Trotz Paris-Attentat: Waren die Einlasskontrollen zu lasch?

Ärger am Stadioneingang: Fans seien vor dem Heimspiel gegen Ingolstadt (4:0) einfach durchgewunken worden, berichten mehrere Besucher. Dabei sollte eine Woche nach dem Paris-Attentat die höchste Sicherheitsstufe herrschen. Auch eine Lautsprecher-Durchsage der Polizei sorgte für Unmut bei den Fans.

Vor Anpfiff waren die Kontrollen noch sehr streng: Die Ordner tasteten jeden einzelnen Besucher vorschriftsmäßig ab, suchten nach gefährlichen Gegenständen. Nicht alle Besucher waren früher als sonst zur Einlasskontrolle gekommen, obwohl der Verein Hannover 96 sie in einem Facebook-Aufruf darum gebeten hatte.

Eine halbe Stunde vor Anpfiff stauten sich lange Schlangen vor dem Stadion: Es war zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass nicht alle Fans pünktlich zum Anpfiff in die Arena kommen würden.

Momentaufnahme 15 Minuten vor Anpfiff: Viele Plätze waren noch unbesetzt.
Momentaufnahme um 15:20: Viele Plätze waren noch unbesetzt. Foto: Draber

Um 15:15 Uhr ertönte durch die Lautsprecher eine Durchsage der Polizei Hannover. Besucher berichten, dass die Polizei darin kundgegeben hätte, dass das Spiel später angepfiffen werde.

Diese Durchsage beruhigte die Schlange stehenden Fans zunächst.

Umso verärgerter reagierten sie, als der Schiedsrichter das Spiel um 15:30 trotzdem pünktlich anpfiff. Einige der wartenden Besucher fühlten sich belogen und getäuscht. Sie äußerten lautstark ihren Unmut gegenüber Polizisten und Ordnern. „Ein Polizist hat per Lautsprecher verkündet, dass man ruhig bleiben soll, weil das Spiel später angepfiffen werde“, berichtete Besucher Stefan Finn. „Eine Frechheit gegenüber den Fans.“

Die Lautsprecher-Durchsage der Polizei war offenbar nicht mit dem Verein Hannover 96 abgestimmt. „Wir wurden nicht im Vorfeld darüber informiert und haben nie eine Verschiebung des Spiels in Aussicht gestellt“, sagte ein Vereinssprecher. Eine Spielabsage könne laut DFB-Statuten ohnehin nur der Schiedsrichter oder die Polizei veranlassen, nicht aber der Verein.

Martina Stern, Pressesprecherin der Polizeidirektion Hannover, wollte die Vorwürfe der Fans nicht im Raum stehen lassen. „Es ist richtig, dass wir eine Lautsprecher-Durchsage vor dem Anpfiff des Spiels gemacht haben“, sagte sie heute auf Anfrage von 96freunde. „Allerdings haben wir die wartenden Gäste darin lediglich auf die Möglichkeit eines späteren Anpfiffs hingewiesen.“ Sie bedauere, dass dies von einigen wenigen Fans falsch verstanden worden sei.

„Sollten einige Stadionbesucher unsere Durchsage fälschlicherweise so verstanden haben, dass eine Verschiebung des Anpfiffs bereits festgestanden habe, so tut uns das leid“, sagte die Polizei-Pressesprecherin.

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Momentaufnahme um 15:28 Uhr: Auch kurz vor Anpfiff waren viele Besucher - wie hier in der Nordkurve- noch nicht im Stadion.
Momentaufnahme um 15:28 Uhr: Auch kurz vor Anpfiff waren viele Besucher – wie hier in der Nordkurve – noch nicht im Stadion. Foto: Draber

Um 15:34 brachte Innnenverteidiger Marcelo 96 in Führung.

Während auf den Rängen die Ultras lautstark feierten, warteten immer noch hunderte, zunehmend ungeduldige Fans vor dem Stadion. Die Einlasskontrollen zogen sich hin. „Als die Nachricht vom 1:0 durchgedrungen ist, wurde es in der Masse, gerade für die Kinder, ziemlich ungemütlich“, schilderte Stefan Finn aus Mellendorf die angespannte Situation. Nur acht Minuten später schoss Leon Andreasen das umjubelte 2:0 für Hannover.

In dieser außergewöhnlichen Drucksituation haben einige Ordner die Einlasskontrollen offenbar beschleunigt. Zumindest berichten mehrere Besucher von laschen oder gar fehlenden Kontrollen. „Plötzlich ging alles ganz schnell, nachdem die Masse unruhig wurde“, erzählte Besucherin Denise Liebig. „Erst tut sich 40 Minuten nichts und plötzlich waren alle innerhalb von 10 Minuten drin.“

Achim Meier aus Bad Nenndorf berichtete, dass die Kontrollen sehr oberflächlich geworden seien. Einige Besucher seien ohne Kontrolle einfach durchgewunken worden. „Meine 20-jährige Tochter wurde samt ihrer großen Handtasche überhaupt nicht kontrolliert, unglaublich“, sagte Meier. „Bei mir selbst am Eingang Nord waren die Kontrollen weniger als sonst üblich vor dem Paris-Attentat.“ Der Familienvater zeigte sich entsetzt, dass die Verantwortlichen rein gar nichts aus den Terroranschlägen gelernt und auf Kontrollen aus Zeitgründen einfach verzichtet hätten.

Der Verein Hannover 96 wies diese Vorwürfe zurück. „Uns ist nichts von fehlenden Kontrollen bekannt“, sagte ein Sprecher gegenüber 96freunde. Ob Versäumnisse der Ordner vorgelegen hätten, wollte er nicht kommentieren.

Unterm Strich bleibt die Erkenntnis, dass die Einlasskontrollen besser organisiert und kommuniziert werden müssen – insbesondere mit Blick auf das ausverkaufte Bayern-Spiel am 19. Dezember.

Immerhin, spielerisch muss Hannover 96 nach dem überzeugenden Heimsieg (4:0) ausnahmsweise nichts verbessern.

Macht's noch einmal, Jungs! Kaum zu glauben: Schon 4 Siege hat 96 gegen Bayern geholt!Pinto provoziert Rot für…

Posted by Hannover 96 Blog – 96freunde on Montag, 14. Dezember 2015

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2 Kommentare

  1. Die Kontrollen haben mich sehr verärgert… obwohl sie gefühlt ewig gedauert haben, ist es mir ohne Problem gelungen, mein Taschenmesser mit rein ins Stadion zu bekommen (das war sozusagen mein Testballon, wie gut die Kontrollen sind). Ich habe mich nicht sicher gefühlt.

  2. Ich kann den Bericht leider nur bestätigen. Ich war zum Glück überpünktlich und wurde gründlichst kontrolliert. Einige meiner Bekannten trödelten wie immer vor dem Spiel (tranken nach ausgiebig Glühwein :D) und wurden nur ganz larafari abgetastet und durchgewunken. Enttäuschend!

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