Mein 96-Moment in 2022

Endlich geht es wieder los - die lange Winterpause hat viele Nerven gekostet

Es ist Ende Dezember und somit Zeit für Besinnlichkeit, Glühwein, und einen Blick zurück auf mein persönliches Highlight im 96-Jahr…

Es gab dieses Jahr einige tolle Spiele von unseren Roten, ich erinnere da gerne an einige dreckig erkämpfte Siege unter Christoph Dabrowski. Als eine völlig verunsicherte Truppe mit dem Rücken zu den Abstiegsplätzen stand und sich auf die Basics, Kampf und Leidenschaft, besinnen musste. Unvergessliche Spiele wie der Fight auf St. Pauli oder in Aue, der letztendliche Klassenerhalt, oder die legendären Pokalabende gegen Gladbach und Leipzig. Das war rudimentärster Fußball wie wir ihn lieben, zwar oft nicht schön anzuschauen, aber so schlicht und elementar. Blanke Nerven irgendwo zwischen Himmel und Hölle!

Und dann kam Stefan Leitl, während Marcus Mann schon vor der Sommerpause ordentlich am Transfer-Rad drehte. Und plötzlich war alles ganz anders in Hannover… Seit Juli sprechen sie tatsächlich über eine Spielidee, führen Zweikampf-Statistiken an, schießen wieder Tore, und locken die Fans mit schwungvollem Fußball ins Niedersachsenstadion. Kurz vor Weihnachten verlängerte der „Vater des Erfolgs“, Marcus Mann, noch seinen Vertrag bis 2027. In Hannover keimt seit Sommer tatsächlich wieder so etwas wie Zuversicht.

Ich habe mich dieses Jahr allerdings für das Heimspiel gegen den Hamburger SV entschieden. Wie wir wissen, ging der Auftritt am 30. September zwar in der Nachspielzeit knapp und doof in die Hose, aber dennoch war es für mich ein perfekt gefärbter Tag in Schwarz, Weiß und Grün. Spieltechnisch hätten die Roten an diesem Freitagabend natürlich einiges besser lösen können. Aber manchmal kommt eben noch die persönliche Ebene des Betrachters hinzu, und das macht den Fußball dann eben doch magisch.

„Die Stimmung gegen den HSV war bombastisch gut“

Im Vorfeld der Partie hatte mein Meister auf Arbeit die Wette verloren, dass seine Magdeburger uns am 5. Spieltag putzen würden. Wir gewannen souverän und er verlor. So durfte ich den Nachmittag Ende September frei nehmen und mit meinem Kumpel Martin zum ausverkauften Nordduell gegen den anderen HSV fahren. Wir hatten noch gute Plätze auf der West ergattert, die mir für einen Besuch mit einem eher neutralen Beobachter angemessen schienen.
Martin ist Lehrer, Fußballtrainer von einem meiner Söhne, 1860-Fan, und einer der wenigen coolen Typen, die unsere Kleinstadt zu bieten hat. Demzufolge freute ich mich schon Tage im Voraus auf die gemeinsame Fahrt.

Das (Kurze Hosen-) Wetter spielte Ende September nochmal mit, Martin bot sich als Fahrer an, und so fuhren wir bereits eine Stunde eher los, um bei rund 50.000 Besuchern rechtzeitig auf unseren Plätzen zu sein.
Nach einem kurzen Briefing zur Situation in Hannover und Hamburg meinerseits war er für das Spitzenspiel gut informiert.

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Es folgte eine ausführliche Diskussion über Musik, Platten und Bands, die bei uns gerade hoch im Kurs stehen. Man kann sich sicher ausmalen, was da abgeht, wenn 2 bekennende Nerds aufeinander treffen! Underground-Hiphop, Hardcore/Punkrock, Indie und Mucke im allgemeinen wurden ausführlich besprochen, während wir einen Stau auf der A7 wissentlich über die Bundesstraße bei Hildesheim umkurvten. Kurz hinter Drispenstedt dann plötzlich doch noch der Supergau, bzw. Superstau, der uns am Ende fast 90 Minuten später als geplant am Maschsee ankommen ließ. Beim Aussteigen war dann auch meine Fruchtsaft-Mische geleert (*hicks*) und ich voll auf Sendung. Erstaunt musste Martin feststellen, dass „in dem Multisaft ja was drinnen war“, bevor ich als aufmerksamer Beifahrer erstmal 2 Wegebiere aus dem Rucksack zauberte. Der Prost ging prompt im tosenden Jubel über das frühe 1:0 aus dem Niedersachsenstadion unter, der zu uns über das Wasser hinüber donnerte! Wahnsinn, was dieses Stadion an Ausstrahlung und Akustik besitzt! Sei Muroya eiskalt, yes, was für ein Auftakt, und was für ein folgender Sprint von uns zum Eingang Nord! Dort angekommen konnte Hamburg zwar glücklich ausgleichen (was wir aufgrund der Lautstärke zunächst für das 2:0 hielten), aber wir hatten immerhin freie Fahrt am Einlass und am Bierstand.

