Hannover – Am Samstag tritt die Breitenreiter-Elf beim 1. FC Köln an. Köln, letzte Saison noch Überraschung-Fünfter, steht derzeit abgeschlagen am Tabellenende. Da gibt es viel zu bereden. Das tun wir mit Thomas, Chefredakteur von effzeh.com, dem größten Online-Fanzine über den 1. Fußball Club Köln.
Bereits vor dem Hinspiel stand uns Thomas Rede und Antwort.
Thomas, die Rückrunde fing für euch vielversprechend an. Vor allem der Derbysieg dürfte große Kräfte freigesetzt haben. Wie sehr war das 2:4 in Frankfurt jetzt ein Rückschlag?
Ein großer, wenn man denn tatsächlich noch an den Klassenerhalt geglaubt hat. Das und die Ergebnisse der Konkurrenz waren dafür natürlich ein Schlag ins Kontor. Ich empfand allerdings weniger die Niederlage denn den Auftritt als enttäuschend. Er hat im Grunde entlarvt, dass eigentlich alle Probleme aus der Hinrunde weiter existieren – außer dem fehlenden Torjäger, den wir jetzt mit Simon Terodde haben.
Kocka Rausch ist im Winter nach Russland gewechselt. Wie kam es dazu? Ist sein Abgang ein Verlust?
Kocka schielt als russischer Nationalspieler auf die WM, hatte aber unter Ruthenbeck deutlich an Standing verloren. Er braucht Spielpraxis, um sich seinen Traum zu erfüllen: Ein völlig verständlicher Wechsel für beide Seiten. Denn der FC hat mit Jonas Hector den deutschen Stamm-Linksverteidiger im Kader, der zur Rückrunde endlich wieder fit geworden ist.
Der Abgang von Jörg Schmadtke in Köln sah ähnlich dubios aus, wie der bei 96. Wer war am Rhein der Mirko Slomka?
Geht es nach ihm: Die bösen Medien und die bösen Fans, die ihn zu hart angefasst haben. Hexenjagd und so. Was für ein Schwachsinn – beim ersten Gegenwind von Bord gegangen ist er, der ach so ruhige und ach so abgebrühte Macher, und hat den Verein damit noch tiefer in den Abwärtsstrudel geschickt. Die letzten vier Transferperioden waren einfach nicht gut, er hat sich in irgendetwas verloren, was kaum jemand verstanden hat. Und als Geld zur Verfügung stand, hat er planloser agiert denn je zuvor. Über die 17 Millionen Euro für Cordoba lacht sich Mainz immer noch kaputt.
Ihr habt mit 13 Punkten zehn Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Selbst Hannover hatte in der Abstiegssaison einen Punkt mehr nach 22 Spieltagen. Ist Köln überhaupt noch zu retten?
Realistisch betrachtet: Nein. Statistisch betrachtet: Nein. Vom Kader her betrachtet: Nein. Aber es soll ja immer noch Wunder geben. Mehr ist es derzeit wirklich nicht.
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Wie konnte aus euch überhaupt ein Abstiegskandidat werden? Aus der Ferne schien alles zum Besten geregelt.
Das sah leider aus der Nähe etwas anders aus. Der Kader hatte selbst im Jahr, das mit Platz fünf endete, unübersehbare Schwächen, die eigentlich nur der überragende Anthony Modeste übertüncht hat. Selbst die Rückrunde war nicht mehr so wirklich gut. Anstatt diese Baustellen endlich zu beseitigen hat man sich offensichtlich in Eitelkeiten ergangen. Wir hatten die beste Ausgangslage seit 30 Jahren: Europapokal-Teilnahme, auch dank des Modeste-Verkaufs unfassbar viel Geld zur Verfügung, eine Euphorie rund um den ganzen Verein. Was daraus geworden ist, sieht man ja jetzt. Ein Club in Trümmern.
Das Thema „50+1“ ist derzeit in aller Munde. Wie sieht die Situation beim 1. FC Köln aus?
Es gab harte Debatten seit dem Sommer zu diesem Thema. Die Satzung sieht vor, dass der Vorstand die Mitgliederversammlung erst bei einem Verkauf von 25 Prozent einbinden muss. Eine Mitgliederinitiative wollte das ändern und brachte den Antrag ein, bei jedwedem Anteilsverkauf die Mitgliederversammlung als höchstes Organ zu befragen. Das kam beim Vorstand und der Geschäftsführung, die damit übrigens erst einmal nichts zu tun hat, überhaupt nicht gut an – es folgten Giftpfeile vom Präsidenten und vieles mehr. Das, die Debatte um einen Stadionneubau und die Hinwendung nach China hat zu einigem Misstrauen in der Mitgliedschaft geführt.
Denkst du, es wird sich unter den 36 Profiklubs eine Mehrheit zur Lockerung der Regel finden lassen?
Ja. Wenn es am Ende des Tages, um die Lieblingsfloskel aller Verantwortlichen zu nutzen, um das liebe Geld geht und sie den großen Reibach riechen, dann wird sich eine Mehrheit finden. Und dann geht das Rattenrennen los, von dem wenige profitieren werden und das vielen schaden wird.
Wie beurteilst du die bisherige Saison von Hannover 96?
Mehr als solide. Wer als Aufsteiger in Schlagdistanz zu den Europapokal-Plätzen liegt und gleichzeitig eine ordentliche Distanz zu den Abstiegsrängen pflegt, der kann nicht allzu viel falsch gemacht haben. Dazu gab es ja einige spektakuläre Auftritte, die 96 hingelegt hat – auf dem Platz gibt es deutlich langweiligere Mannschaften.
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Hättest du dem Team von André Breitenreiter so ein Abschneiden zugetraut?
Ich war, so ehrlich muss ich sein, recht zwiegespalten, bin aber auch weit weg von einer tiefgründigen Analyse. Der Kader schien mir unausgegoren konzipiert, gerade die Offensive wirkt von den Namen nicht sonderlich berauschend im Bundesliga-Vergleich. Dafür sind aber einige Pfeiler wie Sané oder Schwegler schon mehr als nur Durchschnitt. Ich hätte gedacht, dass 96 trotz Aufstiegseuphorie länger zittern muss als es offensichtlich der Fall ist. Ich habe aber auch einfach keine Ahnung von Fußball!
„Der 1. FC Köln steig ab“
Der 34. Spieltag ist gespielt: Wo steht der 1. FC Köln und wo steht Hannover 96?
Der 1. FC Köln steht in Wolfsburg und ist zum sechsten Mal in seiner glorreichen 70-jährigen Vereinsgeschichte aus der Bundesliga abgestiegen. Hannover 96 verpasst die erste Tabellenhälfte knapp und läuft als Elfter ein.
Was für eine Partie erwartest du am Samstag?
Wenn ich auf die Tabellensituation schaue, gibt es für uns nur einen Weg: Vollgas nach vorne. Das kommt der kompakten 96-Elf wohl entgegen, die ja einige schnelle Akteure wie Bebou in ihren Reihen hat. Schafft der FC einen frühen Treffer, könnte es etwas Ruhe bedeuten. Wenn nicht, wird es ein 90-minütiges Angerenne.
Dein Tipp, bitte: Mit welchem Ergebnis endet das Spiel?
Es wird derselbe Spielverlauf wie im Heimspiel gegen Augsburg: Der FC kommt mit viel Power, vergibt Chancen und geht vor der Pause noch in Führung. Danach fällt der Spannungsbogen ab – und irgendwann gleicht 96 aus. 1:1!
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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