„Mit Stolz trage ich dieses Trikot, ob auf dem Platz oder in der Kurve. Niemals allein für unseren Verein, für unsere Stadt, für unsere Leidenschaft. 96 – Du wirst niemals untergehen.“ Kolumnist Frank Meyer schreibt in der neuesten Ausgabe seiner Kolumne über Ärger, Enttäuschung, Liebe und Hoffnung bei Hannover 96. Viel Spaß beim Lesen!
Nein, dieser Text wird jetzt nicht die 50. Brandrede und auch nicht die 100. Wutrede. Denn mittlerweile sollte jeder wissen, was die Stunde geschlagen hat. Ich habe mir eigentlich vorgenommen, erst in Ruhe die komplette Vorbereitung bis zum Werder-Spiel abzuwarten, bevor ich mich äußere. Nur was hier die letzten Tage so abgeht, lässt mir keine Ruhe.
Erstmal zu einer schönen Personalentscheidung. Willkommen zurück, Schlauffi! Selbst wenn er nur „Assistent der sportlichen Leitung“ sein wird: Er wohnt in der Stadt, ist hoch angesehen bei den Fans und könnte alle wieder ein bisschen zueinander bringen. Es ist immer gut, wenn ehemalige 96-Spieler eine Position übernehmen, da sie die Identifikation mitbringen und entsprechend heiß auf den Job sind. Und gleichzeitig als Identifikationsfigur für die Fans dienen. Denn Fan von Hannover 96 zu sein bedeutet für mich mehr, als nur ins Stadion zu gehen und Fußball zu konsumieren. Daumen hoch an die Entscheidungsträger im Verein für Schlaudraffs Verpflichtung!
Nun zum sportlichen bei Hannover 96. Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass man so schnell die Verpflichtung von Müller und Akpoguma verkündet hat. Hut ab. Denn man braucht Spieler, die sofort helfen, wenn der Abstieg noch verhindert werden soll, und da zählen Müller und Akpoguma für mich dazu. So weit, so gut, dachte ich mir – jetzt läuft es bei den Roten, endlich tut man alles für den Klassenerhalt.
Meines Wissens war es Konsens, auf dem Transfermarkt noch mal nachzulegen
Aber da hatte ich die Rechnung ohne die handelnden Personen gemacht (was mich dazu bewog, heute doch meinen Senf dazuzugeben). Bevor die Roten nach Spanien aufgebrochen sind, hieß es seitens Kind, man will erst mal das Trainingslager abwarten, bevor man weitere Spieler holt. Okay, das kann man nachvollziehen, für mich eine verständliche Entscheidung. Kaum aus dem Flieger raus, schlägt Breite Alarm: Man braucht noch mindestens 2 weitere Spieler, da der Kader wie er jetzt ist, noch nicht konkurrenzfähig ist. Das kann ich ebenfalls nachvollziehen. Also – so weit, so gut. Denn meines Wissens war es ohnehin Konsens, noch mal nachzulegen.
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Aber was danach abging, war schräg. Plötzlich kommt aus Großburgwedel ein medienwirksames „Stopp der Transferaktivitäten“. Und das alles über die Hannoverschen Medien verbreitet. Ist es denn nicht klar, dass eine solche harte Formulierung potentiellen Neuverpflichtungen signalisiert, dass sie hier nicht gewünscht sind?
Breitenreiter hat bereits im Sommer betont, dass der Kader nicht genug Qualität hat
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Als wenn das nicht genug ist, legt man in Großburgwedel noch eine Schippe drauf. Angeblich haben Breite und Heldt zum Saisonbeginn gesagt, der Kader von Hannover 96 wäre stark genug, die Klasse zu halten. Was Heldt gesagt hat, weiß ich nicht – ich kann mir schon vorstellen, dass er im Sommer gegenüber Kind von seinen Transfers geschwärmt hat (schließlich stand Heldt nach seinem Wechseltheater ja selbst stark in der Kritik und musste liefern). Aber Breitenreiter hat schon damals klipp und klar formuliert, dass es mit diesem Kader eng wird, die Klasse zu halten! Das hat Breite mehrfach im Sommer betont – klar und deutlich. Denn die Transfers im Sommer waren ja aufs Prinzip Hoffnung ausgelegt.
Martin Kind hat immer betont, dass ein Abstieg teurer ist als jegliche Rettungsaktion. Vor diesem Hintergrund macht der medienwirksam verkündete Transferstopp aus Großburgwedel keinen Sinn. Klar will man, bevor man Transfers für die Zukunft tätigt, Planungssicherheit. Es hat keinen Sinn, sich teure Spieler ans Bein zu binden, wenn man dann 2. Liga spielt. Deswegen finde ich Leihen bis zum Saisonende jetzt am angebrachtesten. Um dann vernünftig die neue Saison zu planen. Egal in welcher Liga Hannover 96 dann spielt. Aber so wie das jetzt aussieht, taumelt man sehenden Auges Richtung 2. Liga. Da wird medial die Verantwortung hin und her geschoben. Kein Wunder, wenn dann einige Spieler das wieder als Alibi sehen, wenn sie wie verkaterte Kreisligakicker auftreten. Dieses Alibigerede hatten wir ja erst letztens im Schwegler-Interview.
Bei dem Bild, was die Roten zur Zeit abgeben, blutet mir als Roter das Herz. Und ich hatte gehofft, solche Zeiten hätten wir lange hinter uns. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass die Jungs irgendwie noch die Kurve kriegen und Hannover 96 sich noch auf Platz 15 mogelt. Es erscheint zwar unmöglich, aber die rote Hoffnung stirbt zuletzt. Der römische Philosoph Cicero hat mal auf Latein gesagt: „Dum spiro, spero.“ Übersetzung ins Deutsche: „Solange ich atme, hoffe ich.“ So geht es mir auch irgendwie gerade. Im Prinzip rechne ich bereits mit dem Abstieg, aber das kleine Fünkchen Hoffnung ist noch da.
Kurzum: Ich hoffe auf eine erfolgreiche Restsaison unser Roten. Und das heißt zurzeit, einfach irgendwie den Abstieg zu verhindern. Hört sich nur leichter an, als es werden wird.
Rote Grüße, euer Frank
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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Transfer-Twist? Muss das nicht Gummi-Twist heissen?