96 in Sandhausen: Trybulls Rache

Hat Hannover 96 hohe Ballbesitzanteile, wird es für den Gegner in dieser Saison schwer (wie schon in der Saison davor, und davor, und davor…) KEIN Tor zu schießen und NICHT zu gewinnen. So auch in Sandhausen. Aber der Reihe nach…

An einem Tag wie diesem, an einem Ort wie diesem, müsste man den Menschen in Sandhausen eigentlich unterwürfig ihre 2017 von uns abmontierten Ortsschilder zurückgeben. Damals, als wir mit einem 1:1 zurück ins Oberhaus der Bundesliga ziehen durften und scheinbar für kommende Jahre vergaßen, dass man nur mit Kampf, Körperlichkeit und einem kühnen Plan in der 2. Liga bestehen kann. Denn an diesem Samstagnachmittag war nur eine Mannschaft würdig und ligatauglich, die hieß SV Sandhausen und schoss uns mit 1:3 ab.

Hannover 96 kam gut aus der Kabine, aber das war es an diesem gebrauchten Tag auch schon an positiven Momenten. Schon in den ersten Minuten sah man, dass die Roten absolut nicht in die Spur und auch nicht in die Nähe des gegnerischen Strafraums fanden. Sandhausen beherrschte mit viel Galligkeit die Zweikämpfe und war ausgeschlafener auf dem Platz. Die Zahlen sahen die Kurpfälzer auch vor Anpfiff bereits klar vorne:

– die letzten 5 Spiele ungeschlagen
– nur 1 der letzten 9 Spiele verloren
– die geringsten Gegentore in der Rückrunde
– die wenigsten kassierten Schüsse aufs Tor in der Rückrunde

Trainer Christoph Dabrowski entschied sich im zentralen defensiven Mittelfeld für Gael Ondoua, von dem er sich mehr spielerische Präsenz versprach. Hier stellte sich schon sehr bald die Frage, warum nicht der momentan ehrlich ackernde Dominik Kaiser neben Marc Diemers auflaufen durfte, um ein paar Grätschen ins Hardwaldt-Stadion zu furchen. Da Ondoua so ziemlich jeden Ball an den Gegner und keinen geordneten Spielaufbau zustande brachte, war auch Diemers sichtlich sehr schnell sehr gefrustet.

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Hätte Dabrowski angesichts des Gegners taktisch umstellen müssen?
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Trotz ständiger Zeichen an die Offensive, sich mehr zu zeigen und mehr Bälle abzuholen, kreiste unser Holländer heute 90 Minuten komplett erfolglos durchs Mittelfeld. Doch genau DORT hätten wir das Spiel gewinnen können, indem wir Sandhausen hinten rauslocken und Löcher in ihre hühnenhafte Defensive reißen. Ihnen mal den Ball und das Spiel überlassen, wissentlich, dass Hannover 96 in jüngster Vergangenheit noch nie sehr viel Kapital aus Ballbesitz schlagen konnte.

Das muss auch der im Winter vom Maschsee nach Baden-Württemberg gewechselte Tom Trybull gewusst haben. Höchstwahrscheinlich hatte er auch den im November 2018 von den Kollegen Dennis Draber und Tim Block verfassten Bericht auf 96freunde.de gelesen und seinem Trainer verraten:

„Hannover 96 spielt einfach erfolgreicher, wenn die Roten nicht das Spiel machen müssen, sondern sich auf schnelle Konter fokussieren. Ballbesitzfußball und der Kader der Roten – das passt schlicht nicht zusammen… Der Kader ist nicht mit Spielern versehen, die ununterbrochen Räume öffnen, in die Tiefe gehen oder eben einen Vertikalpass präzise aus 20 Metern Entfernung vor die letzte Kette des Gegners spielen.“

4 Jahre später, selbes altes Problem. Aus Bebou, Sareren-Bazee und Füllkrug sind Stolze, Hinterseer und Beier geworden. Maina war damals wie heute dabei und müsste im Thema sein. Haben wir es mit einer kompakten, engmaschigen Abwehr zu tun, in der Spieler wie Kerk und Teuchert keinen Platz für einen Dreher und keine Zeit finden, um sich den Ball auf den richtigen Puschen zu legen, tauchen sie komplett ab. Selbiges für unsere Flügelflitzer. Enge Räume sind Endgegner für unsere Dribbler, Kreativköpfe, Sprinter und Halbraumstürmer.

Dennis hat mir den Tipp gegeben, auch mal einen Blick auf den Zusammenhang von Hannovers Ballbesitz und den Ergebnissen in dieser Saison zu werfen. Das Ergebnis ist verblüffend: Hannover 96 verliert fast immer, wenn es einen Ballbesitz höher als 50% hat! Ausnahmen bestätigen die Regel, aber es lässt sich eine unwiderlegbare, saisonübergreifende Tendenz erkennen. Überlass den Roten den Ball, warte ab, wie sie sich verzetteln und nervös werden, und kassiere am Ende die Punkte. Kann das mal bitte jemand Coach Dabrowski mitteilen…?

Da spukt scheinbar immer noch eine antiquierte, romantische Vorstellung durch die Taktiktafeln im 96 Headquarter. Doch hatten wir die letzten Jahre und auch heute nicht die Spieler, um Dominanz in Punkte zu münzen? Leider sind wir Sandhausen komplett auf den Leim gegangen und haben diese doofe Klatsche total verdient. Denn Zahlen und Fakten lügen nicht. Auch wenn die direkt verwandelte Ecke und das Eigentor so nicht alle Tage fallen, haben wir diese Niederlage absolut verdient.

Jetzt kommen mit Nürnberg, Schalke und dem Jahn aus Regensburg erstmal 3 dominante Gegner, die unserem Umschaltspiel wieder besser passen sollten…

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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