Plötzlich nominiert: Das ist das junge Talent im 96-Kader

Simon Stehles gelungenes Debüt und der neu entdeckte Teamgeist machen bei Hannover 96 Hoffnung.

Beim heutigen Duell gegen Greuther Fürth steht vieles auf dem Spiel, eine Niederlage ist verboten. Der auf den Schultern lastende Druck ist gewaltig, freie Köpfe sind in einer solchen Situation alles andere als selbstverständlich. Trainer Kenan Kocak weiß um diesen Druck, dennoch hat er ein aufstrebendes Talent mit nach Franken genommen. Die Rede ist von Simon Stehle, ein bis dato weitgehend unbekannter Name. Nichtsdestotrotz darf er sich Hoffnungen auf seine ersten Profiminuten machen.

 

Bei Hannover 96 hatte man mal das Konzept aufgerufen, mehr auf die eigene Jungend zu setzen – in letzter Zeit war es rund um die Akademie jedoch sehr still. Ex-Trainer Mirko Slomka wagte letztmals den Schritt und nahm aufstrebende Kräfte mit ins Trainingslager, unter anderem Niklas Tarnat und Marco Stefandl. Insbesondere für letzteren fand er lobende Worte, der aufgebaute Erwartungsdruck war rückblickend betrachtet zu groß. Beide wurden schlagartig mit einem Profivertrag ausgestattet, nur wenige Monate nach dem Hype werden sie komplett vernachlässigt. Tarnat leidet aktuell unter einem Rippenbruch, doch auch vor seiner Verletzung spielte er keine Rolle bei den Planungen. Für die erste Mannschaft kam er kein einziges Mal zum Zug, selbst ein Platz auf der Bank war nicht drin. Unter dem Strich stehen 13 Einsätze für die zweite Mannschaft. Auch Stefandl bekam keine Chance, bei der zweiten Mannschaft gelang ihm in neun Spielen ein Treffer. Für viele stellt sich die Frage, warum sie in der jetzigen Situation (wo sowieso nicht viel mehr falsch laufen kann) keine Gelegenheit bekommen. Unter Kocak sind die beiden noch mehr ins Abseits gerückt, ihr Zug scheint abgefahren.

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Beim heutigen Spiel gegen Fürth kann man dafür ein bis dato unbekanntes Gesicht entdecken. Im Schatten der Negativschlagzeilen hat sich Simon Stehle in den Fokus des Trainers gespielt, seine starken Trainingsleistungen wurden mit der Reise nach Franken belohnt. Es kursieren bereits Vergleiche zu Linton Maina, welcher der letzte große Star aus der eigenen Jugend ist. Maina schaffte 2018 den Sprung zu den Profis, seither absolvierte er 35 Spiele für den Zweitligisten (zwei Tore, sechs Vorlagen). Mit Blick auf die jüngere Vergangenheit und den schier immer größere werdenden Leistungsdruck muss man jedoch behutsam mit potenziellen Nachwuchskräften umgehen. Bloß nicht wieder ein Eisen verheizen. Auf der Pressekonferenz vor der Partie lobte Kocak den 18-Jährigen („Ich bin mit Simon Stehle sehr zufrieden.“), man konnte seine vorsichtige Zurückhaltung jedoch spüren. Eine solche wäre sehr wünschenswert, denn ein erfolgreicher Youngstar in den Reihen der Niedersachsen wäre Gold wert. Für die letzte Viertelstunde bzw. die letzten zehn Minuten ist er mit Sicherheit eine Option, in der Folge kann man ihm kontinuierlich mehr zutrauen. Hannover 96 ist darüber hinaus ein Verein mit hoher (negativer) medialer Präsenz, auch hier muss Stehle aus der Schussbahn genommen werden. Der Trainerstab muss den Schützling vorerst aus dem öffentlichen Diskurs nehmen, denn an ihm sind bereits einige gescheitert.

96-Trainer Kenan Kocak muss Stehle aus der Schussbahn nehmen – ein behutsamer Aufbau wäre eine Win-Win-Situation

Nun aber zur Person: Simon Stehle dürfte den meisten nicht bekannt sein, bringt jedoch die nötigen Eigenschaften mit. Der Vergleich mit Linton Maina ist zwar absolut verfrüht, hinsichtlich seiner Qualitäten und Statistiken jedoch nachvollziehbar. Stehle fühlt sich auf der Rechtsaußen-Position am wohlsten, in der bisherigen Saison kam er für die U19 in 15 Spielen (13 Ligaspiele, zwei Pokalspiele) zum Einsatz. Auch einen Einsatz bei der zweiten Mannschaft konnte er verzeichnen. Dem gebürtigen Spanier gelangen insgesamt 17 Treffer und vier Vorlagen, bei dieser Ausbeute läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Durchschnittlich trifft er alle 80 Minuten! Sein starker Abschluss ist mit Sicherheit eine Waffe, noch bemerkenswerte ist jedoch seine Laufleistung. Für eine 30-Meter-Distanz benötigt er im Spitzensatz 3,77 Sekunden. Auch sein Zweikampfverhalten (51,5 Prozent gewonnene Zweikämpfe) und seine Passquote (77,4 Prozent ankommende Pässe) lassen hellhörig werden.

Diese Statistiken machen Lust auf mehr, doch Hannover 96 muss sich beeilen. Der Vertrag von Stehle läuft in vier Monaten aus, die Verhandlungen befinden sich laut Vereinsangaben auf der Zielgraden. Andere Klubs sollen bereits auf ihn aufmerksam geworden sein, Hannover 96 ist also gewarnt. Es könnte die nächste Love-Story werden. 

 

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