Quo Vadis 96? Über Wintertransfers, eine dämliche Pyro-Aktion und die heilige Satzung des Vereins

Ein Innenverteidiger muss im Winter her - sonst steigt Hannover 96 ab

Horst Heldt hat sich bei Hannover 96 nicht mit Ruhm bekleckert. Seine mangelnde Identifikation mit dem Verein lässt nur einen Schluss zu: Hannover 96 und Horst Heldt sollten getrennte Wege gehen (Photo by PIXATHLON/PIXATHLON/SID/pixxmixx)

In seiner letzten Kolumne dieses Jahr stellt sich unser Kolumnist Frank Meyer die generelle Frage, wo die Reise unserer Roten hingeht. Viel Spaß beim Lesen der neuen Ausgabe von „Frank sieht rot“!

Erstmal zum sportlichen. Die derzeitige Situation ist ganz milde gesagt unerfreulich. Hätte ich die Kolumne direkt nach dem Spiel gegen Bayern geschrieben, wäre die Wortwahl drastischer. Aber so mit zwei Tagen Abstand – und einer tollen Weihnachtsfeier hihi – kann man wieder ein bisschen sachlicher an die ganze Sache gehen.

Ja, man kann gegen Bayern verlieren. Ja, du kannst gegen diese Bayern auch mal eine Packung kriegen und untergehen. Wir waren nicht die ersten und werden nicht die letzten sein. Und ja, man kann sich auch mal kampflos ergeben, wir waren nicht die ersten und werden auch nicht die letzten sein. Siehe HSV, Frankfurt, Bremen… Jetzt kommt das Aber. Du darfst dich in dieser Situation, in der diese Mannschaft steckt, nicht so ergeben! Es ist ein falsches Zeichen zur falschen Zeit. Keiner hätte sich aufgeregt, wenn unsere Jungs mit Gegenwehr, Wille und Einsatz 4:0, 5:1 oder 6:2 verloren hätten. Dann hätte man sich den Mund abputzen können und wäre mit Mut und Zuversicht in die so wichtigen beiden Spiele gegen Freiburg und Düsseldorf (6-Punkte-Spiel!) gehen können.

Um mit Pirmin Schwegler zu sprechen: Selbst wenn beim Spiel ein „Lamborghini“ gegen einen „VW Trabbi“ angetreten ist, hätte der „VW Trabbi“ doch wenigstens einen Fahrer haben können, der das Auto durch das Gröbste durchsteuert.

Ich war immer der letzte, der der Mannschaft die Wende nicht zugetraut hat. Aber nach dem Auftreten gegen Bayern sehe selbst ich für die nächsten beiden Spiele schwarz. Sollte gegen Düsseldorf kein Dreier gelingen (egal wie – und wenn es in der 94. Minute durch den Videoassistent zum 1:0 für Hannover 96 kommt) sehe ich sehr ungemütliche schwere Tage über Weihnachten auf die Roten zukommen. Ich dachte eigentlich, nach dem kämpferischen Auftritt gegen Mainz hätten es alle kapiert… Dass uns da nun die 2 Punkte geklaut wurden, ich will mich jetzt nicht mehr über den Kölner Keller aufregen. Nur ständen wir ein bisschen besser da und die einkalkulierte Niederlage gegen Bayern hätte nicht diese Auswirkung… hätte hätte Fahrradkette. Fakt ist: Tabellenletzter.

Über die Qualität des Kaders will ich mich nicht schon wieder auslassen. Jeder, der meine Kolumnen verfolgt hat, kennt meine Meinung dazu. Trotzdem bleibe ich dabei: Man hätte Füllkrug für die 17 Mio Euro ziehen lassen sollen. Der Kader war zu sehr auf das Prinzip Hoffnung gestrickt… Wäre die Hoffnung aufgegangen, bräuchten wir jetzt nicht diskutieren und könnten entspannt in die Saison schauen.

