Butter, Brot, und verpasste Chancen

Hannovers Hintermannschaft wurde im ersten Durchgang deutlich zu einfach hinterlaufen.

Eine Woche vor dem Derby vergibt Hannover 96 die große Chance, aus dem Schneewalzer der letzten Wochen eine fette Lawine ins Rollen zu bringen und verliert am Ende mit 3:2 in Gelsenkirchen.

Ich sitze hier am Samstagabend und grübel immer noch, was da nachmittags eigentlich falsch gelaufen ist. Denn eigentlich sah das doch alles gut und gewillt aus, was unsere erneut unveränderte Startelf da auf den Rasen der Turnhalle brachte. Im Grunde, und das betonte auch Stefan Leitl auf der anschließenden PK, war man kontrollierend, aber nicht zwingend genug – speziell in der ersten Halbzeit. Nur die letzte Genauigkeit, die Konsequenz, der letzte Biss, hatten im letzten Drittel gefehlt, um aus verheißungsvollen Annäherungen auch echte Torgefahr zu kreieren. Und dann wäre ruckzuck das Licht in Grube 04 ausgegangen…

Die Zuversicht in den Foren war im Vorfeld groß, dass wir auf Schalke selbstverständlich etwas Zählbares mitnehmen würden. Formschwache Teams werden bei uns ja traditionell noch schwächer geredet und 3 Punkte scheinen sicher. Dieses Gerede bereitete mir die ganze Woche schon Bauchschmerzen, denn Hochmut und Fall kommen immer Hand in Hand. Und siehe da, die blauweiße Startelf hatte tatsächlich etwas dagegen, sich erneut kampflos zu ergeben. Ganz im Gegenteil versuchte man über Kampf und eine gewisse Leidenschaft die offensichtlich fehlenden spielerischen Attribute zu kompensieren. Das Publikum wusste dies nach Wochen der Niederlagen zu schätzen und stellte sich als lautstarker 12. Mann in den Dienst der Sache. Leider schafften es unsere Roten diesmal nicht, mit einem erneut schnellen Tor den Stecker des Gegners vorzeitig zu ziehen.

Das Spiel plätscherte in der ersten Halbzeit so vor sich hin, die Königsblauen fanden noch keine Ideen, lieferten aber vielfältige Fehlpässe. 96 hingegen ging es recht lässig an, ohne den finalen Crunch. Vor allem die rechte Schalker Seite hatten wir als Schwachstelle ausgemacht, auf der sich Derrick Köhn immer wieder gerne durch dribbelte. Allerdings muss man hier auch gleich kritisch anmerken, dass Köhn zu wenig aus den sich bietenden Räumen und den offensichtlichen Schwächen seines Gegenspielers Henning Matriciani machte. Flanken kamen zu ungenau und Pässe kamen nicht gut an. Hier wäre deutlich mehr möglich gewesen, wie der zwischenzeitliche Ausgleich zum 1:1 zeigte. Nach klugem Rückpass von Köhn an den 16er konnte Enzo Leopold abschließen.

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Vorher war es aber auch schon Köhns Seite, über die sein direkter Gegenspieler unbehelligt vorstoßen und zur Torvorlage flanken konnte. Die linke Seite wurde also zu unserer verpassten Chance, um häufiger ins letzte Drittel durchzubrechen. In der 85. Minute wurden Köhn und der eigentlich gute, aber zu defensiv denkende Arrey-Mbi gegen Christopher Scott und Brooklyn Ezeh getauscht. Viel zu spät, um nochmal einen Impuls zu setzen.

Unterm Strich kann man festhalten, dass Hannover an diesem Tag zu sehr laissez-faire unterwegs war, zu wenig Zweikämpfe gewann, weniger Sprints ansetzte und weniger Laufleistung zeigte. Und sich somit die teure Butter vom Brot nehmen ließ. Doch genau diese Attribute waren es, mit denen Schalke in den letzten Wochen überall besiegt wurde. Man hätte es also wissen und bewusst auf den Platz bringen müssen. Auch wird anhand der Statistik auffällig, dass wir die königsblaue Defensive viel zu wenig pressten, um daraus Fehlern zu erzwingen. Waren wir in den Spielen zuvor zur Mannschaft mit den höchsten Pressing-Werten der Liga geworden, was auch der Schlüssel zu unserem derzeitigen Erfolg sein dürfte, legte unsere erste Linie im Ruhrpott eine Pause ein. Auch der Schalker Lino Tempelmann durfte im Mittelfeld meist unbehelligt schalten und walten, und mutierte somit zum „Man of the match“.

Volle Hütte am Samstag: Der 12. Mann kann 96 zum Derbysieg tragen

Vielleicht war es auch wieder mal das Spiel gegen den 12. Mann, also die Fans des Gegners. Dass 96 hier Wackler hat, konnte man ja schon im Hexenkessel Betzenberg und zuhause gegen den HSV aus Hamburg sehen. Will man in naher Zukunft oben mitspielen, muss man auch vor großer Kulisse dominanter und zwingender auftreten.

Und die Fans in unseren Foren so? Hier herrscht nach den (berechtigten) Lobgesängen der Vorwoche nun großes Nervenflattern. Fingernägel-Kauen vor dem Derby ist angesichts fahrlässig verpasster Chancen durchaus erlaubt. Das Infrage stellen von Willen und Mentalität halte ich indes für überzogen. Die beste Offensive der Liga und der beste Saisonstart seit vier Jahren können nicht innerhalb von 90 Minuten plötzlich in Frage gestellt sein.
So faul und fahrlässig werden wir nächsten Sonntag ab 13:30 Uhr definitiv nicht loslegen, nicht auf den Rängen und auch nicht auf dem Rasen 🔥

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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