Es war Sonntag der 4. Februar, als Derrick Köhn die Fußballschuhe ein letztes Mal für Hannover 96 schnürte. Sein letzter Auftritt war zuhause gegen Hansa Rostock, bevor die finalen Details geklärt wurden und er zu Galatasaray nach Istanbul wechselte.
Auch an diesem Nachmittag steuerte er im dritten Spiel hintereinander eine Torvorlage bei und sorgte damit für einen 2:1 Heimsieg. Auch verbuchte er wie in den beiden Spielen davor insgesamt eine sehr gute Benotung. Derrick Köhn hatte einen echt guten Lauf und seinen Platz in der 4er Kette von Stefan Leitl gefunden. Sein Abflug riss eine große Lücke in das neu installierte und gut laufende System der Roten. Am selben Nachmittag zog Marcel Halstenberg eine rote Karte und fiel damit für die nächsten zwei wichtigen Spiele aus. Mit einem Schlag waren 50% Planungssicherheit und Selbstverständnis der Abwehrreihe für die Tonne. Stefan Leitl musste Mitte der Woche im Strahl gekotzt haben…
Schon am Freitag danach ging es zum brutal schwierigen Nordduell nach Hamburg. Hier hatte sich das Trainer-Team eine leichte Anpassung im Raute-System einfallen lassen. In der Abwehr rückte Defensiv-Allrounder Jannik Dehm auf die linke Außenverteidiger-Position – und zwar als Rechtsfuß. Eine andere Option gab der restliche Kader nicht her, denn Bright Arrey-Mbi ersetzte den gesperrten Halste als linken Innenverteidiger. Ein gewagter Versuch, denn Dehms direkter Gegenspieler hieß Bakery Jatta und der hatte bekanntermaßen deutlich mehr Speed, Dynamik und Athletik im Angebot.
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Doch zusammen mit Sebi Ernst im linken Mittelfeld gelang es den Dreien, die Seite größtenteils trocken zu legen. Am Ende rannte Jatta eher Dehm auf der Außenbahn hinterher und konnte weder seine Vorlage, noch Sebis Siegtor verhindern. Auf der rechten Seite kämpfte derweil unser Samurai Sei Muroya alles in Grund und Boden. Leider musste er Tribut zahlen und zog sich gegen Ende eine langwierige Oberschenkel-Verletzung zu. Womit gegen den nächsten Top-Gegner Fürth bereits 75% der Abwehr fehlten…
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Hamburg wurde also in einem gemeinschaftlichen Team-Spirit bezwungen, der spielerisch alles reinhaute und über den Haufen lief. Dennoch wog der Wegfall beider Außenverteidiger schwer, da die Mehrzahl der bisherigen 96-Treffer ihre Entstehung über die Außen fand. Dynamische Sturmläufe entlang der Außenlinie reißen Abwehrreihen auseinander und schaffen wichtige Räume, in die andere Kräfte stoßen können. Ohne diese Läufe muss das Spiel mehr durch die Mitte und die Halbspuren (Neumann, Halstenberg) getrieben werden, ist schwerfälliger und durchschaubarer. Hier konnte sich nun Osnabrück bestens postieren.
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Gegen Fürth sollte das entfachte Feuer von Hamburg erstmal noch einen weiteren Booster bekommen:
Überraschend sortierte sich Offensivmann Andreas Voglsammer als rechter Verteidiger ein und interpretierte seine ungewohnte Aufgabe erfrischend unorthodox. Mit seiner Dynamik und Physis hatte Fürth wohl nicht gerechnet, sodass Hannover auch dank dieses Mentalität-Monsters als später Sieger jubeln durfte. Auch diesmal war es der sichtbare Teamgeist, das gegenseitige Helfen und Laufen für den Nebenmann, das das Fehlen von Fachkräften wett machte.
