Hannover 96: Alles völlig Latte

Das Gute vorweg:
Haris Tabakovic und Fabian Reese haben uns nicht abgeschossen, stattdessen treffen wir zweimal die Latte und retten in letzter Minute einen Punkt in Berlin. Wir bleiben weiter im Spiel um Fernsehgelder und Platz vier.

59.000 Zuschauer auf einem Freitagabend in der 2. Bundesliga, davon gut 7000 Gäste-Supporter, die die Westkurve in ein schwarz-weiß-grünes Farbenmeer verwandelten. Das war erneut pure Werbung für die 2. Liga! Und dennoch zog sich die zweite Halbzeit wie ein ausgespuckter Kaugummi in den Straßen von Kreuzberg. Das lag vor allem daran, dass die Alte Dame mit 25 Gegentoren in der Rückrunde einsame Negativspitze ist und alles dafür tat, nach eigener Führung die Schotten dicht zu halten.

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Zwar stellt die Hertha die zweitbeste Offensive der Rückrunde (29 Tore), inklusive Haris Tabakovic als Topscorer mit 21 Toren. Auch Fabian Reese (7 Tore, 10 Vorlagen) kennt man in Hannover nur zu gut. Beide Berliner waren den Abend über aber weitestgehend gut bei Arrey-Mbi (Topspeed 35,06 km/h, 9 von 12 gewonnene Zweikämpfe), Halstenberg (1 Vorlage, 2 wichtige Pässe, 88% Passquote) und Neumann (2 wichtige Pässe, 6 von 9 Zweikämpfe gewonnen) abgemeldet. Im Gegenzug legte die Hauptstadt unsere Außenbahnen still und rührte mit zunehmender Spieldauer in der Mitte Beton an. Kannte man so ähnlich ja bereits aus dem Hinspiel.

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Insgesamt sprachen die Statistiken tatsächlich eine andere, bessere Sprache, als der schlimm anzusehende Kick unserer Roten in der zweiten Halbzeit. Es war quasi ein Deja Vu zum Spiel letzten Sonntag gegen St. Pauli. Nach Werten und Zahlen waren wir auch dort schon das bessere Team, fingen uns aber dumme Tore und bekamen die deutlich vorhandenen Chancen nicht verwertet. So auch in Berlin. 2 mal Latte (Gindorf, Schaub) in der ersten Halbzeit, 10:2 Ecken, 16:6 Schüsse. Und dann wieder aus dem nix ein Kopfballtor, vom Kopfballtor-stärksten Team der Liga, ey sorry, da fällt einem nix mehr zu ein…

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Auch in der Hauptstadt war Lars Gindorf der belebende Faktor in der Offensive von Hannover 96.

Dann aber sollten wir die Rechnung nicht vor der 94. Minute und nicht ohne Enzo Leopold machen! Der beste Mann auf dem Platz traf in seinem 50. Zweitligaspiel per Kopf (!) nach einer feinen Halbfeld-Flanke von Marcel Halstenberg zum gerechten 1:1 Ausgleich. 100 Prozent Passquote unter Gegnerdruck, 94 Ballkontakte, 2 wichtige Pässe, 2 Schüsse aufs Tor. Unsere Nummer 8 spielt eine insgesamt bockstarke Saison!

In der Halbzeit nahm Stefan Leitl Leopolds zentralen Mitstreiter, Fabian Kunze, vom Platz, der etwas zu teilnahmslos das 1:0 für die Hertha passieren ließ. Für ihn kam Max Christiansen und Enzo Leopold rückte von der 8 auf die 6. bzw teilten sich beide im Vorwärtsgang eine Art Doppel-8. Marcel Halstenberg schob vor auf die spielende 6. Eine Variante, die auch der FC St. Pauli erfolgreich anwendet, indem man Mehrzahl im Mittelfeld schafft. Überhaupt spielte sich vieles durch die Mitte ab, während Sei Muroya vom giftigen Zeefuik komplett geblockt und neutralisiert wurde. Auch Jannik Dehms Magie als Rechtsfuß auf der linken Seite scheint sich erschöpft zu haben. Impulse gab es auf dieser Position erst wieder mit der Einwechslung von Brooklyn Ezeh in der Halbzeit.

In unserer Offensiv-Reihe wurde erneut das Auflaufen von Louis Schaub kritisiert. Ja, kann man aufgrund einer anhaltenden Formkrise bemängeln, darf aber auch nicht vergessen, dass unsere #11 zur Zeit der einzige etwas ältere, erfahrene Spieler für die jungen Hüpfer da vorne ist. Tresoldi und Gindorf brauchen einen „Leader“, der ihnen sagt, wo es lang geht. Und beinahe hätte es ja sogar mit einem schönen Tor geklappt, Schaubs Ball in der 40. Minute küsste allerdings nur die Latte. Seine Werte waren insgesamt auch nicht übel, angesichts des Berliner Betons. Vieles lief über unsere #11, genauso wie über Lars Gindorf und den eingewechselten Max Christiansen.

Es darf natürlich auch darüber geschmollt werden, dass 96 in den letzten 9 Spielen nur einen Sieg (gegen Magdeburg) einfahren konnte. Man sollte dann aber auch bedenken, dass in der Rückrunde immer wieder ein oder gleich mehrere Stürmer ausfielen. Verletzungen und Krankheiten lähmten jeglichen Spielfluß im Angriff. Da sind Lückennutzer wie Lars Gindorf und Montell Ndikom leider nur bedingt die Lösung. Die Teams, die aktuell mit uns um Platz vier fighten, laufen seit Wochen mit einer eingespielten Sturmreihe auf und freuen sich über funktionierende Scorer.

Solange muss man in Hannover mit Toren von Enzo Leopold und Lars Gindorf zufrieden sein und lernen, die eigenen Chancen auch einfach besser zu nutzen, egal von wem.

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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