Das Harnik-Interview zeigt die Verunsicherung der 96-Mannschaft. Ein Kommentar.

Daniel Stendel ist freigestellt. Am Trainer lag es nicht, dass Hannover 96 in einen leichten Abwärtstrend geraten war, sagte Martin Harnik vor einer Woche. "Da könnte uns auch Guardiola trainieren." Foto: Getty Images

Und wieder ein Spiel Gnadenfrist für Daniel Stendel: Nach der 1-Spiel-Jobgarantie gegen 1860 München folgt die 1-Spiel-Jobgarantie für die Partie gegen St. Pauli. Das verunsichert die Mannschaft mehr als jede andere Entscheidung. Ein Kommentar.

Daniel Stendel wird zurzeit überall angezählt. Von der BILD, von der Neuen Presse, von einem Teil der Anhängerschaft. Die aktive Fanszene in der Nordkurve stellt sich mit ihren „Daniel Stendel, du bist der beste Mann“-Gesängen mehrheitlich hinter Stendel.

Martin Kind, Entscheidungsträger Nummer 1 im Verein, weicht der Trainerfrage aus („Herr Kind, ein klares Bekenntnis zu dem Trainer können Sie jetzt direkt nach dem Schlusspfiff nicht abgeben?“ – „Wir werden die Situation in aller Ruhe analysieren.“).

Horst Heldt, Entscheidungsträger Nummer 2 im Klub, äußert sich ebenfalls nicht eindeutig („Fußball ist Tagesgeschäft. Es geht darum aufzusteigen und sich tagtäglich zu überprüfen. Ich habe gelernt, kein Versprechen zu geben, das ich nicht halten kann.„)

Und dann wird von der Mannschaft gefordert, sie solle mit mehr Selbstvertrauen auftreten.

Begreift denn keiner im Verein, in was für eine Situation man die Mannschaft bringt?

Die Mannschaft hat zurzeit wenig Selbstvertrauen.

Und genau das – fehlendes Selbstvertrauen – ist zurzeit das größte Problem der Mannschaft. Und eben nicht, wer der aktuelle Trainer ist.

Martin Harnik hat das selbst im gestrigen sky-Interview gut erkannt: Die Mannschaft könne zurzeit auch von Pep Guardiola trainiert werden, meinte er, und würde trotzdem nicht besser auftreten.

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Kurzum: Es fehlt der Mannschaft schlichtweg an Selbstvertrauen. Harnik deutete an, dass die Spieler Angst davor hätten, Fehler zu machen, und deshalb nicht volles Risiko in Aktionen nach vorne gingen („uns fehlt der Mut in den Aktionen und die Lockerheit“). Am Trainer liegt das nicht, sagte Harnik deutlich: „Wir waren top eingestellt, aber dass wir nicht die PS auf die Straße bringen – da kann auch Guardiola auf der Bank sitzen.“

Das 96-Team spielt nicht gegen den Trainer, wie einige Fans fabulieren (wie es wirklich aussieht, wenn ein Team gegen den Trainer spielt, braucht sich nur noch mal die Hannover-Spiele von vor 12 Monaten unter Thomas Schaaf anschauen!).

Nein, das 96-Team spielt gegen die eigene Angst.

Fehlendes Selbstvertrauen, Angst vorm Versagen. Das ist zutiefst menschlich, auch ein hochbezahlter Fußballprofi kann das nicht einfach so abstellen. Es ist ja nicht so, dass die Profis von Hannover nicht kämpfen würden. Im Gegenteil, läuferisch und in den Zweikämpfen gibt das Team alles. Nur der Mut und das Selbstvertrauen fehlt.

An dem fehlenden Selbstvertrauen trägt das nervöse Umfeld von Hannover 96 eine Mitschuld:

Sowohl die Führungsebene von Hannover 96, die keine Gelegenheit ausließ, den Aufstieg öffentlich als ein alternativloses Muss zu bezeichnen. Als auch ein Teil der Fans, der sich Anfang der Saison an der völlig falschen Vorstellung „Hannover 96 ist der FC Bayern München der zweite Liga“ berauscht hat und dann nach zwei sieglosen Spielen öffentlich – auf der Straße, auf den Rängen, in Internet-Foren, auf der Facebook-Seite von Hannover – in abwertenden Worten darüber beschwert, wie es denn sein könne, dass der FC Bayern München der zweiten Liga nicht jedes Spiel gewinnt. Pfiffe in der Halbzeitpause tun dann ihr Übriges.

Und in genau dieser Situation, in der die Spieler durch das Umfeld verunsichert sind (wie die Aussagen von Martin Harnik ja zeigen), bricht nun eine Trainerdiskussion los, bei der sich kein Verantwortlicher traut, für klare Verhältnisse zu sorgen.

1-Spiel-Job-Garantien für Trainer bringen die Mannschaft nicht nach vorne, sondern verunsichern sie weiter. Das haben ähnliche Situation in Hamburg (Bruno Labbadia) oder auf Schalke, wo Jens Keller zuletzt auch immer nur für eine Woche eine Jobgarantie bekam, zur Genüge gezeigt.

Man möchte Horst Heldt und Martin Kind zurufen: Entscheidet euch! Feuert Stendel, oder bekennt euch zu ihm! Beides ist erfolgsversprechender als das aktuelle Vakuum, das die Führungsebene mit ihren zweideutigen Aussagen erzeugt.

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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