, warten im Rückspiel mehr als 12.000 Zuschauer im Niedersachsenstadion auf unsere jungen Helden.
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