Kommentar: Aufschwung, Aufstiegskandidat oder sogar Aufstieg?

Bleibt eiskalt vom Punkt: Cedric Teuchert!

von Christian Heuer

Die Entwicklung der Roten zwischen Momentaufnahme und Spitzenmannschaft (Teil 1)

Wie bereits im Vorjahr nutze ich die Länderspielpause, um die bisherigen Leistungen der Roten nach neun Spieltagen, also etwa einem Viertel der Saison 2023/24, einzuordnen und einen Ausblick zu wagen. Im ersten Teil werfe ich einen Blick zurück auf die vergangene Saison, die Transfers im Sommer sowie den bisherigen Saisonstart. In meinem letzten Gastbeitrag „Rotem Fußballboot gelingt Wendemanöver“ kommentierte ich im September 2022 die Entwicklung und Transferpolitik der vorangegangenen Saison von Hannover 96.

Durch gezielte Transfers gelang es, dem Kader eine bessere Altersstruktur zu verleihen und den Fokus vermehrt auf junge, entwicklungsfähige Spieler zu richten. So zählten die Neuzugänge Derrick Köhn (33 Einsätze), Harvard Nielsen (33), Max Besuschkow (31), Fabian Kunze (30), Phil Neumann (29) und Louis Schaub (25) zum Stammpersonal. Zudem erhielten die jüngeren Neuankömmlinge Enzo Leopold (21), Bright Arrey-Mbi (15) Nicolo Tresoldi (13) und Antonio Foti (11) viel Spielzeit und
konnten ihr großes Entwicklungspotential unter Beweis stellen. Während die Hinrunde in der Vorsaison mit starken 28 Punkten auf Platz 5 beendet werden konnte, folgte im neuen Jahr ein unerklärlicher Leistungseinbruch mit acht Spielen in Folge ohne Sieg.

Stefan Leitl hat seinem Personal das Vertrauen geschenkt – das macht sich jetzt bezahlt.

Der guten Hinrunde war es zu verdanken, dass es für 96-Verhältnisse bei solch einer Negativserie vergleichsweise ruhig geblieben ist. Glücklicherweise konnte am 26. Spieltag mit einem Sieg gegen den Tabellenletzten Sandhausen die Trendwende eingeleitet werden, sodass am Ende der Saison mit 44 Punkten der 10. Tabellenplatz belegt wurde. In vergangenen Jahren wäre nach einer insgesamt schwachen Rückrunde der halbe Kader auf links gedreht worden – nicht so in diesem Sommer. Dem Stammpersonal wurde, trotz der schwankenden Leistungen, weiter Vertrauen geschenkt, sodass sich unter den Abgängen, abgesehen vom geliehenen Hoffenheimer Beier, mit Kerk, Krajnc, Stolze, Weydandt, Celebi und Ondoua nur
Ergänzungsspieler befanden. Auf der Zugangsseite kann Rückkehrer Marcel Halstenberg als Königstransfer bezeichnet werden, der als ehemaliger Nationalspieler und jahrelanger Leistungsträger bei RB Leipzig der teils wackeligen Defensive neue Stabilität verleihen soll. Ferner kamen mit Brooklyn Ezeh, Max Christiansen und Andreas Voglsammer Spieler, die Druck auf die erste
Elf machen sollen. Neue Talente um Christopher Scott, Muhammed Damar und Kolja Oudenne runden den Kader ab.

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Nach einer sehr guten Vorbereitung misslang mit zwei Unentschieden gegen Elversberg und Nürnberg in der Liga und der Pokalpleite in Sandhausen der Saisonstart. Zudem erhöhte Präsident Martin Kind medial den Druck auf Mannschaft und Trainer unnötig früh. Ohnehin war das folgende Spiel bei Tabellenführer Rostock, die sieben der letzten acht Ligaspiele saisonübergreifend gewinnen konnten, eine Mammutaufgabe. Möglicherweise half der Mannschaft die positive Erfahrung der
vergangenen Saison, mit klarem Kopf und der nötigen Ruhe eine sehr lange, negative Phase gemeinsam durchgestanden zu haben. Diese Fähigkeit, Drucksituationen erfolgreich zu meistern, könnte sich für die aktuelle Spielzeit als einer der großen Erfolgsfaktoren erweisen.

