Hannover 96 im Check vor dem wichtigen Heimspiel gegen Werder Bremen: Was lief in die Hinrunde falsch – und werden diese Fehler in der Rückrunde abgestellt? Unser Autor Maxi Fiedler hat Hannover 96 unter die Lupe genommen.
Woran also fehlte es bei Hannover 96 in der Hinrunde? Schlicht und ergreifend an allem – könnte man sagen. An Spritzigkeit, Kreativität und dem unbedingten Willen – ist in meinen Augen die passende Analyse.
Es ging bisher nicht viel beim letztjährigen Bundesligaaufsteiger, außer für andere Vereine. Die HDI-Arena, die in der letzten Saison und vor allem in der 2. Liga eine Hochburg der Roten war (ich erinnere hier gerne mal an das 4:2 gegen Dortmund, das 4:4 gegen Leverkusen oder das 1:0 gegen Schalke), ist zu einem Selbstbedienungsladen geworden, bei dem sogar die „Kleinen“ der Bundesliga zugreifen dürfen.
Die 0:1-Niederlage am letzten Hinrundenspieltag gegen Fortuna Düsseldorf war der neue Tiefpunkt für die leidgeplagte 96-Seele. Von alter Liebe ist nicht mehr viel zu sehen und zu spüren, mehr denn je greift Angst um sich und Unsicherheit, in Anbetracht der sportlichen und vereinspolitischen Situation. Ein erneuter Abstieg scheint wahrscheinlich, für viele Bundesliga-Zuschauer ist er bereits definitiv. Und sind wir ehrlich: Verübeln kann man diese Meinung den Leuten nicht wirklich.
Was die Spieler in der Hinrunde geboten haben, grenzte oft an Arbeitsverweigerung und ließ oft die Frage nach dem eigentlichen Niveau der Mannschaft offen. Kampf und Siegeswillen ließ die Mannschaft vermissen, bezeichnend dafür die letzten Auftritte.
In Mainz stellte man sich mit einer Führung vollkommen verunsichert und verängstigt 45 Minuten in die eigene Hälfte. Gegen Freiburg konnte man, trotz spielerischer Überlegenheit, die Breisgauer nicht bezwingen und vergab die letzte Großchance überhastet und kläglich. Und gegen Düsseldorf konnte man über 90 Minuten keine Mittel finden, um gegen einen Aufsteiger und Abstiegskandidaten vor heimischem Publikum auch nur den Hauch von Torgefahr auszustrahlen.
Das Gegentor in der Nachspielzeit zeigte vieles: Oliver Sorg trabte dem 36-jährigen Oliver Fink, welcher nicht gerade als Inkarnation von Schnelligkeit zu betrachten ist, in Schneckentempo und sich ergebend hinterher. Waldemar Anton, der jüngste Kapitän der Bundesliga, schien den Anmarsch des Düsseldorfers und auch dessen Abschluss nicht wirklich ernst zu nehmen. Und zu allem Überfluss griff auch noch der sonst fehlerfreie Michael Esser daneben, wobei die Fehler eindeutig vorher passierten.
Wenn wir, neben dem fehlenden Quäntchen Glück im entscheidenden Moment, die wichtigsten Aspekte dieses Gegentreffers extrahieren, kommen wir wieder zum Anfang: Fehlende Spritzigkeit und unbedingter Wille. Dass man bei eigenem Ballbesitz kurz vor Schluss auch noch den Ball verlor und keine eigene Torchance kreierte, rundet das Ganze mit der mangelnden Kreativität als letztem Faktor ab.
Zwei dieser negativen Faktoren konnten die Verantwortlichen bereits, trotz fehlendem finanziellem Spielraum, adäquat lösen.
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Mit Nicolai Müller wurde ein Spieler verpflichtet, der letzte Saison zwar mit dem HSV aus Hamburg abgestiegen war, jedoch aufgrund einer schweren Knieverletzung auch nicht die Möglichkeit hatte dem Verein zu helfen. Dass Pokalsieger und Europa-League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt ihn verpflichtete, zeigt die Qualität, die Müller besitzt. Gerade über sein Tempo bringt er eine Menge neue Möglichkeiten mit ins Spieler der Roten, zumal er auch über einen guten Abschluss verfügt und seine Laufwegen offensiv sehr ansprechend und wirksam sind. Nachdem 96 bereits zu Mainzer Zeiten an Müller interessiert war, ist es nun ein Erfolg im zweiten Anlauf. Müller scheint sich gut zu integrieren und besitzt die nötige Erfahrung um sofort zu helfen und die träge Offensive zu beleben.
Schnelligkeit kann auch der zweite Winterneuzugang vorweisen. Kevin Akpoguma von der TSG Hoffenheim ist Träger der Fritz-Walter-Medaille, die den besten jungen Talenten verliehen wird und konnte bisher bei seinen Stationen überzeugen, sowohl als Leihspieler bei Fortuna Düsseldorf als auch bei den Kraichgauern, bei denen er in der abgelaufenen Saison gerade in der Rückrunde zum Stammpersonal zählte und die Champions League erreichte. Akpoguma zeichnet sich neben gutem Stellungsspiel vor allem über seine Physis und sein Tempo aus – zwei Aspekte, die der 96 Defensive definitiv bisher gefehlt haben. Außerdem verfügt er über genug Erfahrung um eine Soforthilfe darzustellen, anders als zum Beispiel Josip Elez, der im letzten Winter verpflichtet wurde und eine gewisse Anlaufzeit brauchte.
Zwei große Baustellen wurden also bereits bearbeitet. Die Problematik: Durch die Verletzung von Niclas Füllkrug gibt es eine Lücke im Sturmzentrum. Zwar ist man dort mit Hendrik Weydandt und Bobby Wood besetzt und auch Ihlas Bebou, Nicolai Müller oder Takuma Asano können in der Spitze spielen, jedoch sind diese drei wertvoller auf den Außenbahnen und auch nicht die klassischen Torjäger.
Dementsprechend muss ein weiterer Spieler her.
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Die Problematik liegt hierbei definitiv beim Geld. Zwar weiß auch Martin Kind, der einen weiteren Transfer mehr oder weniger verneinte, das Bedarf besteht, jedoch muss der Spieler bezahlbar sein und auch ins Profil der Roten passen.
Bisher genannt wurden die üblichen Verdächtigen Branimir Hrgota und Josip Drmic, sowie Ex-Leverkusener Eren Derdiyok von Galatasaray. Alles drei interessante Kandidaten, allerdings wäre gerade bei ersteren fraglich, ob sie sofort helfen könnten, da ihnen klar die Spielpraxis fehlt. Bei Derdiyok greift die Problematik seiner Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit, die auch in der letzten Abstiegssaison bei Hugo Almeida falsch eingeschätzt wurde.
Wie also einen neuen Spieler verpflichten? Und wen? Dieser Frage widmet sich Maxi Fiedler in Teil 2 seiner Analyse hier: Di Santo, Derdiyok, Philipp: Ein neuer Stürmer muss her – nur welcher? (zum Weiterlesen auf den Link klicken)
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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