Torwart Philipp Tschauner führt Hannover 96 zurzeit als Kapitän auf den Platz. Sein Wort hat Gewicht im Team. Nach dem Hoffenheim-Spiel (1:3) wählte der Torhüter klare Worte. In wenigen Sätzen war viel enthalten: Eine Bitte an die schweigenden Fans, ein Warnsignal an die 96-Führung und trotziger Stolz auf das bisher Erreichte.
Nachdem Philipp Tschauner mit dem Fernsehsender sky gesprochen hatte, kam der Torhüter nach Abpfiff nochmal in die Mixed Zone, um in kleinerer Runde mit den Pressevertretern von kicker, Madsack und 96Freunde.de zu sprechen. In dem Gesprächskreis, bei dem 96Freunde.de-Gründer Dennis Draber mit dabei war, wählte Philipp Tschauner bewusst brutal ehrliche Worte. Hier das gesamte Gespräch zwischen Tschauner und den Medienvertretern im Wortlaut.
„Über Heldt wird in der Mannschaft gesprochen, das braucht man gar nicht abstreiten“
Tschauner: „Ich glaube, dass wir – die Umstände mal ausgeklammert – wirklich ein fantastisches Auswärtsspiel gemacht haben gegen die Mannschaft der Stunde aus der Liga, die ein unheimliches Selbstvertrauen hat. Wir haben uns selbst nach dem Rückstand nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wir sind zurückgekommen, haben dann zwei Riesenchancen um in Führung zu gehen – das ist so ein bisschen das Problem, dass wir da mal in Führung gehen müssen und uns da mal belohnen müssen. Eben auch auswärts, damit wir auswärts auch mal ein Dreier mitnehmen. Ärgerlich ist, dass wir durch die Blume alle drei Toren selber geschossen haben und das tut ein bisschen weh, weil eine Mannschaft auf dem Niveau wie Hoffenheim das eiskalt bestraft.
Frage: „Wie schwer war es, sich auf Fußball zu konzentrieren? Du hast eben gesagt, die Causa Heldt ist Thema in der Mannschaft.“
Tschauner: „Ja, das ist es auch, das braucht man gar nicht abstreiten. Es wird in der Mannschaft darüber gesprochen, natürlich. Es ist aber so, dass auf dem Platz nicht mehr darüber gesprochen wird. Das ist das Hauptauagenmerk, wo wir unser Augenmerk drauf legen, weil wir einfach – und das ist schon die gesamte Saison so – viele Themen hatten, die wir ausblenden mussten. Das ist ja nicht das erste Thema, das uns beschäftigt dieses Jahr, und deswegen haben wir das heute auch wieder gut geschafft das auszublenden. Das zeigt ja, dass die Mannschaft an sich glaubt und die anderen Sachen nicht an sich herankommen lässt. Nichtsdestotrotz wird darüber gesprochen, aber eben nicht auf dem Platz.“
„Es wäre schön, wenn unser Spiel mal im Mittelpunkt stehen würde“
Frage: „Wie war denn eigentlich der Kontakt heute mit Horst Heldt?“
Tschauner: (lacht kurz) Der Kontakt war… mit mir persönlich war der Kontakt vorhanden. Wir haben auch ein Gespräch vor dem Spiel geführt, ganz einfach. Er hat mir die Situation auch nochmal geschildert. Und das okay so. Ich werde das Gespräch an die Mannschaft weitertragen. Das ist natürlich jetzt nicht direkt vor dem Spiel passiert. Aber das werde ich noch machen. Das ist auch die Verantwortung für mich als Kapitän, und eigentlich war der Ablauf normal, wie er sonst auch war.
Frage: „Mit welchem Zungenschlag? Normalität so gut es geht? So schnell wie möglich zurück zur Normalität?
