Welcher Stürmer wird zu Hannover 96 kommen, damit die Rückrunde besser anläuft als die miserable Rückrunde aufgehört hat? Unser Autor Maxi Fiedler hat potentielle Kandidaten für Hannover 96 unter die Lupe genommen.
Punkt Nummer 1: Man darf keine überhasteten Entscheidungen treffen, nur um einen Spieler zu verpflichten. Laut übereinstimmenden Medienberichten sollten einige Spieler im Winter angeboten werden, um Geld einzunehmen. Dies ist der falsche Weg.
Wenn nicht ausreichend Geld da ist, muss man sich auch hier mit einem Leihgeschäft begnügen.
Punkt Nummer 2: Ohne Umschweife – Hannover 96 braucht eine Soforthilfe. Und zwar eine konkurrenzfähige und funktionierende. Perspektive mag schön und gut sein, jedoch ist sie hinfällig, sollte am Ende tatsächlich der Abstieg zu Buche stehen. Denn dann muss neu geplant und geschaut werden, auch, da Leistungsträger wie Füllkrug, Anton oder Bebou sicher nicht gehalten werden könnten.
Joel Pohjanpalo, Alexander Isak oder auch Drmic und Hrgota bieten wohl Perspektive, aber es ist unsicher, ob sie sofort ins Geschehen eingreifen könnten. Einen etablierten und bundesliga- oder zumindest erstligaerprobten Stürmer zu finden ist jedoch nicht ganz einfach.
Franco di Santo wurde oft genannt und von den Fans vehement abgelehnt. Man muss dazu jedoch sagen: Er funktioniert bei Schalke nicht, allerdings ist das ein hausgemachten Problem, da abgesehen von Burgstaller und Raúl in den letzten Jahren dort kein Stürmer funktioniert hat.
Damit gute Bundesliga-Stürmer sich als Leihspieler zur Verfügung stellen wollen, müssen sie bei ihrem jetzigen Verein unzufrieden mit ihren Einsatzzeiten sein. Drei bundesligainterne Möglichkeiten für solch einen Leihspieler wären Davie Selke (Hertha BSC Berlin, durfte nur viermal von Anfang an spielen), Sandro Wagner (hat diese Saison nur 138 Minuten für Bayern in der Bundesliga gespielt) und Maximilian Philipp (der Dortmunder durfte keins seiner 11 Spiele über die volle Länge bestreiten). Philipp ist kein alleiniger Stoßstürmer, würde aber neben Weydandt in der Theorie gut funktionieren. Die Problematik, die sicherlich nicht nur bei Bayern-Stürmer Sandro Wagner vorliegt: Sie haben ein hohes Standing und locken nicht nur 96 an, sondern auch andere Vereine.
Externe Optionen gibt es natürlich einige, die man jedoch alle ausführlicher beleuchten müsste, um ein wirkliches Bild von ihnen zu bekommen. Léo Bonatini, Vincent Janssen, Manolo Gabbiadini, Yoshinori Muto oder Joselu aus der Premier League. John Guidetti, Seydou Doumbia oder Michy Basthuayi aus der La Liga oder eben doch Eren Derdiyok. Der Ex-Leverkusener Derdiyok spielt zurzeit für Galatasaray Istanbul und schoss in 13 Einsätzen 7 Tore. Im Oktober hatte er eine vierwöchige Muskelverletzung – da müssten beim Lazarett-Verein Hannover 96 eigentlich die Alarmglocken schrillen. Aber im Dezember war Derdiyok wieder fit und erzielte in 4 Süper Lig-Spielen wieder 3 Tore. In den Gerüchten bei „transfermarkt.de“ ist Derdiyok zurzeit als zweitwahrscheinlichster Transfer gelistet. Die Gefahr, dass der 30-Jährige sich ähnlich wie Hugo Almeida vor drei Jahren als Nullnummer erweist, ist jedoch gegeben, wenn man bedenkt, dass die Süper Lig nicht die Bundesliga ist.
Der letzte direkt zu behandelnde Punkt wäre die Mentalität, der unbedingte Wille oder besser noch: Das „Sieger-Gen“. Auch hierbei gibt es entscheidende Faktoren, die einzeln betrachtet werden müssen.
In den Augen vieler wurde schon zu Beginn der Winterpause einiges versemmelt:
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Mit Philipp Tschauner wurde ein Aufstiegsheld und eine starke Stimme innerhalb der Mannschaft nach Ingolstadt verliehen. Er wird neben Niclas Füllkrug in der Kabine fehlen, auch wenn dieser bereits ankündigte, sich oft bei der Mannschaft aufhalten zu wollen. Weitere Spieler sollen auf der Transferliste stehen, der Wahrheitsgehalt dieser Vermutungen lässt sich aber nicht klar beziffern.
