Taktische Einschätzung: Halstenberg und Hannover 96 – passt das überhaupt?

Marcel Halstenberg tausch Manchester City gegen Elversberg - für Hannover 96!

Nachdem wir gestern die künstliche Intelligenz in der Causa Halstenberg haben spinnen lassen, folgt heute die realistische Einschätzung: Mit dem Transfer von Marcel Halstenberg scheint in Hannover nun tatsächlich ein verrückter, feuchter Traum Realität zu werden. Obwohl ich eigentlich kein Fan großer Namen im Fußball bin, lasse ich mich natürlich gerne auch volle Pulle von diesem nicht alltäglichen Wechsel mitreißen. Was mir bis dato aber zu kurz kam, war die genauere Beleuchtung des Spielerprofils. Passt „Halste“ überhaupt zu 96, was sind seine Stärken/Schwächen und ist er nicht sogar überqualifiziert? Here we go…

Schon vor der offiziellen Vorstellung herrscht eine mediale Omnipräsenz um den Laatzener Jung. Die Rückkehr von ehemaligen Jugendspieler an alte Wirkungsstätten bringen ja immer auch viele Hoffnungen in die Fanszene. Denn, seien wir mal ehrlich, es würde sich wie eine Aufwertung der geschundenen roten Seele anfühlen, noch bevor „Halste“ überhaupt einen einzigen Ball gespielt und seinen Mehrwert bewiesen hat.
Nach einer tollen Hinrunde 22/23 der Roten könnte dieser Transfer den nächsten dicken Push für unsere weiter wachsende Truppe und eine durchgehend euphorische neue Saison geben. Und es würde auch beweisen, dass man sich doch immer zweimal im Leben sieht.

Marcel Halstenberg, der im September 32 Jahre alt wird, bringt viel Erfahrung aus der Bundesliga, der Nationalmannschaft und auch der Champions League mit. Seinen imposanten Lebenslauf muss er nun allerdings in ein Team ambitionierter Zweitliga-Kicker einordnen, ohne dass Mitspieler eingeschüchtert werden oder er sich den Ruf einer Diva erspielt. Die Chancen liegen darin, dass, wenn er es schafft, Verantwortung und Führung zu übernehmen und sich durch starke Leistungen auf dem Platz Respekt zu erspielen, alle Seiten davon profitieren werden.
Wenn seine Mitspieler zudem an seiner Seite „atmen“, lernen und befreit aufspielen können, wird ein „Schneeball-Effekt“ draus, der die Konkurrenz gnadenlos überrollen kann.

Hier sind auch Martin Kind und die Profi-Sparte gefragt, den medialen Trubel in positive Bahnen zu lenken, die ganze Region Hannover mitzunehmen, Fans zu pushen und ein Aufbruchsignal zu senden. Ich persönlich würde mich über Fan-Nähe im und sozialen Einsatz außerhalb des Stadions freuen, dann wäre „Halste“ ruckzuck aber sowas von der neue Held in Hannover!

Marcel Halstenberg würde Stefan Leitl die ruhige Souveränität garantieren.
Marcel Halstenberg würde Stefan Leitl die ruhige Souveränität garantieren.

Sportlich zweifelsfrei eine Verstärkung
Sportlich wird „Halste“ seinen Platz in der Defensive erst noch finden müssen, ob jetzt auf links oder in der Innenverteidigung. Da spielt uns der Spielplan sogar etwas in die Karten, der uns in den ersten Spielen noch vor den ganz großen Brocken verschont. Es bleibt also noch kurz Zeit zum An- und Reinkommen…
In Leipzig konnte er sich in der abgelaufenen Saison gegen Nationalmannschaftskollege David Raum durchsetzen. Wo der ehemalige Zögling von Stefan Leitl aus Fürth seine Stärken vor allem auf der Schiene nach Vorne zeigt und öfters ins offensive Risiko geht, bevorzugt Halstenberg den Fokus auf die defensive Absicherung. Sein unspektakuläres, fokussiertes Spiel macht ihn verlässlich und bringt gewonnene Zweikämpfe von über 70% auf die Waage. Das ließ ihn bereits 2017 unter Jogi Löw in der Nationalmannschaft debütieren und Ende 21/22 beinahe für Bayern oder Dortmund auflaufen.
Da Stefan Leitl vor allem jemanden sucht, der die Abwehr stabiler und besser macht, hat er ihn mit „Halste“ definitiv gefunden.

