„Auch wenn das Verhältnis zur Zeit ein wenig schwierig ist: Meine Liebe zu 96 bleibt bestehen. Ganz gleich, wie die Entscheidung zu 50+1 ausfällt.“ Unser Kolumnist Frank Meyer mit seinem etwas anderen Saisonfazit. Viel Spaß beim Lesen!
Eigentlich wollte ich nur mein eigenes Saisonfazit ziehen. Da es aber schon diverse Rückblicke gab und bei dem allgemein bekannten Thema selbst in der Sommerpause keine Ruhe herrscht, werde ich jetzt nicht auch noch meinen Senf dazugeben (denn jeder, der mich kennt und und meine Kolumne liest, der weiß wie zum Thema 50+1 und Fanproblematik stehe).
Da habe ich mir gedacht: Ziehst du mal zu so einem bedeutendem Datum 24.5.1998 ein sehr persönliches Fazit über deine alte Liebe. Der 24. Mai war für mich persönlich das geilste und vor allem emotionalste Spiel, was ich im meinem alten Wohnzimmer Niedersachsenstadion erlebt habe. Gerade wenn man die langen tristen Jahre vorher erlebt hat . Da waren diverse Präsidenten, von denen einige nur „Selbstdarsteller“ waren.
Dann dieses sportliche Rauf und Runter. Als ich zu den „Roten“ kam, spielten sie noch in der zweiteiligen 2 Liga und wir standen noch in der Lindener Kurve. Man ist damals zu 96 hingegangen, weil es der geilste Verein der Welt war. Nicht weil man erfolgreichen Fußball schauen wollte. (Den gab weiter nördlich.)
Da waren der Aufstieg mit Werner Biskup oder der legendäre Pokalsieg ’92. Aber trotzdem ist man Samstag für Samstag ins „Wohnzimmer“ gerannt. Bei Regen, Schnee und Wind. Damals waren manchmal gerade mal 3000 Zuschauer im Stadion. Aber auf die Kurve war trotzdem immer Verlass.
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Man versprach uns zum 100 Geburtstag großspurig die Bundesliga. Das Ergebnis ist ja bekannt. Der Tiefpunkt in der Geschichte der Roten. Abstieg in die 3 Liga, kein Geld mehr, quasi Pleite. Es wurde um den Spielball gebettelt, die Miete fürs Stadion wurde gestundet, damit überhaupt noch Fußball gespielt werden konnte. Man holte Reinhold Fanz als Trainer und Franz Gerber als Manager, es war das seine einzig richtige Entscheidung. Fanz und Gerber bauten eine junge hungrige Mannschaft (Otto Addo! Gerald Asamoah! Ach, ich könnte hier so viele Namen nennen…) zusammen, die die Regionalliga dominierte. Und nur an dem Spielverderber in Cottbus, der den Stecker zog, der Aufstieg scheiterte. Zwischenzeitlich gab’s da noch den dicken Utz als „Kurzzeitpräsident“. Er mag ja damals mit seiner Analyse ein bisschen Recht gehabt haben, aber es geht um einen Verein und nicht ein Unternehmen, was man so abwickeln kann, wenn es Pleite ist.
Was dann folgte, war eine einmalige Aktion von Mannschaft, Trainer und Fans. Resultat war: Utz musste aus dem Stadion fliehen, Franz Gerber war wieder Manager, Kind wurde Präsident. Was dann folgte, war eine Erfolgsgeschichte. Der Verein wurde gerettet, auch weil man die richtigen Schritte eingeleitet hat. Und die Krönung war dann für mich der 24.05. mit dem Aufstieg gegen TB Berlin.
Ich werde diesen Tag nie vergessen, als unser Colt die entscheidenden Elfer gehalten hat und das ganze Stadion sich in den Armen lag, etliche Bierduschen von oben eingerechnet.
Was danach kam, war für 96-Verhältnisse eine Erfolgsgeschichte. Der überraschende, verdiente Aufstieg 2002 mit Rangnick nach einer überragenden 2 Liga Saison. Daraufhin spielte man kontinuierlich in der Bundesliga, obwohl mit Ewald Lienen einer der fähigsten Trainer vom Hof gejagt wurde. Unter Schmadtke und Slomka folgten dann sogar 2 Jahre Europa League – und das, nachdem man in der Horrorsaion 2009/10 knapp zuvor den Abstieg vermieden hat. Alles weitere ist ja bekannt.
Und dann gab und gibt es noch die weniger schönen Begleiterscheinungen. Kind hat ja damals mit der Ausgliederung die richtigen Entscheidungen getroffen, trotzdem gibt es viel zu kritisieren. Aber darüber habe ich mich an anderer Stelle schon genug ausgelassen. Und da zur Zeit darüber keine sachliche Diskussion möglich ist (in der Kind-Diskussion gibt es zurzeit unter den Fans ja nur noch schwarz und weiß, aber kein grün), belasse ich es dabei.
Wie gesagt, es ist meine persönliche Sicht über die letzten 20 Jahre. Und auch wenn das Verhältnis zur Zeit ein wenig schwierig ist: Meine alte Liebe bleibt bestehen. Ganz gleich, wie die Entscheidung zu 50+1 ausfällt.
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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Lieber Frank Meyer,
danke das du einmal den Rückblick gewagt hast und auch dargestellt hast, wie schlecht es um 96 einmal stand. Genau das meinte ich mit meinen Gedanken, dass wir früher zittern mussten ob wir überhaupt die Lizenz erhalten. Immer wenn etwas besonderes anstand hat man es geschafft bei 96 etwas negatives zu erreichen. Niemand ist frei von Fehlern, doch ich habe rückblickend keine Lust um die Lizenz zu zittern und um den Fortbestand des Vereins. Ich kann mich noch an Todesanzeigen erinnern, so weit war hier die Not. Diese Reflexionen können einige der sogenannten Fans heute nicht mehr nachvollziehen. Ich hoffe das unser Verein weiterhin die Möglichkeit hat erstklassig zu spielen, das geht heute leider nur mit finanziellen Unterstützungen. Das sollte man aber auch einmal vorbehaltlos von jeder Seite diskutieren.