Sportdirektor gefeuert, 96-Spieler stellen sich gegen Präsidenten: Das waren die Chaos-Tage bei Hannover 96

Franz Gerber: Von Utz Claassen entlassen, von den Fans gefeiert. Foto: Getty

Erst wird der 96-Sportmanager entlassen, dann erhält der Präsident Morddrohungen. Die Spieler ergreifen Partei für den soeben entlassenen Sportdirektor. Klingt wie ein Albtraum? Nein, dieses Chaos war vor exakt zwanzig Jahren brutale Realität: Der direkte Vorgänger von Martin Kind, Utz Claassen, hätte Hannover 96 im August 1997 beinahe gegen die Wand gefahren. In den Hauptrollen: Franz Gerber, Reinhold Fanz und das junge 96-Team um Sebastian Kehl, Dieter Hecking und Gerald Asamoah.

Die Sympathien im 96-Skandal waren klar verteilt: Sie skandierten während der Pokalpartie gegen Mönchengladbach am 16.08.1997 laut „Gerber, Gerber, Gerber!“ und „Spielen für Gerber!“. Damit stellten sie sich gegen Präsident Utz Claassen, der Gerber Misswirtschaft vorwarf und ihn aus seinem Amt als Manager gedrängt hatte.

Die Fans protestierten auf kreative Weise gegen den 96-Präsidenten: „Keine Diktatur“ war auf einem Banner groß zu lesen. Auf einem anderen Banner stand: „Schlimmer als Braunschweig und Cottbus: Der „eigene“ Präsident!

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Der damalige 96-Trainer Reinhold Fanz sagt rückblickend auf transfermarkt.de: „Herr Claassen hat damals im Verein viel durcheinandergewirbelt. (…) Irgendwann kamen einige Spieler selbst mit der Bitte um Rat auf Franz Gerber und mich zu. Da ging es dann unter anderem um Prämienverhandlungen, die Herr Claassen scheinbar ab sofort selbst führen wollte – das hat dann laut deren Angaben aber nicht so geklappt und viele wollten nicht mehr mit ihm verhandeln. Vor dem Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach wurde dann Franz Gerber entlassen. (…) Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist die ganze Geschichte dann natürlich eskaliert.“

Utz Claassen musste das Pokalspiel von Hannover 96 im Niedersachsenstadion gegen Mönchengladbach (Sieg im Elfmeterschießen) vorzeitig verlassen.

Begleitet wurde er von zahlreichen Personenschützern. Claassen hatte mehrere Drohanrufe und Morddrohungen erhalten.

Trainer Reinhold Fanz verkündete, nur bleiben zu wollen, wenn auch Gerber zurückkommen darf. Auf der Pressekonferenz standen alle Spieler rund um den sitzenden Reinhold Fanz. Als Fanz sagt: „Gerber muss zurückkommen. Anders glaube ich, dass der Verein sonst Schiffbruch erleidet“ fangen die 96-Spieler plötzlich an zu jubeln und zu gröhlen: „Jawoll! Genau!“ ist zu hören. Der junge Dieter Hecking, Gerald Asamoah, Sebastian Kehl, Otto Addo, Jens Rasiejewski, Jörg Sievers, sie alle rufen plötzlich laut aus einem Munde: „Wir wollen Gerber!“

Der Rest ist Geschichte. Martin Kind gibt Utz Claassen öffentlich Contra und wirft ihm vor, „ein Schreckensszenario“ darzustellen. Utz Claassen muss das Präsidentenamt nach nur 74 Tagen abgeben. Kind wird sein Nachfolger als Präsident und rettet Hannover 96 vor dem Konkurs. In dem darauffolgenden Jahr, im Mai 1998, macht Hannover 96 den Aufstieg von der Regionalliga in die zweite Bundesliga perfekt – dank Reinhold Fanz, Martin Kind und Franz Gerber.

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