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Doch was macht Marcel Halstenberg eigentlich so stark!? Es sind, wie es sich gehört, seine Tacklings und Grätschen, die defensiv wenig zulassen. Seine Zweikampfquote liegt bei 71%, und seine Passquote bei sehr guten 84%. Das macht ihn auch für die Spieleröffnung nach Ballgewinn interessant, zumal er die Mehrzahl seiner Dribblings gewinnt und damit den Ball in die nächste Zone tragen kann. Dahingegen sind seine langen und Steilpässe ausbaufähig, aber hey, das war in all den Jahren unter Nagelsmann, Tedesco, Rose, und Marsch auch nicht unbedingt gewollt im Leipziger Spiel. Als linker Verteidiger fühlt er sich sichtbar wohler als in der Innenverteidigung.

Graviederende Schwächen wird man bei einem Baller auf dem Niveau, der nicht aus leistungstechnischen, sondern nur familiären Gründen eine Klasse tiefer wechselt, wohl weniger finden. Ich habe im Vorfeld viel gegoogelt und gelesen, konnte aber kein negatives Attribut finden. Sogar weitere Jahre bei RB standen zur Debatte. Mit 32 Jahren im September werden zwar die Beine langsam schwerer, aber ein guter Kicker weiß nunmal auch, was gutes Stellungsspiel wert ist.

Taktikspielchen dank Luxusproblem

Mit dieser sensationellen Verpflichtung hat sich 96 das Luxusproblem geschaffen, über eine sehr vielseitige und stark besetzte linke Seite zu verfügen. Zusammen mit Bright Arrey-Mbi, Derrick Köhn und Brooklyn Ezeh haben wir plötzlich bockstarke Power auf links und jede „Verbannung“ eines der genannten Namen auf die Bank wäre Verschwendung. Somit käme im Grunde nur eine 3er Kette in Frage, bzw 5er Kette im Rückwärtsgang. Für diese Variante würde sich Halste mittig in die Innenverteidigung einordnen, links daneben Arrey-Mbi, Ezeh davor, und Köhn quasi als Linksaußen ohne defensive Aufgaben. Das würde jeden Gegner vor maximale Probleme stellen, so viel ist sicher!
Wahrscheinlicher ist allerdings, dass Arrey-Mbi weichen müsste, um die linke Schiene dann Ezeh und Köhn zu überlassen und insgesamt nicht zu defensiv aufgestellt zu sein. Er wäre dann aber immer noch ein super Backup, der viel von Marcel Halstenberg lernen könnte. Da Stefan Leitl bei der Transferplanung davon sprach, in erster Linie die Abwehr sicherer machen zu wollen, wird es also wohl darauf hinauslaufen, dass der noch junge und mit unregelmäßigen Wacklern aufgefallene Bright Arrey-Mbi hier sein Lehrgeld zahlen wird…

Dank starker Transferleistungen hätte Stefanl Leitl in der Defensive die Qual der Wahl.

Wir hatten in der letzten Saison ja öfters darauf hingewiesen, dass sich in der Startelf eine starke Achse finden müsse, die das Gerippe zusammen hält. Mit dem sich abzeichnenden Rücktritt von Julian Börner wurde somit auch die Rolle des Abwehr-Chefs vakant. Marcel Halstenberg ist als „Macher“ bekannt, der die Ärmel hochkrempelt, wenn Arbeit zu tun ist, und wäre somit der gesuchte Leitwolf in der Abwehrreihe. Auf seine Physis und internationale Erfahrung dürfen sich die Glatzels, Terrodes, Ujahs und Co schon jetzt freuen (Taschentücher nicht vergessen!).

Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass wir zwar alle keinen Bock auf das Konstrukt RB Leipzig haben – aber bringen Spieler von dort immer auch eine erstklassige Ausbildung mit. Nicht nur handwerklich, sondern vor allem mental will man bei RB gewinnen anstatt nur die Klasse zu halten. Ein Sieger-Gen ist in jedem Profi bei den Sachsen schon als Zugangsanforderung fest verankert. So auch bei Marcel Halstenberg, der über eine enorme Mentalität verfügt, die uns in den harten Kämpfen der 2. Liga nochmal stärker machen wird. Wer gegen die besten Sturmreihen der Champions League gefightet hat, der wird auch unsere Jungs positiv mitreißen können. Allein seine Strahlkraft wird ein zusätzlicher Faktor in unserem Spiel und unserer Mentalität werden.

Hier darf sich, wie Kollege Henrik bereits in einem vorherigen Text erwähnte, zudem noch Hoffnung auf spontane Zugkraft in Form eines geilen neuen Stürmers gemacht werden. Stichwort „gestiegene Attraktivität“. Denn wenn ein Kaliber „Halste“ in Hannover unterschreibt, wird das noch weitere Banger an die Leine locken!

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