Ohne Ehre und Mannschaftsgeist: 96-Team gibt ein trauriges Erscheinungsbild ab

Individualisten, aber keine Mannschaft: Brutaler Offenbarungseid der 96-Spieler

Düstere Zeiten in Hannover. Foto: Getty Images

Hannovers Spieler haben anscheinend immer noch nicht begriffen, dass sie im Abstiegskampf stecken.

Oder, noch schlimmer: Sie haben es begriffen, aber begegnen dieser Tatsache mit relativer Gleichgültigkeit. Auf dem Platz war heute keine Mannschaft zu sehen, sondern nur Individualisten, die nicht füreinander kämpfen wollten. Weder für ihre Mitspieler noch für den Verein, der dem Abgrund entgegentaumelt.

Viele Jahre ist es her, dass die hannoverschen Anhänger nach Abpfiff den Fangesang „Außer Sievers könnt ihr alle gehen“ angestimmt hatten. Heute, nach der beschämenden 1:5-Pleite gegen den VfB Stuttgart, nach dem 24. Auswärtsspiel ohne Sieg, nach dem 18. Gegentor nach einem Standard, wäre es fast mal wieder an der Zeit dafür. Argumente, die dagegen sprechen? Fast keine. Allenfalls die beiden Einwände, dass Michael Esser sich seit Monaten wie ein Fels in der Brandung gegen die Niederlagen stemmt und dass es gegenüber dem Bundesliga-Neuling Hendrik Weydandt unfair wäre, kann man noch gelten lassen.

Es sind nicht nur die schlechten Ergebnisse, die einen als Außenstehenden ratlos zurücklassen. Es ist vielmehr die Art und Weise der blutleeren Auftritte am Fließband, die Kopfschütteln verursachen. So auch gegen Stuttgart – eigentlich hätte es schon nach 44 Sekunden 1:0 stehen müssen, wenn Gomez die Fahrlässigkeit der 96-Abwehr konsequent ausgenutzt hätte.

Was noch niederschmetternder als die Unkonzentriertheit ist: Die Spieler scheinen keinen Mannschaftsgeist zu besitzen. Jeder spielt für sich, keiner spielt für die anderen. Auch wenn etablierte Kräfte wie Füllkrug und Bebou natürlich fehlen, ist die Verletztenmisere nicht die einzige Ursache für den ausbleibenden Erfolg. Denn auch gegen Stuttgart standen bei Hannover 96 immerhin sechs Nationalspieler auf dem Platz.

„Einer für alle, alle für Einen?“ Fehlanzeige. Es ist kein gegenseitiges Anfeuern, Aufmuntern, Antreiben zu sehen. Wenn einem Mitspieler ein Fehler unterläuft, wird das allenfalls zur Kenntnis genommen – doch die Mühe, diesen Fehler des Mitspielers auszubügeln, macht sich kaum ein Spieler.

Diese Männer treten seit Monaten nicht mehr als Mannschaft auf.

Bereits im Dezember hätte man als Außenstehender stutzig werden müssen, als beim Freiburg-Spiel die 96-Spieler vermieden, gemeinsam mit ihrem Trainer Breitenreiter zu jubeln. Als Felipe seinen Treffer gegen Freiburg erzielte, lief der jubelnde Verteidiger demonstrativ zur Seitenlinie auf André Breitenreiter zu, umarmte seinen Trainer und gestikulierte in Richtung seiner Mitspieler, dass sie herkommen sollten. Seine Gestik schien zu sagen: „Kommt her, jubelt mit uns gemeinsam, lasst uns ein Statement für den Trainer setzen!“ Doch die anderen 96-Spieler gingen dem gemeinsamen Jubel mit ihrem Trainer aus dem Weg. Einige Spieler klatschten mit Felipe ab, doch zusammen mit dem Trainer wollte außer Felipe niemand so richtig den Treffer feiern.

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Nach seinem Treffer gegen Freiburg (1:1) gestikuliert Felipe: „Kommt mit mir zum Trainer!“
Felipe schließt Trainer Breitenreiter in die Arme…
… und wundert sich kurz darauf, dass niemand sonst zum Jubel mitgekommen ist.

Spätestens in diesem traurigen Moment wurde klar: Die Moral der Mannschaft ist nicht intakt. Auch in den Folgespielen, sei es bei der beschämenden Heimniederlage gegen Düsseldorf oder beim blutleeren Auftritt direkt nach der Winterpause gegen Werder Bremen, war nicht erkennbar, dass die Spieler bereit waren, für ihren Trainer einzustehen. Wer nach der Entlassung Breitenreiters die Schuld nur auf Heldt und Kind schiebt, macht es sich zu einfach: Denn die Spieler (bis auf wenige Ausnahmen wie Weydandt) standen längst nicht mehr hinter ihrem Trainer, das zeigte sich mehrfach deutlich.

Und heute? Seit Breitenreiters Entlassung hat sich nichts verändert. Thomas Dolls Appelle, füreinander zu kämpfen, verhallten bisher ohne Wirkung. Mittlerweile wirkt Doll an der Seitenlinie hilflos und sorgt stattdessen mit fragwürdigen Aufstellungen und Auswechslungen für Aufsehen.

