Trotz morgendlichem Fauxpas: Das ist unser voller Ernst!

Unsere Offensive hatte in den letzten drei Partien mit Ladehemmungen zu kämpfen.

Freitagfrüh und sofortige Schockstarre: Nach einer langen Woche mit Nachtschicht wollte ich mir morgens nochmal einen Kaffee machen und trank ihn… aus der Hannover-Tasse!! Das ist in meinem Haushalt an Spieltagen ein absolutes No-Go und kann durch nix entschuldigt werden. Ich Idiot. Deshalb schleppte ich mich mit miesesten Befürchtungen durch den Tag, um abends dann doch noch die Hütte vor Freude abzureißen… Denn mit so einem Auftritt in Hamburg hatten wir wohl alle nicht gerechnet – auch dank Sebastian Ernst!

Vorher herrschte allerdings noch Katastrophen-Stimmung wegen des schlecht getimeten Abflugs von Derrick Köhn nach Istanbul. Dem bis dahin besten Vorlagengeber, dem Dribbel-, Flanken- und Ecken-König. Der in der neu installierten Raute von Stefan Leitl gerade zu neuer Stärke fand. Die Sperre von Marcel Halstenberg war ja noch nicht schlimm genug. Aber so ist die zweite Liga und dank der „Jetzt es recht“-Mentalität gibt es solche Tage, da klappt einfach trotzdem alles – auch wenn man aus der falschen Tasse trinkt.

Die Frage der Fragen Freitag früh:
Wer sollte es eigentlich auf links richten, nachdem ziemlich schnell klar war, dass Bright Arrey-Mbi positionsgetreu Marcel Halstenberg in der Innenverteidigung vertreten würde? Die jungen Hayate Matsuda und Alexander Babitsch aus der U23 waren jedenfalls spielerisch und körperlich leider noch nicht so weit. Also musste die Lösung im Kader schlummern und hieß um 17:30 offiziell… Jannik Dehm!

Ein später Abgang von Derrick Köhn wäre ein herber Dämpfer für die Ambitionen von Hannover 96.

Hamburg Volkspark-Stadion, 60.000, Flutlicht, beste Stimmung. Da kann man schonmal richtig die Buchse voll haben. Hannover 96 machte aber maschinell da weiter, wo man gegen Nürnberg und Rostock erfolgreich aufgehört hatte: Vorwärtsgang, Abläufe abspulen, Mechanismen greifen lassen. Man kam aus der Kabine, als sei man nach dem letzten Spiel nur kurz fünf Minuten drin gewesen. Weiter ging’s mit voller Intensität. Unter anderem mit dem Erzielen früher Tore, worin wir zur Zeit Tabellenführer sind:

11. Minute, Eckball und 0:1 durch einen Kopfball von Nicolo Tresoldi! Das bereits 9. Tor in der Anfangsviertelstunde!

Es ist das immer selbe Prinzip –  anderer Gegner, selbes Vorhaben: mit einem dichten Mittelfeld, das nah am Gegner agiert, viel läuft (in Hamburg sagenhafte 121 Kilometer!) und Bälle gewinnt, sind wir aktiv und machen immer wieder vorne Alarm. Mit One Touch, Laufbereitschaft und klugen, schnellen Pässen ins letzte Drittel. Das Tempo in den vorgetragenen Angriffen stellt momentan jede Defensive vor Probleme.

Und so klingelt es bereits zehn Minuten später erneut: Schaub auf Sebastian Ernst, der bringt einen Ball scharf in die Box, Eigentor, 0:2.
Bis hierhin wurde übrigens noch keine Träne an den gesperrten Marcel Halstenberg oder den verkauften Derrick Köhn verschwendet.

Denn ein Teil des Plans war auch, das Spielgeschehen vom eigenen 16er fern zu halten und die rechte Seite der Hamburger taub zu legen. Dort mutierte Jannik Dehm vom Rechts- zum Fast-Linksfuß und setzte sogar Außenrist-Pässe ein, um möglichst Köhn-getreu Bälle in das letzte Drittel zu bringen. Dehms Offensiv-Drang zwang Bakery Jatta immer wieder zum ungeliebten Rückwärtsgang, der Körner kostete und den HSV-Star sichtbar nervte.

Bei all der Außenbahn-Maloche schien unsere #20 immer ein lockeres „Derrick, Derrick, who the f### is Derrick Köhn“ auf den Lippen zu haben, was ihn scheinbar zur Höchstform anstachelte. Dehm arbeitet sich in seine ungewohnte Rolle rein, wie er es immer tut, wenn er gebraucht wird. Ich mag ihn.

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Nach dem 2:0 trudelten die ersten Glückwünsche von Kumpels aus ganz Fußball-Deutschland ein: Kiel, St. Pauli, Berlin. Hannover ist in dieser Form das Salz in der Suppe des Aufstiegsrennens und das weiß man überall zu schätzen.

Zwar waren wir die gesamte Zeit in fast allen Statistiken (knapp) unterlegen, dennoch aber brutal effektiv und schnell am Hamburger 16er. Mit rund 121 Kilometern lief Hannover gut zehn Kilometer mehr und zog zudem 40 (!) Sprints mehr an. Sieben Hannoveraner finden sich in den Top 10 der am meisten gerannten Spieler wieder. Damit wurde gegen den Ball alles gnadenlos zugelaufen bzw. im Vorwärtsgang ein variables Angriffsspiel aufgezogen, welches die Hamburger Defensive völlig zerlegte.