Aber es ist halt, wie es ist. Tabellenletzter. Und nun mein Ausblick auf die Rückserie. Sollte man sich im Winter entschließen, noch neue Spieler zu holen, müssen es welche sein, die uns sofort weiterhelfen. Keine Talente à la Fossum, keine unfitten Altstars à la Almeida. Die größte Baustelle sehe ich in der Verteidigung. Man muss alles versuchen Platz 15 zu holen, denn zu mehr reicht es sowieso nicht.

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Es kann mir keiner erzählen, dass die Nebengeräusche die Spieler nicht beeinflussen. Auch sie lesen Zeitung und sind bei Facebook und Co. aktiv. Und zur sportlichen Misere kommt dann noch diese komplett unnötige Pyroaktion in Mainz (beim Stand von 1:0!), die bestimmt nicht der Mannschaft geholfen hat. Füllkrug hat danach ja auch zu Protokoll gegeben, dass die Mannschaft nach der Spielunterbrechung neben der Spur war. Ich will hier jetzt keine Diskussion über für und wider anfangen. Nur soviel: Es war selten dämlich zur total falschen Zeit. Statt zu versöhnen, spaltet man die Fans der Roten noch mehr. Wegen solcher Aktionen kann die Opposition (selbst wenn die Pyro-Aktion nur von einem Teil der Szene organisiert wurde) nicht von sich behaupten, auf einem höheren moralischen Podest zu stehen als der Vereinspräsident.

Und damit komme ich nun zum anderen Thema. Jeder weiß, wie ich zu 50+1 und Demokratie im Verein stehe. Ich habe mir vorgenommen, nichts mehr zum Thema zu schreiben, da ich davon ausgegangen bin, dass – solange das Schiedsgerichtsverfahren läuft – alle die Füße still halten. Aber da habe ich die Rechnung ohne Herrn Kind gemacht. Da wird eine Satzungsänderung der KGaA vollzogen, die die Einflussnahme der Management GmbH auf null reduziert und so praktisch die 50+1 Regel aushebelt. Und diese Satzungsänderung wird nicht mal der DFL mitgeteilt (wenn man es schon den Fans verheimlicht, sollte man doch mindestens so klug sein, es schriftlich der DFL mitzuteilen). Dass die Sportbild von Axel Springer daraus jedoch eine Story nach dem Motto „Die Lizenz ist quasi schon verloren“ macht, finde ich ebenso unwürdig wie die Maßnahme des Vorstandes selbst.

Und dann ist da noch die außerordentliche Mitgliederversammlung, die laut Satzung stattzufinden hat. Punkt. Ich, der ich selbst jahrelang im Vorstand von Verein und Kreisverband tätig war, kann die Situation angemessen beurteilen. Dort steht „Eine außerordentliche MV ist vom Vorstand auf schriftlichen Antrag von mindestens 5% innerhalb von 5 Wochen nach Eingang des schriftlichen Antrags einzuberufen.“ Und IST heißt MUSS und nicht KANN oder so. Und es steht auch keine Frist drin, bis wann vor der nächsten ordentlichen MV das gestattet ist. Selbst wenn man 8 Wochen vorher den Antrag stellt, muss der Vorstand eine einberufen. Es ist unerheblich, ob die Aufsichtsräte ohnehin nicht mehr antreten wollen. IST heißt IST.

Was dem Staat seine Gesetze sind, ist dem Verein seine Satzung. Man hat sich dran zu halten, egal ob es vermeintlich unsinnig ist oder nicht. So wie sich kein Bürger – auch nicht der Bundeskanzler – über die Gesetze eines Staates stellen kann, kann sich auch kein Vereinsmitglied über die Vereinssatzung stellen – auch nicht der Vereinspräsident.

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Ich kann jeden verstehen, der selbst nach 40+x Jahren sagt, „ich habe die Schnauze voll und kehre den Roten den Rücken“. Nur ist das nicht meine Art, denn ich hoffe immer noch auf eine gute Zukunft unserer Roten.

Ich wünsche allen Fans der Roten Frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr. Rote Grüße, euer Frank.

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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5 Kommentare

  1. Die Tapferen Düsseldorfer haben gezeigt, wie der Abstiegskampf geht und wie man mit Kampf, Konzentration, Leidenschaft und MUT dem Tabellenführer die erste Saisonniederlage schenken kann!

     

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