Surft man mit dem Schlüsselwort „Hannover 96“ durch das Social Media-Universum, stolpert man immer öfter über Content von neuen, jungen Formaten. Diese (und auch alte kreative Köpfe) möchten wir Euch ab jetzt gerne unregelmäßig beleuchten und vorstellen. Wir starten mit dem Vlog von Musti.
Den Anfang macht Mustafa, besser bekannt als „Musti“ mit seinem Video-Blog. MDEZ TV bekommt man ziemlich schnell in die Ergebnisleiste gespült, wenn man bei Youtube nach aktuellen Videos von Hannover 96 sucht. Aber auch der TSV Havelse, Galatasaray Istanbul und neuerdings unsere U23 zählen zu den Steckenpferden des 35-jährigen Hannoveraners.
Es mag auch Kritik und Ablehnung gegenüber dieser Art von Medien geben, gerade bei der „Alten Schule“ von Fans. Gerade Handys oder Kameras in der Kurve machen skeptisch, doch Musti ist ein feiner Typ mit einer Menge Humor und Bodenhaftung, der 1896% für seine Sache brennt und eine Chance verdient hat. Doch lest selber…
Bitte stell Dich mal vor!
Wie alt bist Du und kommst Du direkt aus Hannover?
Ich heiße Mustafa – alle nennen mich Musti – habe griechisch-türkische Wurzeln und bin hier in Hannover geboren. Mittlerweile bin ich 35 Jahre alt. Zudem bin ich verheiratet und Familienvater. In Hannover habe ich den größten Teil meiner Jugend in der Nordstadt verbracht. Dort begann auch mein Interesse für Fußball. In den zahlreichen Cafes trafen sich die „Älteren“ und schauten sich gemeinsam die Süper Lig-Begegnungen an. Mein Vater nahm mich zu jedem Galatasaray-Spiel mit. Allerdings unterstütze ich alles was aus Hannover kommt. Ich freue mich immer wenn ein Hannoveraner etwas schafft oder national sowie international etwas positives bewegt. Bevor ich mit dem Vloggen angefangen habe, arbeitete ich zwei Jahre nebenberuflich für eine Sicherheitsfirma im Innenraum des Niedersachsenstadions. Das habe ich damals nur gemacht, um nah an 96 zu sein. Das hat mich „damals“ schon glücklich gemacht.
Wann hast Du mit Vloggen begonnen und was waren deine ersten Projekte?
Hier findet ihr den Vlog von Musti
Als ich noch zur Schule ging, fragten mich meine Mitschüler jeden Tag nach Neuigkeiten oder nach möglichen Transfers. Mein Spitzname war „Haberci“ – aus dem türkischen übersetzt – Nachrichtenmann oder vereinfacht, Journalist. Sportjournalist zu werden war immer schon ein Kindheitstraum. Nach meiner Ausbildung war ich im Stande, mit Photoshop umzugehen. Bei jedem Arbeitgeber eignete ich mir neue Fähigkeiten an. Bis dahin war ich immer in Online-Marketing Agenturen beschäftigt. Ich konnte Bilder bearbeiten, Videos schneiden, Texte einigermaßen schreiben und Projekte optimieren, damit sie bei Google schnell gefunden werden. Vor sechs Jahren passierte dann etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Ich wechselte zu einem großen IT Verlag aus Hannover. Hier arbeite ich als Content Manager jeden Tag mit Journalisten zusammen.
Im Dezember 2022 habe ich dann beschlossen, aus diesen Fähigkeiten etwas Sinnvolles zu machen. Zudem hatte ich bereits ein bestimmtes Alter erreicht. Etwas eigenes aufbauen und zusehen wie es wächst, bevor es zu spät ist, waren Gedanken, die durch meinem Kopf gingen. „Visca Barca“ war in dieser Zeit ein Kanal, den ich mir oft angeschaut hatte. Dort lies ich mich inspirieren und für das Thema „Vlog“ begeistern. Eine Stadiontour bei PSV Eindhoven und Ajax Amsterdam machten den Anfang. Zuvor habe ich mir die Erlaubnis zum Filmen eingeholt. Als wir in Hannover zurück waren, habe ich tagelang die beiden Videos geschnitten. Ich mochte es nicht, mich selbst reden zu sehen und hatte sehr große Angst, mich mit den Videos zu blamieren. Zum Geburtstag am 25. Dezember 2022 veröffentlichte ich beide Videos, damit ich mich immer daran zurückerinnern kann. Die Aufrufe waren sehr gering. Ich schickte das Video an Freunde und Verwandte, damit sie es liken und kommentieren 🙂 Ich muss darüber lachen, weil ich heute solche Maßnahmen nicht mehr nötig habe. Allerdings behalte ich es immer positiv in Erinnerung. Alles hat einen Anfang. Und das war mein Anfang.
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Wie ging es dann richtig los?
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Mein Ziel war es regelmäßig neue Stadien zu besuchen. Meine ersten beiden Videos waren Stadiontouren. Mein erster richtiger Stadionvlog war im Niedersachsenstadion. Obwohl ich vor langer Zeit mal im Stadion gearbeitet habe, war mir gar nicht klar, wo man sitzen sollte und wo man es lieber lassen sollte. Meine Premiere war die Begegnung zwischen Hannover und Kaiserslautern. Viele Sachen liefen schief. Das Video hat allerdings nach einem Tag 15.000 Aufrufe bekommen. Ein voller Erfolg für mich. Da hatte ich vielleicht 100 Abonnenten oder weniger.
