Zu den am kritischsten beäugten Spielern im aktuellen Kader von Hannover 96 zählt eindeutig Max Christiansen. Der 27-jährige Mittelfeldmann fand in seiner ersten Saison am Maschsee leider noch nicht zu konstanter Form, auch wenn er sich vorher schon in der ersten Bundesliga Respektpunkte verdienen konnte.
Nach zwei gründlichen Analysen über Louis Schaub, in denen wir die Unkenrufe gegen ihn als ziemlich haltlos belegen konnten, haben wir mal einen weiteren, oftmals in der Kritik der Fans stehenden 96iger genauer unter die Lupe genommen. Was ist dran an den vielen Diskussionen über den als Wunschspieler von Trainer Stefan Leitl gekommenen, gebürtigen Flensburger? In der Kurzform: Max Christiansen bräuchte mehr Einsatzzeiten, dann wäre sein Wert besser erkennbar.
Max Christiansen kommt in seinem ersten Jahr bei Hannover noch nicht so richtig in Fahrt, das ist schonmal Fakt.
Er kam im Sommer 2023 ablösefrei von Greuther Fürth, zu einer Zeit, als bei uns noch von einem Wechsel seines Mannschaftskapitäns und Torjägers Braminir Hrgota geträumt wurde. Als dieser aber in Fürth seinen Vertrag verlängerte, zauberten Marcus Mann und Stefan Leitl als Alternative Max Christiansen aus dem Hut. Ein guter, solider und brauchbarer Transfer, zumal ein alter Bekannter von Leitl aus der gemeinsamen Bundesliga-Zeit. Leider aber auch immer mit der Brandmarkung, die Alternative zu Wunschspieler Hrgota zu sein.
Dieses Etikett war nicht aus den Köpfen der Fans zu bekommen und führt bis heute zu einer völligen Fehleinschätzung des Spielers. Allein schon aufgrund der unterschiedlichen Positionen der beiden Spieler. Auch um Namen wie Bernd Hollerbach, Mikkel Kaufmann und Sonny Kittel wurde damals eine große Welle gemacht, sodass Christiansen unterbewusst immer als gewisse Enttäuschung auf der Einkaufsliste empfunden wurde.
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Als der Deal fix war, setzte Christiansen erst einmal die Vorbereitung aus und stieß erst gegen Elversberg, Nürnberg und im Pokal gegen Sandhausen dazu. Damals landete er direkt in der Startelf. Damals noch an der Seite von Max Besuschkow, mit dem Vorzug gegenüber Enzo Leopold und Fabian Kunze. In allen drei Spielen erreichte er sehr gute Werte. Das Desaster in Sandhausen kostete Max Besuschkow den Kopf im Kader, sodass fortan Enzo Leopold als 6er auflief. Die Chemie mit Christiansen schien aber nicht zu stimmen. Daraufhin bildeten Fabian Kunze und Leopold (zu recht) das neue Dreamteam im zentralen Mittelfeld.
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Max Christiansen erholte sich erstmal nicht von seiner Degradierung, holte sich beim 0:3 in Kiel eine gelb-rote Karte in Rekordzeit ab und pendelt seitdem zwischen Ersatzbank und mittelmäßigen Kurzeinsätzen.
Der erste Gedanke, der bei Betrachtung der letzten Wochen und Monate durch den Kopf schoss, war die wacklige erste Saison von Enzo Leopold in Hannover. Auch er „litt“ unter Systemumstellungen und Personalrotation. Es war nicht einfach, als neuer Spieler seinen Stempel aufzudrücken auf etwas, das noch in der Findungsphase war. In der zweiten Saison unter Leitl haben sich Spielsystem und -Idee scheinbar gefunden, die Leistung der Mannschaft wurde stabilisiert und weiter nach oben geführt.
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Dazu kommt, dass sowohl Leopold als auch Christiansen aus eher beschaulichen Fußball-Städtchen (Freiburg und Fürth) kamen und sich erstmal an den allzeit brodelnden Druck in Hannover gewöhnen mussten.
Was also sah und schätzte Stefan Leitl, als er Christiansen im Sommer ’23 nach Hannover lockte?
Dazu müssen wir auf die Saison 2021/22 schauen, das erste Jahr von Greuther Fürth nach dem Aufstieg in die Bundesliga. Unter Leitl, den Christiansen bereits aus seiner Zeit in Ingolstadt (2014/15) kannte, reifte er innerhalb weniger Spiele zur Konstante im zentralen Mittelfeld des Kleeblatts. Für jemanden, der gerade erst aus der 3. Liga aus Mannheim gewechselt war, stellte diese stabile Saison auf höchstem Leistunglevel keine Selbstverständlichkeit dar.
Leitl scheiterte in Fürth und Greuther stieg postwendend wieder aus der 1. Bundesliga ab. Alexander Zorniger übernahm und Max Christiansen avancierte weiter zum Leader, Abräumer und Stabilisator im defensiven Mittelfeld.
Doch zurück ins Hier und Jetzt, schauen wir uns mal die Stats von unserer Nummer 13 an…
In 17 eingesetzten Spielen stand Max Christiansen siebenmal in der Startelf. Im Schnitt spielte er 43 Minuten.
Offensiv trat er selten in Erscheinung, bis auf seine Vorlage auf Jannik Dehm beim 3:0 Ende März in Magdeburg.
Es sind vor allem die Abfänger- und Abräumer-Qualitäten, mit denen er punktet. Blocks, Zweikämpfe und abgefangene Bälle, alle mit Quote über 60%. Gewonnene Kopfballduelle sogar über 80%.
Setzt man diese Zahlen in Verbindung mit den raumgewinnenden Pässen mit knapp 60%, erkennt man das progressive, also nach vorne gerichtete Spiel Christiansens. Seine Stärken sind die Balleroberungen und direkten Umschaltbälle. Sein Passspiel ist umfangreich und von Übersicht geprägt. Erwähnenswert auch, dass Max Christiansen rund drei schusserzeugende Aktionen pro Spiel kreiert. Also durchaus seinen Impact aus dem Mittelfeld heraus in die Sturmspitzen beweist.
Rechnet man diese Zahlen mal über die durchschnittliche Einsatzdauer von 43 Minuten und auf mehr bestrittene Spiele hoch und multipliziert sie mit dem Faktor „Vertrauen“, kann man erahnen, was Max Christiansen im Stande ist zu leisten. Nur leider konnte er dieses Potenzial in der wilden Achterbahnfahrt bei uns noch nicht auf den Platz bringen. Kunze und Leopold hatten in diesem Jahr einfach mehr Spielglück, was das angeht. Man kann MC13 nur motivieren, weiter an sich zu arbeiten und im richtigen Moment bereit zu sein. Denn seine Zahlen zeigen auch hier, dass wir froh sein können, ihn im Kader zu haben.
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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