Mit der Rückkehr von Marcel Halstenberg in Osnabrück konnte man wieder etwas durchatmen, vielleicht auch zu sehr durchatmen. Schon nach kurzer Zeit hatte man das Gefühl, dass die Konzentration an dem Nachmittag nicht das Level der beiden Spiele zuvor erreichte. Es fehlte an der Intensität, die die Magie des bisherigen Laufs definierte. Auch war der zurückgekehrte Chief in das Osnabrücker Gegentor verwickelt, als sich drei Verteidiger falsch aufeinander verließen. Allen Missgeschicken und Engpässen zum Trotz muss Marcel Halstenberg weiterhin mittig gesetzt sein, da seine Zuckerpässe unsere weiteren Linien füttern und den Spielaufbau bis in die Spitze definieren. Als AV wäre er für uns verschenkt.
Gegen Osnabrück rückte Bright Arrey-Mbi als Linksverteidiger raus, eine Position, die ihm bisher noch nicht so richtig schmeckt. Dabei wäre er mit seinem Tempo und seiner Physis prädestiniert für diesen Posten. Auch wenn ihm das „Köhn-Gen“ fehlt, also mit Wahnsinn in den Augen und Highspeed durch die Gegner zu dribbeln, Kreide auf der Außenbahn zu fressen und sich bis zur Grundlinie durchzutanken. Das Höchste der Bright-Gefühle reicht bis zehn Meter hinter die Mittellinie, danach ruft ihn sein innerer Kompass zurück, aber das ist vielleicht auch eine Sache, die ihm Stefan Leitl beibringen kann. Wenn der Coach schon aus dieser Truppe Standard-Experten gemacht hat, einen Stürmer zum Verteidiger umpolte, und einen Rechtsfuß auf links krempelte, dann sollte er auch „The beast“ auf links scharf kriegen.
Die 96-Meinung: „So funktioniert Fußball nicht“
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Gegen den HSV und Fürth wurde unser Spiel vor allem über rechts geführt. Gegen Osnabrück dann plötzlich der Versuch, die linke Seite zu überladen, um Durchbrüche zu erzielen. Leider waren unsere Linksausleger wie Sebastian Ernst und Cedric Teuchert an dem Tag schlecht drauf. Auch Kolja Oudenne ging später auf links unter. Aber dies scheint momentan (vielleicht bis Ende der Saison) die einzige Lösung zu sein:
Arrey-Mbis Vorstöße müssen kurz hinter der Mittellinie von Mittelfeld und Offensive fachmännisch übernommen und weiter Richtung gegnerischen 16er getragen werden. Hier wären auch der schnelle und dribbelstarke Hayate Matsuda aus der U23 oder Antonio Foti weitere Optionen. Denn aus Bright wird man keinen Derrick machen können…
Dennoch betrachte ich Bright als zur Zeit beste Option neben Goat Halstenberg. Seine Schnelligkeit und sein eher defensives Denken dürften gegen kommende Gegner wie Felix Klaus (Düsseldorf), Oladapo Afoloyan (St. Pauli), Shuto Maschino (Kiel), Richmond Tachie (Kaiserslautern) und Fabio Kaufmann (Peine Ost) durchaus brauchbar sein. Seine hochwertige Passquote ist es allemal.
Dass auch Marcus Mann die linke Seite als Baustelle erkannt hat, solange man nicht weiß, wie und wann es mit Brooklyn Ezeh weitergeht, zeigt das aktuelle Gerücht, dass er wohl Osnabrücks Florian Kleinhansl beobachtet. Der linke Außenverteidiger des letzten Gegners spielt in dieser Saison recht auffällig und dürfte beim fast sicheren Abstieg des VFL ein heißer Kandidat für Stefan Leitls Truppe werden.
Zudem kam am Montag die Nachricht vom Trainingsplatz rein, dass Sei Muroya ganz langsam wieder ins Training zurückkehrt. Genesung und Wiederaufbau werden aber noch einige Wochen dauern. Wir müssen also weiter zusammenstehen, Zähne zusammenbeißen und als Team alles reinhauen, was geht. Denn nur über den guten Geist von Steven Cherundolo wird es momentan klappen…
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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