Scheinbar braucht es noch einmal eine flächendeckende Erläuterung, was Louis Schaub so wichtig für das Team von Stefan Leitl macht. Keine Ahnung, warum unser agiler Offensivmann immer noch als „Schönwetterfußballer“ fehlinterpretiert und seine Verbannung auf die Bank gefordert wird. Albern sowas.
Viele Menschen haben eine Meinung, aber nicht alle haben auch die nötige Ahnung. So oder so ähnlich lässt sich die Kommunikation in der heutigen Gesellschaft leider herunterbrechen. Auch vor Fankurven und Fußball-Bubbles macht diese Feststellung keinen Halt. Deshalb outen wir uns hier erneut mit einer scheinbar nötigen Hommage an unsere Nummer 11, inklusive Meinung, Recherche UND Wissen.
So schrieben wir Mitte Oktober 2022 bereits begeistert unter der Überschrift „Louis der Strippenzieher“:
„Er ist einer für die besonderen Momente im Spiel. Einer, der Räume sieht, die für den Zuschauer erst einige Sekunden später Sinn ergeben. Der so unauffällig die Bälle verteilt und Mitspieler in Szene setzt, dass er von den Fans gerne mal übersehen oder mit einem schlechten Arbeitszeugnis bedacht wird. Dabei kann man in Hannover glücklich sein, jemand wie Louis Schaub im Team zu haben… „
Damals war die Mannschaft erst frisch zusammengestellt worden, Physis und taktische Finesse waren erst in der Anlaufphase des neuen Trainers. Auch Louis Schaub suchte nach unbefriedigenden Monaten in Köln noch seine eigene bessere Form und die seiner neuen Kollegen. Laufwege, taktische Abläufe, Verständnis insgesamt, da passte vieles noch nicht so gut. In den ersten Spielen agierte Louis bereits als sichtbarer Aktivposten, sowohl in den frühen Balleroberungen als auch im progressiven Spiel nach vorne.
Dann wechselte Stefan Leitl nach den ersten Spielen zur Beruhigung der Defensive von 4er Kette auf ein 5-3-2 und lies Schaub nur die Rolle des Jokers.
Im Frühjahr 2023 hatte sich der Sohn von 96-Legende Fred Schaub jedoch mit seiner agilen Art und den ideenreichen Pässen nicht nur in die Startelf, sondern auch in die Herzen vieler Fans gespielt. Hannover hatte ja schon immer ein irritierendes Verhältnis zu seinen Spielmachern, die scheinbar noch viel mehr als andere Spieler um Anerkennung buhlen müssen. Für fleißige Leser von Zahlen und Statistiken stand jedoch schnell außer Frage, was für einen Mehrwert LS#11 darstellte.
Mit Beginn der aktuellen Saison sehen viele Sachen schon ganz anders und besser aus. Hannover hat seinen Esprit in der Mittelfeldraute gefunden, die viel von den Spielern verlangt, aber auch eine ungemeine Durchschlagskraft schenkt. Trotz manchmal auch ausbleibender Erfolge sind sich Fans und Experten einig, dass Hannover 96 momentan einen sehr attraktiven Ball spielt. Auch das Kreieren von Torchancen klappt besser, ganz egal, ob wir zwischendurch auch mal „nur“ Unentschieden in Elversberg und Wiesbaden spielen.
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Eine große Rolle in diesem System spielt eben unser Louis Schaub. Punkt. Das wird von einigen Kritikern leider immer wieder in Frage gestellt, weil sich nicht mit den hohen Anforderungen dieser Spielform und Schaubs Beitrag dazu beschäftigt wurde. In 2022/23 spielte unsere Nummer 11 von Ende April bis Saisonfinale Ende Mai bockstark mit durchgehend hohen Werten. Für uns bei 96Freunde.de war klar, dass er durch seinen Impact unser „Spieler der Rückrunde“ war.
2023/24 gelingt Louis bisher eine eher wechselhafte Saison. Keine schlechte, aber auch noch keine durchgängig starke, wie man sie sich von ihm wünscht. Seine stärksten Auftritte hatte er gegen Sandhausen im Pokal, gegen Hamburg, Osnabrück, Wiesbaden, im Derby (alle 2023) und zuletzt gegen Hamburg, Fürth und Düsseldorf.