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Sei Muroya brachte das Stadion gegen den HSV zum beben

Martin staunte nicht schlecht, als wir den Oberrang im Westen betraten: das weite Rund der Arena jagt nicht nur dem regelmäßigen Fan immer wieder eine Gänsehaut über den Körper! Obwohl ausverkauft und wir deutlich zu spät, gab es diesmal auch keinen Streit um unsere Plätze, und so konnten wir einer großartigen Stimmung beiwohnen.
Angenehm war das versöhnliche Miteinander beider Fan-Lager, die ohne große Reibung bunt gemischt durcheinander sitzen konnten. Unsere Nachbarn aus dem Norden lobten die tolle Atmosphäre und unsere aktive Fankurve, merkten aber auch an, dass es im Hamburger Volkspark bei rund 10.000 mehr Fassungsvermögen eben doch noch etwas lauter zu gehe.

Trotzdem konnte man mit dem Support an diesem Abend zufrieden sein, auch wenn wir uns nie richtig aus dem Pressing der Hamburger befreien konnten. Solche Tage gibt es halt, zumal wir gegen den Top-Kandidaten auf den Aufstieg spielten.

Da sich beide Teams an diesem Tag weitestgehend egalisierten und wir am nächsten Tag sehr früh als Betreuer und Schiedsrichter für unsere Kinder auf dem Platz stehen mussten, beschlossen wir Ende der 2. Halbzeit den frühen Abflug Richtung Ausgang. Ja, ich weiß, sowas ist nicht cool und man unterstützt als Fan seine Mannschaft bis nach dem Abpfiff. Mache ich sonst ja auch immer. Allerdings hatten wir an diesem Tag bereits genug Stop and go mitgemacht, und trabten deshalb mit einer leckeren Ladung Pommes zurück zum Parkplatz.

Man muss an diesem Punkt nochmal betonen, wie aufwendig solch ein Stadionbesuch für all uns „Auswärtige“ immer ist. Will man das volle Programm mitnehmen, vom Treffen in einer Kneipen vorab bis zur Verabschiedung der Mannschaft vor der Nordkurve, ist man den halben Tag on Tour. Dafür muss dann aber auch der Arbeitsplan stimmen, die Kinder zuhause gesund und versorgt sein, der Zug fahren, und die Autobahn staufrei sein. Wie oft musste ich schon den Kumpels beim Vorglühen vor Ort absagen, weil der Zug erst 30 Minuten vor Anpfiff einfuhr. Oder die Kids oder Hunde kurzfristig krank wurden. Umso schöner, wenn dann ein Ausflug wie an diesem Tag klappt, auch wenn damit einige Kompromisse nötig waren.

Draußen vor dem Stadion dann leider noch die kurze Ernüchterung durch das späte 1:2 in der Nachspielzeit. Aber egal, echt mal, die Pommes waren dafür einfach megalecker und 96 am 10. Spieltag insgesamt bereits auf einem guten Weg!

An der Tanke in Laatzen wurden die Beutel nochmal mit Herri-Dosen gefüllt, die es bei uns in der Gegend leider nicht im Handel gibt.

Und dann Bier auf und ab durch die Nacht Richtung Süden! Ich weiß nicht wie es Euch so geht, aber auf meiner Rückfahrt bin ich immer mega glücklich und stolz, Fan von Hannover 96 zu sein! Egal wie das Spiel nun ausging. Mit der Distanz, die mein Wohnort zum Maschsee hat, weiß man diese tolle Stadt, diesen Verein und seine Fans noch umso mehr zu schätzen! Jede Fahrt nach Hannover und ins Stadion sind etwas ganz Besonderes!
Und deshalb entstand kurz hinter Hildesheim bereits der Plan, im Frühling dann ein Heimspiel mit den Kindern zu besuchen. Mit Martin hatte 96 an diesem Tag einen neuen Fan gewonnen 🖤⚪💚

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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