Auf dem Rasen agiert eine harmonische Truppe – dank der Geschlossenheit werden auch die Kampfspiele gewonnen.

Mit einer konzentrierten und soliden Leistung gewannen die Roten mit 2:1 in Rostock und konnten gestärkt in
das Topspiel gegen den Hamburger SV gehen. Mit der besten Saisonleistung agierte das Team von Trainer Stefan Leitl in der ausverkauften Arena auf Augenhöhe mit dem Aufstiegs-Topfavoriten, der seinerseits von ca. 15.000 mitgereisten Hamburg-Fans lautstark angetrieben wurde. Vermutlich war es die beste Stimmung im Stadion in den letzten vier Jahren. Leider konnten die guten Torchancen in der ersten Halbzeit nicht genutzt werden. Nach der roten Karte für Hamburg in der 53. Minute war die Hoffnung groß, die bisher gezeigte Spielstärke in Überzahl weiter auszubauen und als Sieger vom Platz zu gehen. Jedoch gab es
fortan einen großen Bruch im Spiel. Von möglicher Dominanz und Spielkontrolle war keine Spur, sodass am Ende sogar die erste Saisonniederlage zu Buche stand und die Spieler nach Abpfiff niedergeschlagen zu Boden sanken.

Anschließend kam es in der Arena dennoch zu selten gesehenen Szenen zwischen Publikum und Mannschaft. Während sich in der Vergangenheit die Fans häufig von einer Niederlage ebenfalls haben runterziehen lassen, verließen nur wenige Zuschauer ihre Plätze und feierten das Team lautstark für die gezeigte Leistung. Diese positive Energie gab der Mannschaft ordentlich Rückenwind. So holten die Roten zehn Punkte aus den folgenden vier Spielen bei einem Torverhältnis von 13:2. Insbesondere das 7:0 im Heimspiel gegen den VfL Osnabrück war ein ganz besonderes Erlebnis und bescherte den Fans mit Furys „Won’t
forget these days“ nach Spielende eine flächendeckende Gänsehaut im Rahmen der Feierlichkeiten.

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Mit der Chance auf die Tabellenführung, zumindest über Nacht, ging es am Freitag des 9. Spieltags nach Kaiserslautern. Die Mannschaft nahm den Schwung der letzten Spiele mit, bot in der ersten Halbzeit eine konzentrierte Vorstellung und kontrollierte nach der Führung durch Nielsen das Spielgeschehen im Stil einer Spitzenmannschaft. Nachdem eine Millimeter-Abseitsstellung kurz vor der Pause das 2:0 verhinderte, brachte zum wiederholten Male in dieser Saison ein mehr als
fragwürdiger Elfmeter den Gegner zurück ins Spiel. Zudem wurde dem Team in der zweiten Halbzeit ein berechtigter Strafstoß nach einem Handspiel von Kaiserslautern im eigenen Strafraum verwehrt. Fortan kippte das Spiel mit zunehmender Spieldauer in die Richtung der Pfälzer, die am Ende mit 3:1 als Sieger vom Platz gingen.

Der Blick auf die Tabelle nach dem 9. Spieltag zeigt, wie eng es in der Liga zugeht. Bei einem Sieg in Kaiserslautern hätte mit Platz zwei ein Aufstiegsplatz während der Länderspielpause gewunken. Durch die Niederlage müssen sich 96 und seine Anhänger aktuell in der Verfolgergruppe mit Position 5 zufrieden geben. Im zweiten Teil meines Gastbeitrags werde ich auf die Perspektiven und Chancen eingehen, wie es den Roten in dieser Saison gelingen kann, ein ernsthaftes Wörtchen im Aufstiegskampf mitzureden.

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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