Robert Enke wurde oft zum Vorwurf gemacht, dass er kein übertriebenes Spektakel eines Tim Wiese zeigt. Für Zieler ist der Wechsel zu Leicester die Chance, sich sportlich weiter zu entwickeln – ohne sein angenehm ruhiges Torwartspiel zu verlieren.
96 hatte schon immer gute Torhüter. Auch nach dem Wiederaufstieg gab es viele Keeper, die bei den Fans zu den Publikumslieblingen gehörten:
Pokallegende Jörg Sievers, Marc Ziegler, Florian Fromlowitz und natürlich Robert Enke – den besten Torwart, den Hannover je hatte und jemals gehabt haben wird.
Auch Ron-Robert Zieler gehört in diese Reihe.
2010 kam er als junges Talent von Manchester United. Trainer Mirko Slomka erkannte früh sein Potential – und machte den damals 21-Jährigen zum Stammkeeper in der Bundesliga.
Zieler gehört mittlerweile zu den besten deutschen Torhütern:
Er strahlt viel Ruhe aus und ist extrem sicher auf der Linie. Auch beim Abfangen von Flanken, anfänglich eine große Schwäche, ist er souveräner geworden.
Doch Zieler ist noch nicht auf seinem Zenit angekommen.
Die schnelle Spieleröffnung ist seine Schwäche. Auch bei direkt geschossenen Freistößen zeigte sich Zieler zuletzt ungewohnt unsicher.
Für seinen größten Schwachpunkt kann Zieler aber selbst wenig:
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Denn der hat wenig mit seinem Torwartspiel zu tun: Er hat außerhalb von Hannover keine Lobby. Warum eigentlich nicht? Klar, Zieler ist kein Lautsprecher. Keiner, der kahn’sche Kraftausdrücke benutzt. Keiner, der mit einer lässigen Arroganz wie Neuer und Leno für Aufsehen sorgt.
Doch Zieler sollte nicht künstlich verstellen. Sondern stattdessen darauf konzentrieren, sich sportlich weiter zu entwickeln. Auch Robert Enke wurde früher oft zum Vorwurf gemacht, dass er kein übertriebenes Spektakel eines Tim Wiese zeigt: Sich nicht nach jeder Flugparade dreimal abrollt, nicht mit geballter Faust seine eigenen Paraden feiert.
Und doch bestreitet heute niemand ernsthaft, dass Enke sich zum besten Torwart seiner Zeit entwickelte hatte – und dabei trotzdem ein bescheidener Mensch geblieben ist.
Mit Zielers Wechsel zu Leicester City verliert Hannover ohne Zweifel eine seine letzten Identifikationsfiguren aus Europa League Zeiten, nachdem im Laufe der letzten 12 Monate bereits Jan Schlaudraff, Lars Stindl, Didier Ya Konan, Christian Pander, Christian Schulz den Verein verlassen haben oder verlassen mussten.
Bleiben nur noch zwei echte Identifikationsfiguren:
Manuel Schmiedebach und Leon Andreasen.
Doch ob Andreasens Vertrag verlängert wird, steht in den Sternen – genauso, ob Schmiedebach motiviert ist, mit 96 in die zweite Liga zu gehen.
Allerdings birgt solch ein radikaler Umschwung auch immer Chancen. Kein Verein weiß das besser als Hannover: Nach der tragischen Saison 2009/10 verließen mit Hanno Balitsch, Jiri Stajner und Arnold Bruggink verdiente Leistungsträger den Verein.
Was folgte, war eine grandiose Saison mit jungen hungrigen Spielern und der Qualifikation zur Europa League.
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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Ein Leser hat uns gefragt, wie wir auf den Vergleich von Robert Enke mit Tim Wiese kommen. Wir erlauben uns, dazu aus "Robert Enke – ein allzu kurzes Leben" von Ronald Reng zu zitieren:
"Sie [Robert Enke und sein Berater Jörg Neblung] kamen auf die anderen Torhüter zu sprechen, und Jörg versuchte, ihm fachlich zu erklären, dass große Torwartparaden oft nur entstanden, weil sich der Torhüter im letzten Moment spekulativ dem Schuss entgegenwarf. Daran sei nichts Verwerfliches. Dann rutschte Jörg Neblung in der Hitze der Diskussion der eine Satz raus, der ihm heute noch leid tut. "Versuch doch einfach mal, dich in höchster Not so spekulativ in einen Schuss zu werfen wie Tim Wiese."
Robert Enke war nicht mehr zornig. Er war beleidigt. (…) Tim Wiese war ein Boulevardtorhüter. Er warf sich auch bei Schüssen, die einen halben Meter neben ihm landeten, die er auch im Stehen hätte parieren können. Aber dann hätte des Publikum nicht gestaunt."