Familienduell gegen Hansa

Rostock gegen Hannover, das ist nicht nur ein Spiel zweier Traditionsmannschaften. Es ist auch seit einigen Jahren die Verbandelung zweier Familien, die des Schreibers (Westen) mit der seiner großen Liebe (aus dem Osten). Schwiegervater ist glühender Hansa-Fan und war selber mal Kicker in der DDR-Oberliga. So gehört es inzwischen zur Tradition, sich an den Wochenenden rund um den Spieltag hier oder dort zu treffen, und gemeinsam das Spiel, das Leben und die Familie zu feiern.

In dieser Saison fiel das Hinspiel auf die Einschulung einer meiner Söhne. Damit war bereits länger klar, dass die liebe Verwandtschaft aus Mecklenburg-Vorpommern im schönen Niedersachsen weilen würde. Da meine Frau den Fanatismus beider Haushalte kennt und diesen mit kleinen Geschenken auch immer wieder unterstützt, wurde der Anstoß um 13 Uhr als zentrales Element in den Tagesablauf eingeplant. Smalltalk mit den Lehrern und anderen Eltern an der Schule wurde aufs Minimum begrenzt und sich mit Bekanntwerden beider Aufstellungen um 12 Uhr dezent vom Schulhof verabschiedet. Sonst immer gerne, Leute, aber nicht heute…

Mit dem ersten Dreier gab es von den Profis den Extra-Bonus zur Schultüte.

Auf dem kurzen Weg nach Hause bildeten Schwiegervater und ich die ambitionierte Vorhut. Nach all den Jahren als Fan geht der Puls immer noch pünktlich wie ein Uhrwerk eine Stunde vor Anpfiff nach oben. Und das ist gut so!
Zuhause schneller Tausch von Hemd gegen Trikot, und langer Hose gegen Sportshorts. Da ticken der Ossi und der Wessi schon sehr ähnlich. Als der Rest der Bande noch um die Mett-Brötchen flaniert, sitzen wir (inzwischen zu viert) bereits mit Bierchen in der TV-Ecke.

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Als in der Saison 21/22 Jan Zimmermann mit viel regionalem Duft die Roten übernahm, schafften es Schwiegervater und ich endlich mal gemeinsam zum Spiel nach Hannover. Er staunte nicht schlecht, als wir am Maschsee parkten und er unser Niedersachsenstadion sah. Der Anblick hinterließ Respekt! Am Anfang grüßte er noch schüchtern andere versprengte Hanseaten auf der West. Als Rostock uns dann das 0:1 einschenkte und am Ende sogar 0:3 gewann, kannte seine Freude keine Grenzen mehr. 45 Minuten Rückfahrt im Auto und er war obenauf. Ich hingegen war stinksauer und genervt vom lautstarken, reiselustigen Mob von der Ostsee, auch wenn die Niederlage verdient war.

Trotzdem habe ich Hansa Rostock irgendwie schätzen gelernt. Die Ultras haben in Meck-Pomm ein unglaublich großes Gebiet unter ihrer Fuchtel. Weit und breit keine natürlichen Feinde in Form hoch spielender Proficlubs. Überall prangen stolze Graffitis und unzählige Aufkleber beleben das Bild der Städte und Küstendörfer. Die aktive Fanszene ist tatsächlich unermüdlich aktiv. Und ja, ich kenne auch die große, asoziale Schattenseite der dortigen „Fans“, nicht nur aus der negativen Presse. Im 96-Shirt oder mit Badetuch brauche ich mich dort besser nicht am Strand blicken lassen. Aber ich bin und bleibe Fußballromantiker und sehe lieber die positiven Seiten.

Das Rund am Maschsee hat auch im Hans-Land Strahlkraft

Das Spiel in Rostock ist nicht langweilig, lässt aber auch immer wieder Möglichkeiten, um mit Onkel, Tante und anderen anwesenden Freunden ins Gespräch zu kommen. Das zwischenzeitliche 1:1 wäre ein fairer Stimmungsmacher für den Rest der Party gewesen. Kaffee, Kuchen, ein Match gegen die Kinder im großen Garten. Es hätte keinem weh getan an diesem Tag. Aber Cedi Teuchert hatte etwas gegen zu viel Harmonie und ließ Schwiegervaters Kinnlade spät noch runterklappen. Tor in der 87. Minute, Auswärtssieg, und ich juble in meine Faust rein. Mehr ging an dem Tag nicht, wenn ich nicht den Hausfrieden gefährden wollte.

Schwiegervater musste kurz mal raus an die frische Luft. Verärgert über den gegebenen Strafstoß für, und den nicht gegebenen gegen Hannover. Da hatte er sich an dem Tag mehr erhofft, und die Tabellenführung war auch futsch. Ich versuchte ihn an 2021 und meine Enttäuschung zu erinnern, aber sowas dringt in solchen Momenten natürlich nur bedingt durch.

Als sich am frühen Abend dann Fleisch, Wurst und Veggie auf dem Grill gute Nacht sagen, verschwindet der Frust aber auch schon wieder wie der Rauch gen Himmel. Und spätestens als die Hertha ihre Rutsche in Hamburg bekommt, sind die Relationen wieder gerade gerückt. Mal gewinnst Du, mal verlierst Du, aber Hauptsache es ist immer Familie da ♥️

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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