In der Relegation der letzten Bundesliga Saison kam es zum niedersächsischen Duell um den letzten verbleibenden Startplatz für die kommende Spielzeit. Wolfsburg konnte sich letztendlich im Derby gegen Braunschweig durchsetzen und den Verbleib in der Liga sicherstellen. Währenddessen hatte ein anderes Team aus Niedersachsen die Rückkehr ins Oberhaus schon vorher perfekt gemacht.
Die Landeshauptstädter aus Hannover schafften nämlich als Vize-Meister der 2. Bundesliga den Aufstieg. Nach einjähriger Abstinenz möchten sich die Hannoveraner nun wieder in Deutschlands höchster Spielklasse etablieren. Nachfolgend wollen wir klären, wie ihre Chancen denn wirklich stehen, um in der Liga zu bleiben.
An der Spitze der zweiten Liga konnte Stuttgart sich souverän behaupten, auch Hannover war mit 67 Punkten deutlich unter den Top-3 der Liga. Mit 19 Siegen und den wenigsten Niederlagen (5) aller Mannschaften konnte man die eigene Erstliga-Tauglichkeit unter Beweis stellen und sich verdient qualifizieren. So war man den meisten anderen Teams spielerisch überlegen, die individuelle Klasse von erfahrenen Bundesligaspielern wie allen voran Martin Harnik oder auch Salif Sané machte sich klar bemerkbar, in Kombination mit hochtalentierten Jungspielern wie Waldemar Anton war dies der Grundpfeiler des Wiederaufstiegs.
Nichtsdestotrotz gab es jedoch ebenso ein paar Fragezeichen im Laufe der Saison. So erzielte man lediglich 51 Tore und blieb damit 12 Treffer hinter dem erstplatzierten VfB. Hieran macht sich die mangelnde Durchschlagskraft bemerkbar, man fuhr nämlich 10 Unentschieden ein, ein Indiz dafür, dass die eigene Dominanz zeitweise nicht zwingend genug war. So tauschte man in der Rückrunde Trainer Stendel aus und engagierte André Breitenreiter, obwohl die Aufstiegsränge zu diesem Zeitpunkt noch in greifbarer Nähe waren.
Einerseits spricht dies zwar für die hohen Ansprüche und den Ehrgeiz der Vereinsführung, andererseits ist fraglich, ob man so nicht eventuell die nötige Konstanz und Nachhaltigkeit gefährdet, die oft die Trumpfkarte eines Wiederaufbau in Liga 2 ist. Breitenreiter ist mit der Mission Aufstieg und dem anknüpfenden Übergang in die höchste Spielklasse vertraut, nachdem er mit dem SC Paderborn ähnliches geleistet hat. Außerdem hat das Manager/Trainer Duo Heldt und Breitenreiter schon auf Schalke zusammengearbeitet und eine der Hoffnungen ist sicherlich, dass sie idealerweise diese Mentalität auf ihren jetzigen Verein übertragen können.
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Daraus wird allerdings auch ersichtlich, dass allein die Qualität der letzten Saison allein nicht reicht, um nun gegen bessere Mannschaften zu bestehen. Dementsprechend bemüht man sich zur Zeit neue Spieler zu verpflichten und sich punktuell zu verstärken. Mit Pirmin Schwegler konnte man ablösefrei einen guten 6er verpflichten, eine der Positionen auf denen man zuletzt schwächelte. Genau diese Art von Taktgeber braucht es, da Systemfußball umso wichtiger sein wird. Hinzu kommen neue Außenverteidiger Ostrzolek auf links vom HSV und auf rechts Julian Korb aus Gladbach. Im Gegensatz zum soliden Zentrum in der Mitte hatte man auf der Außenbahn die meisten Probleme.
Zusätzlich baggert 96 noch an Anthony Ujah und möchte diesen aus China zurück in die Bundesliga holen. Wie Martin Kind bemängelt ist es als Aufsteiger jedoch schwierig auf dem Transfermarkt, scheinbar würde man gern noch aktiver werden. Luft nach oben haben die Hannoveraner allemal, denn der geschätzte Marktwert des eigenen Kaders liegt zur Zeit auf dem hintersten Platz unter allen Bundesligisten. Folglich schätzen Experten und Buchmacher die „Roten“ als obersten Abstiegskandidaten ein. Laut Wettanbieter Betway ist die Quote dabei zur Zeit bei 2.37 (Stand 18.07.2017), ein klares Indiz dass weiterer Handlungsbedarf besteht. Nachdem die letztjährigen Aufsteiger (Leipzig und Freiburg) sich in der oberen Tabellenhälfte platzieren konnten, rückt das Feld um mögliche Mitkonkurrenten im Abstiegskampf noch enger zusammen, es ist zu erwarten, dass man zum Ende der Saison mit namhaften Vereinen im Kampf um den Liga-Verbleib kämpfen müssen wird, ein langer Atem und genug Tiefe im Kader sind also Pflicht.
Es gibt jedoch Hoffnungsschimmer für die Fans der Hannoveraner. So scheint Trainer Breitenreiter klare taktische Vorstellungen zu haben, wobei er gleichzeitig auf Stabilität aber auch Flexibilität setzt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist dabei das 4-2-3-1 das System seiner Wahl, ist aber durchaus gewillt entsprechende Umstellungen und Anpassungen noch während des Spiels durchzuführen, um sich bestmöglich auf Gegner und Spielsituation einzustellen. Spielern wie Schmiedebach, Fossum oder dem oben genannten Neuzugang Schwegler wird dabei eine entscheidende Rolle zukommen, die Schnittstellen zwischen Offensive und Defensive zu bilden, da sie genug Klasse mitbringen, um gewonnene Bälle in Angriffschancen umzumünzen.
Die erste Liga wird dem gesamten Team abverlangen noch mehr in die Spielidee zu investieren, mehr Laufarbeit, mehr taktische Disziplin und konsequentere Umsetzung, was man letzte Saison auf Grund der eigenen Qualität ab und an vernachlässigen konnte. In der Saisonvorbereitung hat man nun Gelegenheit sich auf diese Herausforderung einzuschwören und dann vielleicht die Experten und Zweifler Lügen zu strafen.
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