Tschauner: „Das Gespräch, was ich mit ihm geführt hat, hat er nur mit mir geführt. Deswegen bleibt der Inhalt auch bei mir und wird dann auch so innerhalb der Mannschaft weiter transprotiert, wie es sein soll. Und deswegen sage ich dazu nichts.“
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Frage: „Kannst du sagen, was in der Mannschaft gesprochen wird über die Sache mit Heldt?“
Tschauner: „Einfach der ganze Ablauf. Wenn man die Woche betrachtet, dass es ganz wenig um TSG Hoffenheim und unser Spiel am Wochenende ging. Und das ist der Hauptgrund, den jeder Spieler immer ein bisschen schade findet, weil es eigentlich schön wäre, wenn das im Mittelpunkt steht, weil wir gegen Hoffenheim ja so eine Art Matchball-Spiel hatten. Wenn wir das heute gewonnen hätten, hätten wir den Sack zugemacht. Die Presse berichtet da ja immer sehr detailliert [über Heldt und andere Probleme im Verein], deswegen kriegen wir das auch immer alles mit, und darüber wird sich in der Mannschaft ausgetauscht.“
„Ich hoffe, dass die ganzen Fans uns ein schönes Heimspiel bescheren und uns beschenken“
Frage: „Da müsstest du ja eigentlich sauer sein, weil Horst Heldt euch den Fokus auf das Spiel gestohlen hat durch seine Aktion.“
Tschauner: „Ne, das ist schon die ganze Saison über, dass der Fokus relativ wenig auf unserem Spiel liegt (lacht) und dass andere Thematiken außerhalb des Spiels immer genauer betrachtet werden. Das ist ja das, was ich gerade gesagt habe: Wir haben das ausgeblendet, und du musst das auf dem Platz auch ausblenden, das ist kein Grund, weshalb wir gegen Hoffenheim 1:3 verloren haben.“
Frage: „Wie wichtig ist es jetzt angesichts zwei verbleibender Spiele, dass der Fokus endlich mal wieder auf dem Sportlichen liegt? Geht das überhaupt?“
Tschauner: „Für uns innerhalb der Truppe war das immer nur, dass wir den Fokus auf den nächsten Gegner gelegt haben. Es ist schon so, dass wir auch am Wochenende darauf schauen, was die Konkurrenz macht, ob sie punktet, ob sie nicht punktet. Aber am langen Ende wird es so sein, dass wir gegen Berlin die Chance haben, mit einem Dreier den Klassenerhalt fix zu machen. Wir als Mannschaft haben jetzt schon direkt nach dem Spiel den Fokus darauf gelegt. Das ist unser letztes Heimspiel vor heimischem Publikum. Ich hoffe, dass die ganzen Fans uns auch nochmal ein schönes Heimspiel bescheren und uns beschenken werden! Ich glaube, das haben wir als Mannschaft einfach verdient, dass es ein krönender Abschluss wird und dass wir alle zusammen den Klassenerhalt feiern können. Das wäre schön.“
Frage: „Wann setzt du dich mit der Mannschaft hin, um über dein Gespräch mit Heldt zu sprechen? Jetzt im Flieger wahrscheinlich eher nicht?“
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Tschauner: „Da entwickelt man als Kapitän ein Gespür dafür. Jetzt wahrscheinlich nicht. Ich setze mir da jetzt kein Datum. Man muss schauen, wie die Spieler das Spiel verarbeitet haben, wie das Wochenende gelaufen ist, da gibt es viele Faktoren, die ich abwarten und auf mich wirken lassen muss. Und das werde ich dann entsprechend transportieren.“
Frage: „Allerletzte Frage – wie geht’s dir persönlich? Weil du letzte Woche gesagt hast: „Wir Spieler machen uns alle Gedanken“? Wie ist deine Gefühlslage?“
Tschauner: „Meine Gefühlslage? Zurzeit wirklich beschissen! (lacht) Aber nichtsdestotrotz ist es schon so, dass ich als Kapitän eine Verantwortung habe und die Mannschaft dementsprechend auch führen muss und schauen muss, dass der Fokus auf das Wesentliche bleibt. Und wenn die Saison vorbei ist, und zu der Aussage stehe ich, wird sich jeder Spieler – aber so wurde es auch offiziell mitgeteilt – nach der Saison seine Gedanken machen wird und die verschiedenen Einflüsse auf sich wirken lassen muss. Das war der Tenor meiner Aussage. Das ist nichs Abwegiges. Das darf jeder Spieler, ob er zufrieden oder unzufrieden ist, und das ist einfach das Ding, so werde ich das machen und so werden die anderen in der Mannschaft das machen.“
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