Dieser Skandal sucht für immer seinesgleichen: Die Bevorzugung von Braunschweig gegenüber Hannover 96 bei der Gründung der Bundesliga lief auf höchst ungerechte Weise ab und war der Auslöser für die bis heute fortbestehende Rivalität zwischen den Vereinen.
Das muss man sich einfach mal bildlich vor Augen führen:
Erst legt der DFB Kriterien fest, nach denen sich die Gründungsmitglieder der ersten Liga zusammen setzen. Doch dann hält der DFB diese Kriterien geheim und lässt die Bewerber um einen Platz in der Bundesliga im Dunkeln.
Als es darauf ankommt, verstößt die 5-köpfige Kommission jedoch mutwillig gegen die eigenen, geheim gehaltenen Kriterien – was dazu führte, dass Hannover 96 nicht Gründungsmitglied wurde, wohl aber Eintracht Braunschweig.
Insgesamt 16 Vereine durften 1962/63 Gründungsmitglieder werden.
Prominente Traditionsvereine wie Bayern München oder Hannover 96 waren nicht darunter vertreten – was damals einen Skandal auslöste:
Die 16 Gründungsmitglieder:
- Hamburger SV: 518 Punkte
- Werder Bremen: 396
- VfL Osnabrück: 313
- Hannover 96: 309
- FC St. Pauli: 303
- Holstein Kiel: 294
- Eintracht Braunschweig: 276
- Arminia Hannover: 103
Der Vfl Osnabrück hätte nach dieser Wertung eigentlich den Platz innegehabt. Die DFB-Begründung war lapidar: Osnabrück sei wirtschaftlich schlecht aufgestellt gewesen.
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St. Pauli hatte als zweiter Hamburger Verein keine Chance. Auch bei Holstein Kiel gaben angebliche wirtschaftliche Gründe den Ausschlag für den Ausschuss.
Doch dieser Vorwand konnte bei Hannover 96 nicht ziehen.
Für den Verein aus der niedersächsischen Landeshauptstadt sprach eigentlich alles:
- Langfristiger sportlicher Erfolg (in der 12-Jahres-Wertung vor Braunschweig, dazu deutscher Meister 1954)
- Das Stadion: Das Niedersachsenstadion war die größte Sportarena in ganz Norddeutschland
- Wirtschaftliche Gründe: Mit einem Barvermögen von damals unglaublichen 300.000 Mark war Hannover 96 finanziell besser aufgestellt als Braunschweig.
Doch Braunschweig hatte einen entscheidenden Vorteil:
Der Rechtsanwalt Dr. Kurt Hoppert, seit 1952 Vereinspräsident von Braunschweig, hatte beste Kontakte zum DFB.
Als einziger Vereinspräsident in Norddeutschland plädierte er für die Einführung einer zentralen deutschen Spielklasse – der Bundesliga.
Kurzum: Hoppert hatte beim DFB ein Stein im Brett.
Doch willkürlich durfte die Entscheidung für Eintracht Braunschweig natürlich nicht aussehen:
Und so wurde die Platzierung in der Abschlusstabelle 1962/63 plötzlich als zusätzliches Kriterium herbeigezogen. In der Saison war Braunschweig 3. geworden, Hannover schloss auf Platz 9 ab.
Obwohl die Abschlusstabelle der laufenden Saison anfangs gar kein offizielles Kriterium war, wurde diese eine Saisonplatzierung von der DFB-Komission plötzlich wichtiger als die 12-Jahres-Wertung, wichtiger als die Stadiongröße, wichtiger als das wirtschaftliche Vermögen angesehen!
Diese Entscheidung empörte die Hannoveraner zutiefst. Es war der Auslöser für die große Abneigung auf sportlicher Seite. Zwar ist das nicht der einzige Grund für die Rivalität zwischen 96 und Eintracht. So waren die Braunschweiger zum Beispiel zutiefst gekränkt, dass nach dem zweiten Weltkrieg das aufstrebende Hannover die Landeshauptstadt von NIedersachsen wurde und nicht die Löwenstadt Braunschweig. Auch im Mittelalter standen sich die Städte schon verfeindet gegenüber. Mehr dazu hier.
Doch der DFB-Skandal ist der mit Abstand wichtigste Grund, der für die Rivalität zwischen beiden Fanlagern verantwortlich ist.
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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Oben steht, "Traditionsvereine wie Bayern München, Kaiserslautern und Hannover 96 waren nicht darunter vertreten" – aber auf Lautern trifft das doch gar nicht zu, die waren doch vertreten. Es ist ja darunter sogar noch mal eine Liste zu sehen, in der alle Grüdungsmitglieder stehen und da ist auch Lautern dabei. 😉
Sehr aufmerksam – danke für deinen Hinweis, du hast natürlich Recht 😉