Veranstaltungstipp: Die Bedeutung des Derbys

Ein kleiner Veranstaltungstipp für alle Hannoveraner. Am heutigen Abend, zwischen 18 und 19 Uhr, gewährt die Hochschule Hannover einen Einblick in die Welt des Derbys – aus wissenschaftlicher Perspektive

Trotz aller Rivalität wünschen sich die Anhänger nichts lieber als das Derby – Fanlager hoffen darauf, zweimal im Jahr das Ultimative aus der eigenen Kurve herausholen zu können. Genau diese Hassliebe wird heute Abend in einem Vortrag der Hochschule Hannover beleuchtet.

„Drei Tage vor dem nächsten Niedersachsen-Derby machen wir eine Veranstaltung zum „Thema Feindschaft plus – Die Hassliebe von Erzrivalen“. Dabei wollen wir auf unterhaltsame Art und Weise Rivalität aus wissenschaftlicher Sicht vorstellen und aktuelle Studienergebnisse präsentieren. Wir konnten u.a. zeigen, dass Fans zwar gerne über den Rivalen lästern, insgeheim aber froh sind, dass es ihn gibt – und im Notfall sogar für ihn spenden würden.“

Im Anschluss an einen 30-minütigen Vortrag wird es eine Podiumsdiskussion geben – mit dabei sind unter anderem Ex-Profi Marco Dehne und Heiko Rehberg (Ex-Pressesprecher Hannover 96).

Derby schaffen nicht nur auf dem Platz eine Einheit, sondern auch auf den Rängen.

Welche Bedeutung hat ein Derby?

In manchen Spielen geht es um mehr als nur drei Punkte. Kein Sieg ist schöner, keine Niederlage schmerzhafter als gegen den Erzrivalen. Doch was genau ist Rivalität eigentlich? Prof. Dr. Johannes Berendt von der Hochschule Hannover hat zehn Fakten zum Thema Rivalität aus wissenschaftlicher Sicht zusammengetragen.

1) Rivalität ist eine besondere Wettbewerbsbeziehung, die auf einer gemeinsamen Historie beruht und weit über normalen Wettbewerb hinausgeht. Besonders gut lässt sich das im Sport beobachten, sei es zwischen Mannschaften oder Fans.

2) Rivalität ist zentral für die Identität einer Gruppe. So definieren sich Fans nicht nur darüber, wer sie sind, sondern insbesondere darüber, wer sie nicht sind.

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3) Rivalität löst sogenannte „legacy concerns“ (Vermächtnisbedenken) aus. Jedes Derby hat das Potential, in die Geschichte einzugehen. An große Siege, große Niederlagen und besondere Vorkommnisse wird man sich sehr lange erinnern.

4) Rivalität ist ein zweischneidiges Schwert mit positiven und negativen Effekten. Im Vergleich zu normalem Wettbewerb erhöht Rivalität die Leistung und Motivation, den Gruppenzusammenhalt und die Gruppenbesonderheit.

5) Negative Effekte sind Schadenfreude, Beleidigungen, Ausschreitungen, Hass und Gewalt.

6) Fans lieben es, über den Erzrivalen herzuziehen und wünschen ihm alles Schlechte. Insgeheim würden sie im Notfall aber für ihn spenden. Denn ohne den Rivalen würde etwas fehlen; ein wichtiger Bestandteil der eigenen Identität würde verloren gehen.

7) Wenn Fans den Rivalen in einer fiktiven Saison-Abschlusstabelle frei platzieren könnten, wählen überraschend viele den 15. Platz. Der letzte Nicht-Abstiegsplatz maximiert das Leid des Rivalen unter der Bedingung, dass die Rivalität in der nächsten Saison fortgesetzt werden kann. Eine große Mehrheit will nicht, dass der Rivale absteigt.

8) Vereinsverantwortliche kommunizieren vor Derbys oft unglücklich. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass das Herunterspielen von Rivalität („Das Derby ist kein Krieg, es geht auch nur um drei Punkte“) Fan-Aggressionen erhöht. Das liegt daran, dass Rivalität als zentraler Teil der Identität nicht wertgeschätzt wird. Besser wäre es, auf übergeordneter Ebene Gemeinsamkeiten zwischen den Rivalen aufzubauen, z.B. „Ihr seid Dortmunder, wir sind Schalker, aber gemeinsam stehen wir für das Ruhrgebiet und eine tolle Tradition“. Das reduziert Fan-Aggressionen – zumindest in wissenschaftlichen Studien bei „normalen“ Fans.

9) Die besten Rivalitäten beruhen auf Gegenseitigkeit. Das sind schlechte Nachrichten für Wolfsburg, die weder von Hannover noch von Wolfsburg als Rivale gesehen werden.

10) Auch Marken außerhalb des Sports tragen Rivalitäten aus, wie z.B. Coke-Pepsi, McDonald`s-Burger King und Apple-Samsung. Auch hier lassen sich positive Effekte feststellen. So stärkt Rivalität die Markenpositionierung und die Gruppenbesonderheit.

Hier geht es zur Veranstaltung: https://innover.city/event/feindschaft-plus-zur-hassliebe-zwischen-erzrivalen/

 


 

 

 

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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