Mit einer Verspätung von 12 Spieltagen: Geht die Saison nun für Hannover 96 los?

Mirko Slomka: Der Erfolgstrainer (Platz 4 in der Bundesliga, Europa League-Viertelfinale) ist bei den 96-Fans trotz seiner sportlichen Erfolge umstritten. Foto: Getty Images
Mirko Slomka: Der frühere Erfolgstrainer war bei den 96-Fans bereits bei seiner neuerlichen Verpflichtung heftig umstritten. Foto: Getty Images

Eigentlich hatte unser Kolumnist seinen Text schon fertig – doch dann überschlugen sich die Ereignisse. Erst das Spiel gegen Sandhausen mit einer Nicht-Leistung, wie man sie zuletzt unter Thomas Schaaf erlebte – dann eine überraschende Pressemitteilung und eine nicht mehr überraschende Trainerentlassung. Von Frank Meyer.

Nach diesem „grandiosen“ Spiel ist meine Kolumne erst mal wieder in den Papierkorb gewandert. Ich wage trotzdem nochmal einen Blick zurück: Der eine gewonnene Punkt in Karlsruhe waren in Wahrheit zwei verschenkte Zähler. Wer in der 92. Minute das 3:2 macht, der muss das Ding einfach nach Hause schaukeln, egal wie. Aber der Ausgleich in der 95. Minute zeigte wieder, dass etwas Generelles nicht in der Mannschaft stimmt. Und irgendwie fügte sich die unglückliche gelb-rote Karte für Zieler dann ins Gesamtbild. Natürlich macht er diesen „Boxhieb“ nicht mit Absicht – er wollte vor Frust den Ball wegboxen und traf den Karlsruher, der den Schlag dankend annahm. Aber egal, es war passiert, Esser bekam seine Chance gegen Sandhausen. Aber diese Personalie wurde – auch für mich überraschend – plötzlich schnell zur Nebensache.

Mehr Glück als Verstand gegen Sandhausen

Ich weiß jetzt nicht, ob ich mich nun über die Nicht-Leistung gegen Sandhausen aufregen soll oder lieber über das grundsätzliche Problem. Man führte früh 1:0 durch Henne, durch wen auch sonst. Als Ducksch dann allein aufs Tor lief, war für mich das 2:0 nur noch logisch. Aber der frühere Torschützenkönig semmelte haushoch drüber. Dann wurde Sandhausen stärker und man fand kein Mittel dagegen. Folgerichtig fiel das Tor, welches aus angeblicher Abseitsposition nicht gegeben wurde… in dieser Situation hatte man bereits mehr Glück als Verstand! Tja, und dann fiel der echte Ausgleich… über Moral, Einstellung und Mentalität der Mannschaft hülle ich jetzt das Tuch des Schweigens, ist besser für alle Beteiligten.

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Im Schnitt alle 180 Minuten ein Heimtor

Womit wir nun beim grundsätzlichen Problem sind: Demjenigen, der die Mannschaft motiviert und auf das Spiel hätte vorbereiten sollen. Bekanntlich war ich von Anfang an gegen die Verpflichtung von Slomka. Die Gründe brauche ich jetzt nicht mehr zu wiederholen. Bei seiner Vorstellung wurde groß von Philosophie und offensiver Spielidee gesprochen – das Ergebnis ist bekannt: 4 Pünktchen aus 6 Heimspielen, mickrige 3 (!) Tore. Wie willst du da die Leute ins Stadion holen, wenn die eigene Mannschaft im Schnitt alle 180 Minuten ein Tor erzielt?

Es gab Zeiten, da stand es gar nicht zur Debatte, nicht ins Stadion zu gehen – selbst wenn man wie ich hunderte Kilometer weg wohnt. Egal wie das Wetter war, egal wie sie gespielt haben, man ging hin. Deswegen ziehe ich meinen Hut ganz tief vor jedem einzelnen, der bei diesem Wetter bisher regelmäßig tapfer hingegangen ist oder sogar Auswärts mitfährt.

Nachtreten gegen Slomka? Unnötig – es wurde alles gesagt

Zurück zur Trainerpersonalie: Man hatte bereits vor einigen Wochen Zeit genug, in der Länderspielpause zu reagieren. Der Sieg gegen Dresden, der das beste Saisonspiel von Hannover war, hat das Umfeld geblendet und das Leiden nur verlängert. Dass nun Ruhe in der Causa Slomka herrschen würde und man bis zum Winter in Ruhe weiter machen kann, war leider ein Trugschluss, dafür war Slomka bei vielen zu umstritten. Beim nächsten negativen Erlebnis würde die ganze Diskussion wieder von vorne losgehen. Kurioserweise brauchte es nicht mal eine Niederlage, damit die Diskussion wieder von vorne losging… drei Unentschieden am Stück reichten schon. Nach dem Unentschieden gegen die gefürchtete Spitzenmannschaft SV Sandhausen (Achtung Ironie) stand man genau da, wo man vor dem Dresdenspiel stand. Nur waren nun bereits vier weitere Wochen verstrichen…

Nun ist die zweite Ära Slomka nach nur 12 Ligaspielen Geschichte. Die Gründe für sein Scheitern sind ja bekannt… warum ich von der Verpflichtung Slomkas von Anfang nichts gehalten habe, das habe ich auch ausführlich dargelegt. Lasst uns jetzt einen Schlussstrich ziehen. Ich finde, jetzt muss das Umfeld nach vorn schauen. Ein Nachtreten sollte sich jeder halbwegs zivilisierte 96-Fan schenken, auch wenn er noch so froh darüber ist, dass das Kapitel Slomka erledigt ist.

Aus dem Kader kann mehr herauskitzeln, als Slomka es vermocht hat

Ich halte diesen Kader immer noch für stark genug, um im oberen Drittel der Tabelle mitzuspielen. Dass die Spieler es können, haben sie ja phasenweise gezeigt. Jeder normale Zweitligist wäre heilfroh, Spieler wie Henne, Teuchert, Stendera, Anton und Zieler im Kader zu haben. Man sollte jetzt die Saison ohne große Erwartungen in Ruhe zu Ende spielen, bereits jetzt für die kommende Saison planen und dann den Aufstieg ins Auge fassen. Denn wenn du die Mission Wiederaufstieg im zweiten Jahr nicht schaffst, wird es fast unmöglich, wieder aufzusteigen. Hoffen wir auf eine zukunftsweisende Entscheidung auf der Trainerposition.

Rote Grüße, euer Frank

Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!

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1 Kommentar

  1. Es nutzt doch niemandem, sauer zu sein, auch wenn man als Fan das Recht dazu hätte. Deswegen bin ich wie der liebe Frank der Meinung, dass wir nach vorne schauen sollten. Nur müssen die Verantwortlichen (besonders Herr Kind) bei ihren Analysen unbedingt selbstkritisch sein und herausfinden, wo ihre tatsächlichen Fehler waren und dann die richtigen Schlüsse daraus ziehen und handeln, damit man nicht immer wieder von vorne anfangen muss. Das ist das mindeste, was wir als Fans (wenn nicht rechtlich aber vor allem moralisch) verlangen dürfen.

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