Dabei muss sich auch Doll den Vorwurf gefallen lassen, nicht alles Mögliche unternommen zu haben, den Teamgeist zu fördern. Nach den zwei 0:3-Niederlagen gegen Hoffenheim und Frankfurt sagte Doll: „Wir dürfen nicht in Aktionismus verfallen. Was die Jungs am wenigsten brauchen, ist doch, jetzt durch einen Klettergarten zu gehen. Es ist auch kein Kurz-Trainingslager geplant. Wir haben die besten Bedingungen zu Hause.“

Ob Kurz-Trainingslager, Mentalcoaching oder Mannschaftsabende: Es hätte noch viele Optionen gegeben, den Zusammenhalt der Mannschaft zu fördern.

Warum Doll sich gegen ein Kurz-Trainingslager in Klosterpforte ausgesprochen hat, weshalb Horst Heldt sich schon in der Winterpause (als rechnerisch noch alles möglich war) gegen die Verpflichtung eines Mentaltrainers positioniert hat, wieso Doll Teambuilding-Maßnahmen bisher für überflüssig gehalten hat – es wird wohl das Geheimnis der beiden Verantwortlichen bleiben.

Angesichts der klaren Zeichen, die die Mannschaft gesendet hat, grenzt es jedoch an grobe Fahrlässigkeit, dass Doll und Heldt nicht alle Hebel in Gang gesetzt haben, um aus den Individualisten eine echte Mannschaft zu formen.

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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5 Kommentare

  1. Mit der Leistung wie gegen Stuttgart wird auch die nicht mehr abzuwendende 2. Liga schwer. Wie, trotz 5er-Kette, die ersten beiden Tore aus völlig unbedrängter Situation für Stuttgart fielen, genügt für keine Jugendmannschaft als Befähigungsnachweis. Man gewinnt den Eindruck, als ob die Mannschaft gegen ihren Arbeitgeber spielt.

  2. Soso, dass ganze geht Herrn Doll auf den Sack. Keiner hat mehr Spaß, am allerwenigsten er selber. 

    Sehr geehrter Herr Doll,                            ich bitte Sie, gehen Sie morgen früh zu Hr. Heldt. Nehmen Sie Ihn dann mit zu Herrn Kind, und kündigen Sie Ihren Vertrag, und nehmen Sie Herrn Heldt gleich mit.

    Wer sich so in einem Interview äußerst, sollte einfach gehen. Der Auftritt von 96 heute, zeigt doch eins ganz klar. Es reicht ein Tor für den Gegner, und unsere Jungs fallen in sich zusammen. Was die Mannschaft jetzt braucht, ist einen Psychologen. Doll hat zumindest bewiesen, dass er Bundesliga nicht mehr kann. Er hat ja ab der zweiten Niederlage unter seiner Regie, nur gejammert. Das kennt er so gar nicht, die Mannschaft hat keine Fitness, und jetzt geht es ihm alles auf den Sack.

    Lieber Herr Kind,                                        sollte Herr Doll, nicht selber kündigen, dann machen Sie das. Warten Sie nicht zu lange wie 2016. Noch ist doch alles möglich. Es gibt noch genug Punkte zu verteilen. Sie brauchen sich doch nur die Startelf von heute anschauen. Und dann noch in der Pause Weydandt auszuwechseln, aber Bobby Wood, und Asano bis zum Schluss drauf zu lassen. Ich kann nur noch den Kopf schütteln. Das Hr. Heldt Ihnen Doll so schmackhaft gemacht hat, ist seine Rache dafür, dass er im Sommer nicht nach WOB durfte. Ich weiß, dass für meinen Trainerempfehlung viel Kopfschütteln bekomme ist mir klar, trotzdem, holen Sie Mirco Slomka zurück. Er weiß wie es hier tickt. Er kommt von hier. Sollten wir dann dennoch Absteigen, dann lassen Sie Slomka eine neue Truppe aufbauen. Er hat es doch schon bewiesen, dass er es kann. Und einen geeigneten Manager wird es doch wohl geben.

    Liebe Fan's, Ultras, Bratwurstesser.        Am nächsten Sonntag kommt Leverkusen. Ich bitte Euch alle, lasst uns die Hütte voll machen, und sorgen wir gemeinsam für ein richtig lautes Niedersachsenstadion. Leverkusen muss schon beim Auflaufen einen Köttel in der Hose haben. Ach, und noch eine große Bitte. Lasst das " Kind muss weg" gerufe sein.

    Danke. Euer Harry96

    Niemals allein, 96 Alte Liebe

  3. Lieber Harry 96 ich bin ganz Ihrer Meinung. Der Trainerwechsel hat uns das Genick gebrochen. Es kann uns nur ein Trainer helfen der den Verein und das Umfeld kennt mit namen Mirko Slomka . Man hätte einen Herrn Held nach Wolfsburg ziehen lassen sollen,dann währ uns viel erspart geblieben. 

  4. Ein anderer Trainer würde bei dieser Gurkentruppe nichts bringen. Heldt ist verantwortlich für den Kader – der sollte gehen. Und von denen, die gestern auf dem Platz gestanden haben, können bis auf Esser und Weydandt auch alle gehen. Wir brauchen einen neuen Kader. Mit den jetzigen Totalversagern kann kein Trainer der Welt etwas anfangen.

  5. Wenn ich den Wochenfahrplan für das Heimspiel gegeben Leverkusen lesen, dann wird mir schlecht! Training unter Ausschluss der Öffentlichkeit für den Feinschliff. Das ich nicht lache! Was soll denn da im Verborgenen geübt und feingeschliffen werden? Wollen die uns denn alle verarschen? Ich schlage außerdem noch vor, für jedes Heimspiel noch ein Extra-Top-Zuschlag einzuführen!

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