Ein Abwehrbollwerk gewinnt keine Trophäen

Mit einem durchaus durchwachsenem 0:0 verabschiedete sich Hannover 96 am gestrigen Abend in die Liga-Weihnachtspause. Das Spiel in Regensburg war geprägt von Stockfehlern auf beiden Seiten. Man könnte denken, der starke Nebel hätte den Akteuren die Sicht genommen… Nunmehr stehen die Roten mit 17 Zählern aus 13 Spielen dar, deutlich zu wenig. Wer das Positive sehen mag: Die Hannoveraner blieben erneut ohne Gegentor, das dritte Mal binnen der letzten vier Spieltage.

Die letzten Wochen haben eins offenbart: Die Defensive ist nicht das größte Problem der Roten. Auf den Außen ist man mit Muroya und Hult (Hoffen auf baldige Rückkehr) gut besetzt, in der Innenverteidigung ist Timo Hübers der absolute Anker. Der 24-Jährige zählt mit einer Zweikampfquote von 69 Prozent und einem Passspiel von 83 Prozent zu den „Matchwinnern“ im Team von Kenan Kocak. Noch etwas besser sind die Werte von Marcel Franke, welcher sich auf der Position neben Hübers etabliert haben dürfte. Sein Luft-Zweikampfverhalten ist extrem wichtig bei hohen Bällen, regelmäßig klärt er die Bogenlampen aus dem eigenen Sechszehner. Seine Passqoute liegt bei sehr guten 86 Prozent, darüber hinaus entscheidet er durchschnittlich 71 Prozent der Zweikämpfe für sich. Dieses Duo ist, meiner Ansicht nach, eines der stabilsten im gesamten 96-Kader. Auf ihnen lässt sich aufbauen.

Hinzuzuziehen ist die starke Leistung von Michale Esser. Unser Goalie kann zweifelsohne als einer der besten Sommerneuzugänge beschrieben werden, durchschnittlich leistet er 3,2 wichtige Paraden. Über die Hälfte von ihnen ist mit einem schnellen Reflex verbunden. In die Röhre schaut derweil Simon Falette. Auch wenn er gestern den verletzten Hult auf der linken Seite ersetzte und sich im zweiten Durchgang etwas steigerte, so sind seine Auftritte nach wie vor von fatalen Fehlern geprägt. Dies lässt sich sehr gut an der Statistik erkennen. Seine Zweikampfquote liegt bei nur 57 Prozent, darüber hinaus probiert er sich viel zu oft in riskanten Dribblings. Folglich verliert er durchschnittlich 9,33 Bälle pro Partie in der eigenen Hälfte. Sofern binnen des Jahreswechsels kein Schalter fällt, dürfte für ihn nur ein Platz auf der Bank sicher sein. Nichtsdestotrotz können wir festhalten, dass sich auf der Abwehrleistung der letzten Wochen aufbauen lässt. Mit insgesamt 14 Gegentoren stehen die Roten vergleichsweise gut dar, nur Holstein Kiel musste weniger Gegentreffer hinnehmen.

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Michael Esser ist zweifelsohne einer der besten Neuzugänge. Seine starken Leistungen haben den Hannoveranern schon einige Punkte beschert.

Nun kommt das große Aber: Mit einer stabilen Abwehr holst du keine Trophäen. Und genau das ist das Problem in dieser Saison. In der Offensive versetzt Hannover 96 niemanden ins Staunen, das gestrige Spiel war der beste Beweis. Hendrik Weydandt beispielsweise konnte keine wirklich gelungene Aktion verzeichnen, zumeist scheiterte es schon bei der Ballannahme. Die Bälle springen gefühlte Meter von seinem Fuß weg – die Chance, dass der Angriff verpufft, ist vergleichsweise groß. Insgesamt waren gestern nur 38 Prozent seiner Aktionen vom Erfolg gekrönt, durchschnittlich sind es lediglich 37,2 Prozent. Die Probleme liegen aber nicht nur in der Ballverarbeitung. Auch das Passspiel (59 Prozent), die Abschlussquote (nur 44,4 Prozent der Schüsse gehen aufs Tor) und seine Dribblings (21,1 prozentige Erfolgsquote) erlauben die Zweifel. Als alleinige Stoßspitze gab er zuletzt keine gute Figur ab. Wenn wir uns das Bochum-Spiel ansehen: Die herausgearbeiteten Chancen waren zu einem Großteil auf Fehler des VfL zurückzuführen.

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Marvin Ducksch steht im direkten Vergleich gut dar. Unser Topscorer (4 Tore, 4 Vorlagen) bringt immerhin 64 Prozent seiner Zuspiele an den Mann und kann sich in 48 Prozent der Fälle im eins gegen eins durchsetzen. Aber auch bei ihm fehlt ein Schluck Zielwasser. Von seinen durchschnittlich 3,92 Abschlüssen fliegen nur 46,5 Prozent auf den gegnerischen Kasten. Wir wissen, dass Martin Kind sehr, sehr ungerne Geld ausgibt, in diesem Fall wäre es aber absolut notwendig. Ein weiterer Stürmer im Bunde ist zweifelsohne notwendig, ansonsten wird sich die ausgestrahlte Gefahr nach wie vor in Grenzen halten.

Ein erster offensiver Lichtblick war das Comeback von Linton Maina. Schon in seinen ersten Minuten zeigte er, dass seine Durchschlagskraft und das Tempospiel unabdingbar sind. Künftig wird er höchstwahrscheinlich Schindler auf der rechten Seite ablösen, denn dieser wirkt eher wie ein Fremdkörper. Während Maina gerne vom Flügel in die Mitte zieht und den Abschluss sucht, kann Schindler nicht einmal einen Abschluss pro Partie verzeichnen. Von seinen 0,85 Versuchen finden gar 75 Prozent nicht das Spiel. Sein Durchsetzungsvermögen (49 prozentige Zweikampfquote) und das Passspiel (69 Prozent) lassen ebenfalls zu Wünschen übrig. In den 27-Jährigen wurden zu Beginn große Hoffnungen gesteckt, bis dato kann sind diese Hoffnungen vergebens. Bevor es in die endgültige (sehr kurze) Verschnaufpause geht, wartet am 23. Dezember das Pokalspiel gegen Bremen. Sind wir ehrlich: Der Auftritt der Roten ist eine Wundertüte und allzu hohe Erwartungen sind unangebracht. Danach aber muss Trainer Kocak sein taktisches Talent unter Beweis stellen. Es werden offensive Umstellungen (inklusive Verstärkungen) nötig sein, ansonsten sind die Aussichten auf Verbesserungen gering.

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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