Die Niederlage gegen Hannover 96 war gleichbedeutend mit dem KO von Walter.

Zudem schafften es Glatzel, Jatta, Pherai und Dompé nicht, ihre Walter-Supershow auf den Rasen zu bringen und es kehrte alsbald Unmut und Frust ein. Immer wieder clever gestoppt oder mit einem Foul aus dem Fluss genommen, sah man schnell verbissene Gesichter. Und die waren keine gute Grundlage für kreative Unterschied-Momente.

Apropos blanke Nerven:
Hannover schaffte es tatsächlich, erst Laszlo Bénes mit glatt Rot (88. Minute) und kurze Zeit später Torschütze Denis Hadcikadunic mit Gelb-Rot (90.+16 Minute) aus dem Spiel zu nehmen. Das konnte das Star-Ensemble von der Elbe diesmal natürlich nicht mehr so verkraften wie noch im Hinspiel, das trotz 45 Minuten in Unterzahl mit 0:1 gewonnen wurde. Hier lieferte die Abteilung um die Abräumer Fabian Kunze, Phil Neumann und Sei Muroya beste Arbeit. Balleroberungen und Abspiele sahen selten so easy aus.

So auch der Lucky Punch in der 90.+8 Minute:
Balleroberung, Leopold öffnet das Spiel auf rechts, wo Muroya Fahrt aufnimmt und quer durch den gesamten HSV-Strafraum auf Sebi Ernst durchstecken kann. Der steht total blank und schiebt aus zehn Metern ein. Hannover wieder 3:4 vorne, kurz später ist der Auswärtssieg eingetütet – totale Euphorie!

Und wie gut war bitte Sebastian Ernst drauf?! Die Wahl zum „Man of the Match“ wird bei uns in der Redaktion vollumfänglich mitgetragen. Zwar von den Werten nicht so auffällig wie Enzo Leopold an diesem Abend, aber was unsere Nummer zehn da an sichtbarer Arbeit, an Herzblut und roter Präsenz abseits der Parameter auf den Rasen des Volksparkstadions brachte, war atemberaubend! Er ist das Gesicht unserer bisher so erfolgreichen Rückrunde.
Zusammen mit Enzo Leopold bildete er das Herzstück der Leitl’schen Raute. Leopold mit 68 Ballkontakten und fetter 91-prozentiger Passquote. Fünf wichtige Pässe, vier von fünf lange Bälle angekommen und neun von 13 Zweikämpfe gewonnen. Hier gewann Hannover den Kampf, der eigentlich die Kernkompetenz der Hamburger sein sollte.

Es fällt auf, dass vier der sechs offensiven Hamburger es nicht schafften, gegen die selbe Anzahl schwächer bewerteter Hannoveraner Jungs anzustinken. Die Hanseaten hatten bessere Szenen, aber 96 verteidigte effektiver, geschlossener und mit mehr Dynamik. Oder wie Stefan Leitl hinterher auf der PK analysierte:

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„Als Team aufgetreten und als Team Punkte geholt.“

Am Ende freue ich mich, dass ich auch mal wieder mein Trikot von Louis Schaub an hatte, das anscheinend ihm und damit der Mannschaft Glück brachte. Ich stehe auf solchen Aberglauben. Schaub spielte 2020 ein halbes Jahr auf Leihe beim HSV und suchte dort seine Form. Nun kam er zurück und schob bereits nach 32 Minuten die unglaubliche 1:3 Führung ein. Ein Ergebnis des Willens. Aber vielleicht lag’s auch an der Kaffeetasse…

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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2 Kommentare

  1. Hallo liebe 96er,

    Nach langer Zeit ist es mal wieder so weit. Ich muss mal was loswerden. 

    Fangen wir mit etwas positiven an. 

    Was für ein Spiel haben unsere Roten in Hamburg auf den Rasen gezaubert. 119 Minuten pure Leidenschaft, Herzblut, Wille zum Sieg, und totale Hingabe. So rin geiles 4:3 beim " kleinen HSV" 😀. Sollte am Freitag auch gegen Führt ein 3er eingefahren werden, dann könnten wir doch noch um den Auf….. , nein ich schreibe es noch nicht. Denn zur Wahrheit gehört leider auch, dass Teile der 96 Fans, nein stop, dass sind keine Fans, fast einen Spielabbruch ausgelöst hätten. 

    Ich bin jetzt seit 49 Jahren Fan von 96, und seit 1976 bei den meisten Spielen Live dabei. In meiner Sturm, und Drang Zeit, stand ich, und war ich im Fanblock. Wir wahren auch keine Kinder von Traurigkeit. Allerdings wäre uns niemals in den Sinn gekommen irgend ein Banner mit dem Gesicht eines Menschens im Fadenkreuz zu zeigen. So etwas ist einfach nur Wiederlich, und hat mit Protest o.ä., absolut nichts zu tun. Die Leute die dafür verantwortlich sind, sind so ziemlich alles, was sie aber mit Sicherheit nicht sind, sie sind keine 96 Fans. Auf solche Leute, kann man getrost in jedem Stadion verzichten. So was braucht niemand. Schämt euch. 

    Ich habe nichts gegen Protest, ganz im Gegenteil. Das gehört zu einer funktionierenden Demokratie einfach dazu. Aber, was in Hamburg passiert ist, wahr völlig daneben.

    Das wollte ich einfach mal loswerden.  Ich wünsche euch allen noch einen schönen Abend. 

    Euer 96harry.                Niemals allein 

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