Danach war mit Hannover erst mal Pause. Die 6:1 Niederlage gegen Hamburg erlebte ich mit. Diese Saison sah ich die Heimniederlage diesmal im Niedersachsenstadion gegen Hamburg. Später sah ich im Fritz-Walter-Stadion die nächste Niederlage von Hannover. Bis dahin hatte ich als Vlogger nur einen 96-Sieg gesehen. Und das war gegen Wehen Wiesbaden mit 2:0 im Hinspiel.
Allerdings hat YouTube mich mit Hannover „gematched“. Immer wenn ich ein Video mit Hannover-Beteiligung erstellt habe, wurde es vielen vorgeschlagen. Die ganzen Reisen quer durch Deutschland waren auch sehr anstrengend. Ab dem Zeitpunkt habe ich beschlossen, mich auf die Roten zu fokussieren. Ab dem Magdeburg-Spiel habe ich praktisch jedes Heimspiel besucht. Mittlerweile habe ich auch schon eine Dauerkarte 🙂
Muss man als Vlogger viel Geld und Zeit in das Equipment und die Herstellung einer Folge investieren?
Wenn man ein gutes Smartphone mit genug Speicherplatz hat, kann man praktisch starten. Natürlich kann man alles aufwerten. Es kommt darauf an, was man machen möchte. Als normaler Stadionvlogger reicht ein Smartphone aus. Ich habe mir ein Gimbal und teure Mikrofone zugelegt, weil ich neben Vlogs auch Interviews aufnehmen möchte. Irgendwann werde ich wahrscheinlich auch zu einer richtigen Kamera wechseln. Der Schnitt eines Videos dauert im Schnitt 4-5 Stunden. Hinzu kommt, dass ich es nach dem Spiel schneide. Bei Abendspielen habe ich schon einige schlaflose Nächte gehabt. Wenn man sich zu viel Zeit lässt, bedeutet es weniger Aufrufe. Deshalb ist es wichtig, schnell zu sein. Für mich ist allerdings Qualität immer an erster Stelle. Irgendwann hat man seinen eigenen Workflow.
Hast Du ein richtiges Studio zuhause, oder wie muss man sich das vorstellen?
Das ist kein Scherz. Mein Studio ist mein Smartphone. Am Anfang habe ich mit teuren Adobe Programmen geschnitten. Es dauerte sehr lange bis die Videodateien auf dem Rechner waren. Da ging viel Zeit verloren. Irgendwann hat mir ein Kollege gesagt, dass er alles auf dem Smartphone schneidet. Ich dachte, dass es ein Witz sei. Heute mache ich alles mit CapCut, einem kostenlosen Schnittprogramm auf dem Handy. So spar ich viel Zeit und kann es an jedem Ort bearbeiten.
Hattest Du andere Vlogger als Vorbild, als du angefangen hast?
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Privat schaue ich mir eigentliche sehr selten Vlogs an. Am Anfang habe ich mir die Vlogs von „Visca Barca“ angeschaut, weil er sozusagen der Beste in diesem Bereich ist. Parallel dazu habe ich Kontakt zu einem Vlogger aus Österreich aufgenommen – „CilMehmet“. Er hat mir am Anfang sehr viel geholfen und mein erstes Stadionvlog Thumbnail erstellt, während ich das Video geschnitten habe. Seine Vlogs habe ich mir auch sehr oft angeschaut, um für meine eigenen Videos zu lernen.
Gibt es noch andere 96er, die wie du raus ins Stadion fahren und dort filmen? Einige sitzen auch nur zuhause, basteln Content zusammen und quatschen, oder?
Ich habe natürlich vorher nachgeschaut, was für Vlogs über 96 bereits existieren. Viele Vereine haben Stammvlogger, die jedes Heimspiel von denen besucht werden. Bei Schalke sind es zum Beispiel Broski und Thiele. Bei Bayern München Cedrik, bei Stuttgart 90minTV und bei Hansa Rostock Realmx. Und wer ist bei Hannover 96? Niemand! Ich hoffe, dass ich eventuell diese Person werde, die es ändern wird. Die meisten Vlogs sind von Vloggern, die zufällig mal in Hannover waren. Was ich hier allerdings noch sagen muss, ist, dass es eine Ausnahme gibt. „MGT“ ist gemessen an der Abozahl der erfolgreichste 96-Creator auf YouTube. Sein KnowHow rund um den Verein und sein allgemeines Fußballwissen sind schon auf einem hohen Level. Er macht sehr selten Stadionvlogs. Allerdings lädt er oft News sowie Spielanalysen nach jeder Begegnung hoch. Ein klasse Typ!
Machst Du Dir einen Plan, etwa ein Drehbuch, bevor du los ziehst?
Ich nehme es mir jedes Mal vor. Aber es hat nie geklappt – zumindest bei Stadionvlogs nicht. Viele werfen mit Daten und Fakten um sich herum. Aber ich mache 96% alles aus dem Bauch heraus. Das Einzige, was ich plane, ist wie das Video anfangen und neuerdings welche Kommentare und Grüße ich von den Abonnenten vorlesen soll. Der Rest entwickelt sich spontan.
Was war bisher Deine Lieblingsfolge?
Das ist schwer zu sagen. Jedes Video hat eine eigene Geschichte und eine andere Bedeutung. Das Niedersachsen-Derby (Hinspiel) hat sehr viel Aufmerksamkeit erzeugt. Dank dem Video habe ich Phil Neumann kennengelernt. Das Magdeburg-Hannover Video war auch sehr emotional, weil sich viele Fans solidarisiert haben. Solche Dinge vergesse ich natürlich nicht. Aber eine Lieblingsfolge habe ich aktuell nicht.
In wenigen Stunden gibt es den zweiten Teil des Interviews mit Musti – bleibt gespannt!
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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