11Freunde müsst ihr sein? Ja, das vielleicht auch. Aber 11 Mentalitäts-Monster zu sein ist wichtiger. Dass Mentalität genauso wichtig ist wie Taktik und Technik, ist unserem Autoren Tim Block klar geworden, als er in einem ganz besonderen Buch gestöbert hat. Ein Kommentar zur Mentalität im Fußball und bei Hannover 96 von Tim Block.
„Brust raus, aber Nase nicht zu hoch.“ – Viktor Skripnik
Ich habe mich in all den Jahren ein bisschen dagegen gewehrt zu glauben, dass die Mentalität im Fußball wirklich so wichtig ist. Ich war mir sicher, dass Taktik, Technik und Ballbesitz viel signifikantere Indikatoren für erfolgreichen Fußball sind. Ich habe mir nicht vorstellen können, dass die Mentalität der Spieler so ausschlaggebend ist. Im Vorfeld dieses Artikels habe ich mich in die Thematik ein wenig eingelesen und unter anderem das Buch „Fußball durch Fußball“ von und mit Rene Maric zur Hand genommen. Für alle, die Rene Maric nicht kennen: Er ist Co-Trainer von Marco Rose in Salzburg. Vor seiner Tätigkeit war Rene Fußballblogger für spielverlagerung.de und Psychologie-Student. Den Weg vom Blogger zum Co-Trainer im Profifußball muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen… Bevor ich nun aber gänzlich abschweife, wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen meines Kommentars zur Mentalität von Hannover 96.
Strategie- und Taktikpsychologie
„Wer körperlich erschöpft ist, hat regelmäßig auch Schwierigkeiten, seine Konzentration und Motivation aufrechtzuerhalten. Mangelt es an der sogenannten geistigen Frische, sinkt die Qualität der (taktischen) Entscheidungen, und auch die technische Ausführung weist Fehler auf.“
Das ist ein Auszug aus dem Trainerhandbuch „Fußball durch Fußball“, den ich sehr treffend formuliert finde. Er umschreibt sehr klar und deutlich, welche Grundvoraussetzung für gute Arbeit erfüllt werden muss. Meiner Einschätzung nach ist für eine mentale Stabilität die Festlegung einer klaren Strategie enorm wichtig. Ein „Gradmesser für einzelne Spielsituationen“ wird hierdurch festgelegt. Was macht man in einer Drucksituation? Wie verhält man sich, wenn der eigene Konter läuft?
Manndeckung erschwert gemeinsames Handeln
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Auch die Art der Deckung spielt eine Rolle, weil die Mentalität dadurch beeinflusst wird. Um es zu veranschaulichen: In der Manndeckung hat der Spieler eine defensive und passive Rolle inne. Er reagiert lediglich auf das, was der ihm zugeteilte Gegenspieler macht, und er ist zudem geistig an ihn gebunden. Da bei einer strategischen Ausrichtung mit Manndeckung auch die übrigen Mitspieler auf dem Platz zugeteilte Gegenspieler haben, fällt ein gegenseitiges Unterstützen und Absichern schwer. Der kollektive Gedanke fehlt und es gibt damit keine gemeinsame Verantwortung, wenn es zum Gegentor kommt. Darüber hinaus wird die Wahrnehmungsfähigkeit eingeschränkt, da sich die Aufmerksamkeit sehr eindimensional auswirkt. Die Folge ist eine Beeinträchtigung der Verarbeitungs- und Entscheidungsprozesse.
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Erfolg im Abstiegskampf
Die Balance der charakteristischen Fähigkeiten positionsgetreu auszuloten und umzusetzen – das ist ein Puzzleteil der Strategie in kritischen Phasen einer Saison. Der Spieler muss sich in seinen Aufgaben wohlfühlen, um 100 % Leistung auf dem Platz umsetzen zu können. Aus der gesunden Basis heraus agieren und mit klaren Zuordnungen und Anweisungen zu arbeiten ist meiner Einschätzung nach ein hervorragender Plan für die anstehenden Aufgaben im 96-Abstiegskampf.
Gut strukturierte Abläufe im Umschaltspiel mit dem Ball am Boden liefern eher Erfolgserlebnisse mit positiver Auswirkung als der lange Ball: Denn auch wenn ein langer Ball hin und wieder erfolgsbringend sein kann – insbesondere wenn die Schlussphase in der zweiten Halbzeit anbricht und das Spiel von sich aus schon unsortierter ist, weil beide Mannschaften in engen Spielen auf mehr Risiko setzten. Im Falle von Hannover 96 wurde auf dieses Mittel ja schon länger, aber eben nicht erfolgsbringend zurückgegriffen. Deshalb sollte man dieses Mittel lieber gleich von vornherein kategorisch ausschließen.
Selbstvertrauen durch 45 Minuten „zu Null“ gegen Bayern München
Weil die gegnerischen Mannschaften uns mittlerweile den Ball überlassen, weil Hannover 96 damit Probleme hat, (dazu auch diesen Text lesen: Je weniger Ballbesitz, desto erfolgreicher ist Hannover 96), müssen wir den Spieß mal umdrehen und uns durch kompaktes und gut organisiertes Defensivgebilde auch Selbstvertrauen zurückholen! Eine Halbzeit gegen Bayern München beispielsweise „zu null“ zu beenden kann da schon ungeahnte Kräfte freisetzen.
Last-Minute-Nackenschläge kosten dem Trainer viel Zeit
Aus einem solchen Erfolgserlebnis heraus das nächste Spiel anzugehen ändert für die Mannschaft schon eine Menge. Plötzlich fällt es viel leichter auf die kollektiven Stärken zurückzugreifen, wie Tiefenläufe, Bälle hinter die Kette der Abwehr und Duell um zweite Bälle. Im Grunde ist auf genau dieses Szenario der fußballerische Ansatz ausgerichtet. Nun erschweren last-Minute-Nackenschläge (wie gegen Leverkusen und Mainz) ein Aufbäumen gegen die sportliche Misere, was den Trainer mehr Zeit aufwenden lässt, die Mannschaft mental aufzubauen, als sich ausschließlich 100 % mit der sportlichen Lösung zu befassen. Keine einfache Situation für Hannover 96. Ebenfalls für Unruhe sorgen die Querelen um die vereinspolitischen Themen, weil jene nicht zwangsläufig dafür sorgen, dass in Ruhe und mit hoher Konzentration gearbeitet werden kann.
Fazit für Hannover 96
Gegen den FSV Mainz 05 zeigte sich die Mannschaft von Trainer Andre Breitenreiter wesentlich besser ausgerichtet und mental wacher, als gegen die Hertha aus Berlin. Bisher kritisch beäugte Spieler wie Haraguchi und vor allem Asano wurden in passende Rollen gesteckt, die ihnen wesentlich mehr zu liegen schienen als noch in den Vorwochen. Wenn Hannover 96 diesen Weg vom Grundsatz her so weitergeht, sehe ich zwar immer noch viel Arbeit vor uns, aber den Verein grundsätzlich auf dem richtigen Weg zum Klassenerhalt.
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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