Hier lässt sich mit Blick auf Gegner und eigene Aufstellung eine klare Aussage treffen:
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Ackert Schaub ziemlich alleine auf rechts, kommt er weniger in kreative Momente. Er braucht einen Muroya oder wie zuletzt einen Voglsammer, die ihn auf der Außenbahn hinterlaufen und in die Tiefe starten. Mit einem guten Tag von Jannik Dehm klappt sowas auch. Das Eigentor von Stephan Ambrosius gegen Hamburg, bzw. dessen Entstehung mit Steckpass auf Sebi Ernst, war eine solche Masterclass. Ergo: unser Titelheld kann nur glänzen, wenn er auch Nebenmänner hat, die mitspielen und die Idee des Tiefenlaufs umsetzen. Dazu muss man sagen, dass Sebis Wirkungsstätte an dem Abend eher auf der linken Seite war, er aber im Zuge einer unglaublichen Intensität im 96er Spiel auch auf der 10 wirbelte oder für ein Zusammenspiel mit Schaub in die rechte Halbspur spurtete. Und genau diese Energie und Wege fordert Stefan Leitl von seinen Jungs, um Spiele erfolgreich für uns zu gewinnen.
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Gegen Osnabrück und Wiesbaden hagelte es aktuell wilde Kritik, aber mit Blick auf die Außenbahn, auf der Jannik Dehm in beiden Spielen bedingungslos geblockt wurde, kann Louis Schaub zumindest ein Stück weit entlastet werden. Enzo Leopold stand so oft unter Pressing, dass er als naher 8er kaum kreativen Kontakt zu Louis Schaub herstellen konnte. Nico Tresoldi und Havard Nielsen wurden von den gegnerischen Betonmischern geschluckt. Und so ackerte sich Louis Schaub einen ertraglosen Wolf.
Es ist völlig legitim, heiße Diskussionen über die Spiele gegen Osnabrück, Wiesbaden und Düsseldorf zu führen. Dies alles aber an nur einer Personalie festmachen zu wollen, ist amateurhaft. Den Wumms, den wir gegen Hamburg und Fürth gesehen haben, entfesselte ein ganzes Team. Und der war danach nicht auf dem Platz, weil eben dieses Team ideenlos auftrat. Und nicht nur Louis Schaub blass blieb.
Hier ein paar Facts zum Spieler:
Seine Position:
Halbrechtes offensives Mittelfeld (und nein, er ist nicht einfach so durch Kolja Oudenne ersetzbar, der seine Stärken genau auf der anderen Seite besitzt). Er erobert Bälle etwas weiter im Mittelfeld und macht dann von dort das Spiel. Hat gerne einen Typ wie Sei Muroya hinter sich, der für Attacken von hinten über die Außenbahn angerauscht kommt.
Seine Stärken:
– Hohes Pressing, Balleroberungen (3,4 Eroberungen pro Spiel)
– zählt zu den Top30% WELTWEIT, was progressive Pässe angeht: ca. 5 raumgewinnende Pässe pro Spiel
– Umschaltmomente kreieren
– Ballverlagerungen, lange Bälle (Genauigkeit 75%)
– Mit links in die Mitte ziehen und entweder Doppelpass oder Abschluss suchen
– Pässe in die Tiefe für AV im Sprint, z.B. Muroya gegen Hamburg oder Vogi gegen Fürth
– hohe Pass-Effizienz
– findet durch Dribblings und Kurzpass-Spiel Lösungen in engen Räumen
Seine Schwächen:
– Opfer des Systems, das von starken AV lebt. Mit Dehm zuletzt sichtbar schwächere Spiele, da weniger Durchbrüche über außen stattfanden
– Sucht Mitspieler zum Spielen und wenn diese nicht zu finden sind, sieht es zögerlich aus bzw. provoziert es Ballverluste
– spielt aktuell sein großes Potentials zu wenig aus
Fazit:
Wir hatten nach dem Verkauf von Derrick Köhn und der schweren Verletzung von Sei Muroya darauf hingewiesen, dass uns damit brutale Wochen bevorstehen würden. Durch die Sturmläufe von Köhn zog die gegnerische Verteidigung immer weiter nach links, sodass für Schaub auf rechts deutlich mehr Raum zur Entfaltung war. Das wurde nach den kleinen Sensationen gegen den HSV und Fürth von vielen Fans mal wieder größenwahnsinnig hinweg gelächelt. Schade, dass man unter den Umständen nicht einfach mit den Unentschieden zufrieden sein kann (Stefan Leitl ist es übrigens) und stattdessen gleich wieder einzelne Spieler attackieren muss. Louis Schaub hat momentan sicherlich noch Luft nach oben, aber da ist er nicht der einzige im Team. Stichwörter: Abwehrverhalten und Chancenverwertung. Also bitte cool bleiben und mal zufrieden mit Platz 4 sein! Samstagabend taufen wir die Betze-Teufel im Maschsee!
Die Lieblingsfolgen vom 96Freunde-Podcast mit Altin Lala, Florian Fromlowitz und Ewald Lienen. Viel Spaß beim Reinhören!
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