Da war es, das Jubiläumsspiel. Das Spiel, auf das wir uns eine Woche lang gefreut hatten, dass uns an die alte Zeit erinnerte und das wir noch einmal so erleben wollten. So wie die Meistermannschaft von 1954. Eine Heimmacht ihresgleichen, mit einer der offensivstärksten Mannschaften der Liga, gegen eine defensiv löchrige Lauterer Truppe. Die Vorzeichen standen gut, vor allem da wir in den letzten Heimspielen jeweils mindestens ein Tor erzielt hatten.
von Median Kelmendi
Von unseren 46 Toren fielen zehn innerhalb der ersten 15 Minuten und elf in der letzten Viertelstunde, also immer zu psychologisch wertvollen Momenten. Die Fans waren da, die Stimmung heizte vor Vorfreude und Hoffnung. Die Stimmung war atemberaubend. Anstoß, und die erste Spielminute beginnt. Unsere Jungs heiß und willig zu gewinnen, alle stürmen nach vorne, pressen und suchen jeden Zweikampf gewillt um jeden Ball. Eine Chance nach der nächsten, und dann ist der Ball plötzlich im Netz. Tor, Tor, Tooor! Schrie das ganze Stadion und der Hannoveraner „Betze“ bebte. Gespannt schauten wir alle nach oben, wir kommen und holen uns die Aufstiegsplätze. Doch dann ein Pfiff, es hieß Atem anhalten, Abseits! Ein Schlag in die Magengrube. Es hieß aufstehen und weitermachen, aber je länger das Spiel lief, desto mehr wirkte diese Entscheidung klemmender gegen uns.
Die Spielstruktur änderte sich und man merkte es. Es folgten zwei Schüsse auf das Gehäuse der Lauterer von insgesamt zehn! Mit einer Passquote von 83%, wobei 63% der langen Bälle ankamen, lässt sich was machen, aber die Zahlen täuschen. Wenn wir es mal ein wenig heruntergebrochen sehen, dass von 399 insgesamt gespielten Pässen 50 lang gespielt wurden. Das ist grob jeder achte Pass! Es fühlte sich wie beim Spiel gegen Wiesbaden oder Osnabrück an. Hoch und weit, vorne wird schon einer den Ball festmachen. So wird es schwer genug, Kombinationsmöglichkeiten zu erschaffen, damit Chancen kreiert werden können. Abgesehen von Kombinationen und Pässen wurden auch viele Dribblings verloren, und Flanken waren rar. Mehr als die Hälfte der Dribblings gingen verloren, meistens auf den Außenbahnen. Das Problem hat viele Facetten, der größte Faktor hier ist das fehlende Tempo.
Mit Dehm und Mbi auf den Außen haben wir defensiv solide, aber offensiv eher etwas schwächere Spieler. Beiden fehlt das Tempo im eins gegen eins, wobei man Mbi etwas rausnehmen muss, als nicht gelernter Linksverteidiger. Der Wegfall von Köhn und Muroya ist zu sehen und lässt eine kleine offene Wunde übrig. Gerade auf der linken Seite ist es zu sehen. Letzte Woche Halste, diese Woche Mbi. Es fehlen die Läufe in die Tiefe, die Läufe nach vorne oder auch mal den Mitspieler auf Außen zu überlaufen und somit einen Gegenspieler vom Mitspieler abzuziehen oder sich auf Außen anzubieten und eine Flanke zu schlagen.
Beide lassen diesen Impact nach einer gewissen Zeit stehen und bleiben auf Höhe des Mittelkreises. Auf fehlende Dribblings folgen fehlende oder wenige Flanken in den Strafraum. Es war immer mal wieder zu sehen, dass auf den Außen ein Dehm oder Mbi sträflich alleine gelassen wurden. Alle laufen und positionieren sich im 16er und warten auf die Flanke, die aber so gut wie nie kam, da die Lauterer auf den Außen teilweise doppelten und so Überzahl schafften. So blieb uns fast nie etwas anderes übrig, als den Ball zu verlieren oder sicher nach hinten zu spielen und neue Anspielstationen zu finden.
So kam es, wie es kommen musste, wie es seit Wochen passiert. Vogi macht den Ausgleich und heizt die Truppe an. Leo mit dem Ball auf Außen, treibt Sebo auf die Außenbahn, der Pass kommt, Mbi kommt zur Hilfe, bekommt den Pass, verstolpert ihn unglücklich, und dann hat Sebo eine Idee. Er schlägt den Ball in den 16er, der Torwart kommt raus, springt unter dem Ball, und Vogi, mein Vogi, schaltet nicht ab, spekuliert, dass der Ball noch irgendwie durchkommt, und ist zur Stelle.
Es muss ein neuer Schwung in die Mannschaft. Ein Ezeh, der wieder gute Aussichten auf einen Platz in der ersten Mannschaft hat, könnte diesen neuen Schwung in die Mannschaft bringen. Ein gelernter Linksverteidiger, der einen klaren Offensivdrang hat. Den Spielstil wie Köhn, auch wenn er defensiv etwas schwächer als offensiv ist, ist genau das, was wir gerade brauchen. Mit Läufen in die Spitze und der Suche nach dem ständigen Duell gegen Gegenspieler verleiht er der ohnehin offensivstarken Truppe noch diesen extra Schub. Dadurch können mehr Flanken, wie zuletzt gegen Düsseldorf gespielt wurden, welche, wie wir gesehen haben, auch zu Torerfolgen führen können. Sobald Muroya wieder dabei ist, sehe ich den Angriff auf die Aufstiegsplätze wieder. Noch ist es nicht vorbei!
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