Erfolg gegen Wiesbaden: 96 hat sich Oben festgebissen

Liebe Leser, was ist das eigentlich für eine Saison, in der wir Ende September bei über 20 Grad noch von der Sonne geküsst werden? Und uns im Vorfeld des Heimspiels vor wieder einmal mehr als 30.000 Fans Hoffnung auf die Tabellenspitze machen durften? Manchmal muss ich mich selber kneifen, um das alles zu glauben…

Als der wiedererstarkte Harvard Nielsen bereits in der 11. Minute nach einem Sturmlauf und Flanke von Phil Neumann (ich wiederhole: Sturmlauf! Flanke! Durch Phil Neumann!) einen sehenswerten Kopfball im Wiesbadener Kasten platzierte, kamen unmittelbar Osnabrück-Vibes auf. Mit der kurz darauf folgenden verletzungsbedingten Auswechslung von Wehen-Torjäger Prtajin durfte man sogar kurz mal von einem Fußball-Fest träumen. Was sollte dem roten Schützenfest jetzt noch entgegen stehen? Selbst 2 danach folgende Großchancen der Gäste lächelte man gekonnt weg.

Aber Pustekuchen. Hannover schaffte es trotz hochkarätiger Chancen durch Schaub, 2x Teuchert (ging grippal geschwächt ins Spiel), und Dehm nicht, sich für gut gemachte Durchstöße zu belohnen. Stattdessen tickte die Uhr bis zur Halbzeit durch, ohne daß frühzeitig ein Deckel auf die scheinbar klare Angelegenheit gemacht werden konnte. Im Laufe der zähen Partie dachte ich, es wäre jetzt die Zeit, noch ein Brikett mehr aufs Feuer zu werfen und die Intensität zu erhöhen. Das wirkte phasenweise doch recht lasch, schien aber gerade noch genug zu sein, um Wiesbaden auf knapper Distanz zu halten. Gegen Osnabrück hatte Leitls Elf in einer ähnlichen Situation noch mehr Gier und Esprit gezeigt und das Torverhältnis nach oben geschraubt.

Cedric Teuchert gönnte sich gegen Wiesbaden eine kleine Verschnaufpause.

Aber auch über dieses Spiel hinaus würde es dem Auftreten der Roten besser stehen, wenn sie mehr Präsenz und Punch zeigten. 6 mal konnte man in dieser Saison zu Anfang in Führung gehen, das ist Ligabestwert. Und dennoch leistet man sich zu viele Fahrlässigkeiten, die auch ins Auge hätten gehen können. Das mag Meckern auf hohem Niveau sein, trotzdem würde einem jetzt Drittplatzierten eine breitere Brust, mehr Kaltschnäuzigkeit und mehr Souveränität stehen. Hierzu lohnt nämlich ein Blick auf diverse Statistik-Portale, um zu erkennen, daß unsere Profis trotz Führung und letztendlichem Sieg selten Höchstnoten erspielen. Ganz im Gegenteil, schaffte es der Wiesbadener Robin Heußer in die „Elf des Spieltags“ eines großen Analyse-Portals. Kein Nielsen, kein Zieler, kein Köhn, nein, ein Spieler aus der Verlierermannschaft bringt die besseren Performance-Werte aufs Papier! Ich weiß nicht, ob man das so einfach mit „Na egal, Hauptsache gewonnen“ wegwischen sollte. Ich habe eher Muffe, daß das noch zum Problem werden könnte…

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Aber vielleicht ist es ja auch eine Tiefenentspanntheit im Team und das interne Wissen, daß wir mit 19:8 Toren die beste Offensive der Liga stellen und nebenbei die drittwenigsten Gegentore kassiert haben. Wir treffen in bisher jedem Spiel (außer gegen den Hamburger SV) und finden auch gegen tief stehende Gegner eine Lösung. Unser Offensivspiel ist variabel und vielfältig, mal über Außen, mal durch die Mitte kombiniert. So wollte ich kurz vor dessen Tor noch Derrick Köhn zum Nachdenken auf die Bank schicken, weil mir sein Beitrag an diesem Tag zu dürftig war. Und zack, schoß unser linker Hammerfuß aus dem Nichts noch das vorentscheidende 2:0. Unsere Abwehrarbeit ist zudem aktuell die nach Pauli und Düsseldorf beste der Liga. Scheinbar braucht unser Kollektiv keine individuell rausstechenden Spitzenwerte, um erfolgreich zu sein…

Hannover 96 überzeugt im Kollektiv, jeder Akteur setzt sich sichtbar für seinen Nebenmann ein.

Wenn man über den derzeitigen Erfolg von Hannover spricht, muß man zwangsläufig auch die Frage stellen:
Was bitte ist denn mit Fabian Kunze los?! Unsere #6 spielt bisher eine dermaßen bockstarke Saison, die wohl jeden Kenner zum Schnalzen bringt! Anfangs noch mit Schwierigkeiten gegen die ihn vor die Nase gesetzten Besuschkow und Christiansen, ist er an der Seite von Enzo Leopold zum Matchwinner im zentralen Mittelfeld gereift. Nach dem Gelbe-Karten-Rekord der letzten Saison hat Kunze an sich gearbeitet, wahrscheinlich auch mit besseren Vorgaben durch den Trainer, und mausert sich zum heimlichen Spielmacher in der defensiven Zentrale. Auch gegen Wiesbaden waren die Zweikampfwerte in Verbindung mit den erfolgreichen Pässen wieder ein Grundstein zum Erfolg. Seine in jedem Spiel bisher hohe Laufleistung in Verbindung mit Balleroberungen helfen, die Abwehr schon im Vorfeld zu entlasten. Wenn wir also von nur 8 gefangenen Gegentoren sprechen, müssen wir auch über Fabian Kunze reden.

Blendet man die oben genannten Bedenken in Zahlenform aus, macht es endlich wieder Spaß, den Roten zu zu schauen und fiebert endlich wieder mit einer richtigen Mannschaft mit! Hier ist etwas über die letzten Monate zusammengewachsen und gereift, das lecker runter geht wie ein kühles Herri im Spätsommer.
Grätschen, kollektives Ballabjagen, Dribblings, lange steile Bälle in die Spitze, Flanken, und hungriges Spiel aufs gegnerische Tor. Rotes Fußballherz, was willst Du mehr! „Diese Mannschaft funktioniert und sie lebt,“ schwärmt Ron-Robert Zieler und untertreibt damit ganz dezent. Denn diese Begeisterung in der Stadt, dieses Feuer und diese Spielfreude, hatten wir schon mehrere Jahre so nicht mehr in Hannover 🖤⚪💚

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1 Kommentar

  1. Schöner Kommentar. Sehr treffend. Lasst uns den Tabellenplatz und die guten Spiele genießen und trotzdem demütig bleiben… wir stehen am Anfang einer guten Entwicklung…. Lasst diesem Team seine Zeit.

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