Großes Thema war zwischendurch ein Abgang von Iver Fossum, welcher sich jedoch nach dem starken Testspielauftritt des Norwegers gegen Zulte Waregem erledigt haben sollte.
Das Plädoyer sollte grundsätzlich sein, keinen weiteren Spieler abzugeben, außer er möchte wirklich unbedingt wechseln und ist klar Bankdrücker oder es wird eine unverhältnismäßig hohe Summe geboten.
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Der zweite Punkt ist, dass die Mannschaft zusammengeführt werden muss. Es muss eine Einheit auf dem Platz stehen, die sich auch als solche sieht. Inwiefern dies der Fall ist, können außenstehende auch nur teils beurteilen, jedoch ließ die Mannschaft in den vergangenen Spielen, gerade gegen Düsseldorf, Teamspirit vermissen. So bitter und offensichtlich es klingen mag: Teambuilding-Maßnahmen sind unverzichtbar.
Zu guter Letzt: Was muss sich spielerisch ändern?
Dies ist die große Schlüsselfrage, deren Beantwortung für viele Fans unterschiedlich ausfällt. Einige wollen die jungen Wilden sehen, andere wollen eine eingespielte Mannschaft, wieder andere, dass nach Leistungsprinzip aufgestellt wird.
Ich persönlich sehe beim aktuellen Kader (ohne weiteren Stürmer) eigentlich nur eine sinnvolle Lösung um die Defensive stabil genug, das Mittelfeld dicht genug und die Offensive gefährlich genug zu machen: Eine Systemumstellung nach Leistungsprinzip. Zuletzt wurde häufig auf die Dreier- bzw. Fünferkette zurückgegriffen. Dieses System ist zwar sehr modern und mag auch in Teilen gut funktionieren, ist jedoch auch sehr schwer taktisch wirklich gut umzusetzen und vor allem mit viel individueller Qualität verbunden und nicht die beste Maßnahme für den Abstiegskampf. Das System im Spiel mehrere Male umzustellen ist eine komplizierte Sache. Ohnehin sehe ich die von 96 gespielte Variante eh als nicht effektiv und mutig genug ausgerichtet an.
Für mich geht der Weg zurück zum klassischen 4-2-3-1 und einem wichtigen Aspekt: Der klassischen 10er- oder Spielermacherrolle. Spieler, die diese besetzen können, haben wir genügend im Kader. Sowohl Genki Haraguchi als auch Flo Muslija oder der bereits angesprochene Iver Fossum sollten sich auf dieser Position wohlfühlen.
Gerade Fossum benötigt Spielpraxis in dieser Rolle um seine wirklichen Qualitäten auszuspielen. Wie man gegen Waregem gesehen hat, ist er kein 6er, der über enorme Defensivqualität besitzt, sondern der Mann, der das Spiel liest und die entscheidenden Bälle spielt, die unmittelbar oder indirekt zu Torchancen führen.
Mit Weydandt hat man einen Zielspieler in der Spitze, der schnell und technisch stark genug ist um flache Zuspiele, sowohl in den Lauf zum direkten Abschluss oder auch als Anspielstation – sozusagen Wandspieler – zu verwerten, als auch physisch präsent genug um hohe Anspiele abzunehmen.
Auf den Außen sind sowohl Bebou, als auch Nicolai Müller oder Flo Muslija in der Lage, Weydandt in vorderster Front zu unterstützen und Torgefahr auszustrahlen.
Als Zerstörer fungieren Walace und Schwegler bzw. Waldemar Anton, die alle 3 aber auch über gute Offensivqualitäten verfügen.
Defensiv muss die Viererkette sich einspielen und, gerade die Außenverteidiger, nicht zu hoch stehen, um Konter und schnelles Aufbauspiel sowie Überspielen der Abwehr zu vermeiden. Personell ist dies die schwierigste Position, da sowohl Kevin Wimmer als auch Josip Elez oder Felipe für den Platz neben Akpoguma infrage kommen und die Außenpositionen doppelt gut besetzt sind.
Selbstverständlich ist dies nur meine Sicht auf die Dinge, dementsprechend kommentiert gerne eure Standpunkte und Ideen, sowohl aufs Spielerische, als auch aufs Personelle bezogen.
Hannover 96 steht am Scheideweg und nur eins ist sicher: Der Abstieg ist nur zu vermeiden, wenn Murphy’s Law die Roten in der Rückrunde so gut es geht verschont.
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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